Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 16. Sonntag im Jahreskreis 2021

Datum:
So. 18. Juli 2021
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum 16. Sonntag im Jahreskreis 2021

Zur 1. Lesung (Jer 23, 1-6)

Der Prophet Jeremia gehört zu den vier „großen“ Propheten (neben Jesája, Ezéchiel und Daniel) des Alten Testaments. Er wird ca. 627 v. Chr. zum Propheten berufen und wirkt in der Zeit vor dem Babylonischen Exil (597-539 v. Chr.) in Jud(ä)a. In der heutigen Lesung hören wir, dass Jeremia über die „Hirten“ wettert, gemeint sind damit die Könige von Israel, weil sie das Volk nicht so führen, wie Gott es wohl will. Seine Botschaft: Gott selbst wird nun die Schafe sammeln! Aus dem Stamm (des Geschlechts) Davids wird Gott einen Retter erwecken, einen Messias (hebr., lat. Christus = Gesalbten), der als gerechter Hirte das Volk (Gottes) eint und führt.

Das Symbol des Hirten für das Amt eines Herrschers war in der Antike weit verbreitet: Es war nicht nur seine Aufgabe, seine Herde = das Volk zu einen und zusammenzuhalten, es vor äußerer Bedrohung zu schützen und innere Sicherheit zu gewährleisten, sondern auch, sich um die Schwachen und Randständigen zu kümmern, damit diese nicht verlorengehen. Schon die „Urväter“ Israels Abraham, Isaak und Jakob sind Hirten (vgl. auch Abel (vgl. Gen 4, 2)), ebenso (König) David, an einigen Stellen wird Gott selbst als Hirte gesehen (vgl. u.a. Ps 23, Jer 31, 10). Nach christlicher Überlieferung und Überzeugung gipfelt das Symbol des Hirten dann in Jesus Christus: „Ich bin der gute Hirte“ (Joh 10, 11.14)! Und dieses Bild wird dann – neben dem „Fisch“ (= griech.  Ichtys: Iēsoũs (= Jesus), Christòs (= Christus (= der Gesalbte)), theoũ (= Gottes), hyiòs (= Sohn), sōtér (= Erlöser)) – zum ersten Symbol für die Christenheit (älteste Zeugnisse dafür in den Calixtus-Katakomben in Rom, Anfang 3. Jh. n. Chr.).

Dementsprechend wird auch das Bischofsamt in der Katholischen Kirche so verstanden, und als besonderen Ausdruck dafür wird einem Erzbischof bei seiner Weihe das „Pallium“ vom Papst (das er auch selber trägt) auf die Schultern gelegt: Das ist eine ringförmige Stola aus der Wolle zweier Lämmer, die das wiedergefundene Schaf symbolisiert, das der gute Hirte auf den Schultern trägt.

Lesung aus dem Buch Jeremia:

„Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen – Spruch des Herrn. Darum - so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert. Jetzt ziehe ich euch zur Rechenschaft wegen eurer bösen Taten - Spruch des Herrn. Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe. Ich bringe sie zurück auf ihre Weide; sie sollen fruchtbar sein und sich vermehren. Ich werde für sie Hirten bestellen, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren gehen – Spruch des Herrn. Seht, es kommen Tage – Spruch des Herrn –, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln, für Recht und Gerechtigkeit wird er sorgen im Land. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.“

Zur 2. Lesung (Eph 2, 13-18)

Die Heidenmission ist für Paulus von entscheidender Bedeutung und Wichtigkeit: Im sogenannten „Apostelkonzil“ 48/49 n. Chr. war auf sein Drängen hin entschieden worden, dass Heiden, d.h. nicht-Juden, die den christlichen Glauben annehmen, nicht jüdischen Vorschriften unterliegen (außer: Verbot von Genuss von Götzenopferfleisch, von Ersticktem, von Blut, und Unzucht, vgl. Apg 15, 28f). Im folgenden Abschnitt aus dem Epheserbrief hören wir, dass Jesus Christus durch seine Hingabe im Leben und am Kreuz („durch sein Blut“, Vers 13) alle Menschen mit Gott versöhnt hat. Alle (= die „Fernen“ = Heiden, und die „Nahen“ = Juden (Vers 17)) sind „in einem einzigen Leib“ (Vers 16) (= die Kirche) aufgenommen und haben „beide in dem einen Geist Zugang zum Vater“ (Vers 18)! Aus dem heiligen Geist Gottes zu leben (= dementsprechend zu handeln) ist die wichtigste Aufgabe und Herausforderung des Menschen – Jesus (und auch Maria!) hat nichts anderes getan!

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser:

Liebe Brüder und Schwestern „jetzt aber seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und uns, den Nahen. Durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater.“

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (Mk 6, 30-34):

Im heutigen Sprachgebrauch würde man sagen: Jesus und seine Apostel haben Stress: So viele Menschen heilen sie und teilen mit ihnen das Reich Gottes, lassen es erfahrbar werden und stecken andere damit an, dass sie kaum noch Zeit zum Essen haben. Auch wenn Jesus mit seinen Jüngern in eine einsame Gegend „flüchtet“ – als der die Not und Sehnsucht und Bedürftigkeit und Suche der Menschen sieht, erreicht das wie immer sein Herz und er ist für sie da! – Folgende Fragen können für uns interessant sein:

  • Wie ruhe ich aus? Wie entspanne ich? – Fernsehen? Gartenarbeit? Spazierengehen? Einkaufen? Sport?
  • Welche Momente in der Woche habe ich, in denen ich besinne / über mein Leben nachdenke?
  • Wie erreicht mich die Not, Sehnsucht, Bedürftigkeit und Suche der Menschen? Nehme ich das wahr?

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus:

In jener Zeit „versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.“