Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 17. Sonntag im Jahreskreis

Datum:
Sa. 25. Juli 2020
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zu den Lesungen und zum Evangelium des 17. Sonntags im Jahreskreis:

Zur 1. Lesung (Kön 3, 5.7-12)

Das Buch der Könige beschreibt die Geschichte Israels ab König Salomo (der dritte König des vereinten Israel und Juda, nach König Saul und König David) bis zur Eroberung Jerusalems (587 v. Chr.).

König Salomo war König von etwa 965-926 v. Chr.. Seine 40jährige Regierungszeit war v.a. davon geprägt, dass es in dieser Zeit keine israelitischen Kriege oder Auseinandersetzungen mit den Nachbar-völkern und –staaten gab. Innenpolitisch war Salomo umso aktiver: Er zentralisierte Israel weitgehend und unterteilte es – gemäß den 12 Stämmen – in zwölf Gaue, was auch für die Abgabe von Steuern genutzt wurde. Seine hervorragendste Leistung war der Bau des nach ihm benannten (Salomonischen) Tempels, des Zentralheiligtums in Jerusalem (vgl. 1 Kön 5, 15 – 6, 38).

Salomo ist aber auch wegen seiner ausgeprägten Weisheit berühmt, und von dieser Begabung hören wir in der 1. Lesung: Wie immer führt das AT solche besondere Begabungen auf Gott zurück.

  • Die spannende Frage an uns kann sein: Wenn wir uns vorstellten, wir hätten drei Wünsche frei – was würden wir uns tatsächlich / ehrlicherweise wünschen? Gesundheit, Wohlstand, ein langes Leben für uns und unsere Lieben? Wäre Weisheit und ein verständiges Herz wirklich dabei?!

Lesung aus dem ersten Buch der Könige:

„In jenen Tagen erschien der Herr dem Salomo nachts im Traum und forderte ihn auf:

Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll.

Und Salomo sprach: Herr, mein Gott, du hast deinen Knecht anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Doch ich bin noch sehr jung und weiß nicht, wie ich mich als König verhalten soll. Dein Knecht steht aber mitten in deinem Volk, das du erwählt hast: einem großen Volk, das man wegen seiner Menge nicht zählen und nicht schätzen kann. Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht. Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?

Es gefiel dem Herrn, dass Salomo diese Bitte aussprach. Daher antwortete ihm Gott: Weil du gerade diese Bitte ausgesprochen hast und nicht um langes Leben, Reichtum oder um den Tod deiner Feinde, sondern um Einsicht gebeten hast, um auf das Recht zu hören, werde ich deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, dass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht.“

Zur 2. Lesung (Röm 8, 28-30)

„Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“, das hören wir gleich in der 2. Lesung. Da müssen wir aber genauer hinschauen, was „zum Guten“ konkret bedeutet. Das „Gute“ bedeutet nach Paulus eben nicht, was wir vielleicht spontan damit in Verbindung bringen: dass alles gut läuft, dass es keine Probleme gibt. Das meint Paulus ganz und gar nicht, sondern dass wir dazu bestimmt sind, „an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben“ (Röm 8, 29b). Jesus Christus ist der neue Adam, er ist nicht nur das Ebenbild des unsichtbaren Gottes (vgl. Kol 1, 15), sondern auch der Prototyp des Menschen = so wie Jesus sind wir geschaffen und gemeint! Wir sollen also wir Jesus leben und lieben – das ist der alleinige Weg zum Guten, so kommt Gemeinschaft, Vergebung, Versöhnung, Frieden etc. in die Welt! Und alle Menschen sind dazu berufen, sie sind dazu bestimmt, so zu leben, damit sich das Leben erfüllt = wir Menschen setzen uns dafür ein, die Kraft der Liebe Gottes auf Erden Wirklichkeit werden zu lassen. Dadurch sind wir „gerecht gemacht“ (= wirkliche Nähe zu Gott ist möglich) und haben Anteil an der Herr-lichkeit, an dem wahren Herr-Sein des Sohnes Gottes, und leben als seine „Kinder“ (vgl. Joh 1, 12: „allen aber, die ihn [Christus] aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“).

  • Wann habe ich letzte Woche so gelebt?

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer:

Liebe Schwestern und Brüder!

„Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind; denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei. Die aber, die er vorausbestimmt hat, hat er auch berufen, und die er berufen hat, hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.“

Zum Evangelium (Mt 13, 44-52)

Eine der Fragen, die wir uns anhand des heutigen Abschnittes aus dem Matthäus-Evangelium stellen können, ist, was uns unser Glaube wert ist? Das finde ich eine sehr wichtige und spannende Frage, weil sie auch ungewöhnlich ist. Unser Glaube ist ja wohl keineswegs selbstverständlich, stellen Sie sich bitte vor, wie Ihr Leben wohl wäre, Ihre Einstellungen und Ihre Weltsicht, wenn Sie Ihren christlichen Glauben nicht hätten. Oder würde sich dann kaum etwas verändern? Das wäre fragwürdig!

Jesus von Nazareth ist für diesen Glauben – das Gott uns vor aller Leistung und trotz aller Schuld liebt – sogar in den Tod durch das Kreuz gegangen – da ist es berechtigt, dass wir immer mal wieder hinschauen, was wir für unseren Glauben „opfern“, was wir bereit sind, zu investieren?!

Für Jesus war diese Frage sehr wichtig, hören wir doch schon in Mt 6, 21: „wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“!

Sie kennen vielleicht den Ausspruch: „Was nichts kostet, ist nichts wert“ – wenn man das Kosten eben nicht auf Geld bezieht, sondern darauf, dass alles, was wichtig im Leben ist, nie selbstverständlich angeflogen kommt, sondern immer Einsatz und Bemühen und Ringen bedeutet, dass stimmt dieser Satz meines Erachtens. Also:

  • Was kostet mich mein Glaube? Welchen „Preis“ zahle ich dafür, Christ zu sein?
  • Was „lasse“ ich durch meinen Glauben weg?
  • Wie würde mein Leben wohl ohne meinen persönlichen (christlichen) Glauben aussehen?

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus:

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.

Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.

Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen. Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg. So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.

Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja.

Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt.“