Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 14. Sonntag im Jahreskreis 2022

Datum:
So. 3. Juli 2022
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum 14. Sonntag im Jahreskreis 2022

Zur 1. Lesung (Jes 66, 10-14c)

Die Israeliten kehren nach 50 Jahren Babylonischer Gefangenschaft ab 538 v. Chr. wieder nach Palästina und Jerusalem zurück. Doch der moralische und religiöse Aufbau des Volkes und der praktische Aufbau des Tempels erweist sich als schwierig. In diese Situation hinein will das Wort des Propheten (Tritojesája) Mut machen und Freude bringen.

Lesung aus dem Buch Jesája:

„Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie traurig wart. Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum! Denn so spricht der Herr: Seht her: Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach. Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen und auf den Knien schaukeln. Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost. Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras. So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten.“

Zur 2. Lesung (Gal 6, 14-18)

Wir hören heute den Abschluss des Gálater-Briefes, Paulus fasst darin das Wichtigste zusammen: Durch das Kreuz Christi ist Paulus „die Welt gekreuzigt“ und er „der Welt“ (Vers 14), d.h. für ihn ist das „Weltliche“ am Kreuz gestorben = Egoismus, Macht, Unterdrückung, Abwertung usw. Und er ist einer solchen Welt auch gestorben, dafür lebt er nicht mehr. Es kommt darauf an, dass wir „eine neue [göttl.] Schöpfung“ (V. 15) sind. Und wozu wir eigentlich geschaffen sind, das hat Jesus gezeigt.

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gálater:

Liebe Schwestern und Brüder! „Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Denn es kommt nicht darauf an, ob einer beschnitten oder unbeschnitten ist, sondern darauf, dass er neue Schöpfung ist. Friede und Erbarmen komme über alle, die sich von diesem Grundsatz leiten lassen, und über das Israel Gottes. In Zukunft soll mir niemand mehr solche Schwierigkeiten bereiten. Denn ich trage die Zeichen Jesu an meinem Leib. Die Gnade Jesu Christi, unseres Herrn, sei mit eurem Geist, meine Brüder. Amen.“

Zum Evangelium (Lk 10, 1-12.17.20):

Jesus sendet 72 Jünger in die Orte, in die er selbst gehen wollte (vgl. Vers 1) – warum 72? Das bezieht sich wahrscheinlich auf die sogenannte „Völkertafel der Nachkommen Noachs“ (vgl. Gen 10), in der „alle“ Völker“ (und damit auch alle Sprachen, vgl. Gen 11, 9) verzeichnet sind. „72“ meint also, dass zu allen Völkern die Botschaft Jesu gelangen soll. Und das „Programm“ der Nachfolge sieht so aus:

  1. Bitte um NachfolgerInnen (vgl. Vers 2)!
  2. Gewaltlosigkeit (vgl. V. 3)!
  3. Armut (vgl. V. 4) = alles zurücklassen, vermeiden, was aufhält!

            Nur sich selbst mitnehmen = Geschichte, Glaube, Sendung!

  1. Das Wichtigste: Friede (vgl. V. 5f, vgl. „Ite, missa est“)!
  2. Selbstlosigkeit = Wohnen und Essen sind nebensächlich (vgl. V. 7f)!
  3. Kranke heilen (vgl. V. 9a)!
  4. Verkündigung des Reiches Gottes (vgl. V. 9b)!

Am Schluss dieses Nachfolge-Programms stehen noch zwei Zusagen Jesu:

  1. Die JüngerInnen haben alle Macht, das Böse zu überwinden (vgl. V. 19)!
  2. Sie haben / leben einen göttlichen Auftrag (vgl. V. 20b)!

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:

„Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe. Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.

Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und berichteten voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.“