Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 18. Sonntag im Jahreskreis 2021

Datum:
So. 1. Aug. 2021
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum 18. Sonntag im Jahreskreis 2021

Zur 1. Lesung (Ex 16, 2-4.12-15)

Im (Buch) Exodus, dem Auszug der Israeliten aus Ägypten (vielleicht 1250 v. Chr.), und den Erzählungen, die damit im Zusammenhang stehen, werden viele menschliche Grundeinstellungen – besonders auch in Bezug auf das Vertrauen auf eine göttliche Führung und Leitung – beschrieben und deutlich. Heute hören wir, was eine der großen Fallen ist, wenn wir Menschen uns (schon) verändern. Es gehört ja ohnehin zu den größten Herausforderungen (und – wenn man denn daran glaubt – göttlichen Aufträgen), dass wir unsere Denk- und Verhaltensmuster nicht nur immer wieder kritisch überdenken (vgl. Mk 1, 15b: „Denkt um und glaubt an die Frohe Borschaft“), sondern auch verändern. Das ist nicht nur die Grundlage für die sogenannten „Entwicklungsaufgaben“ (= spezifische Lernaufgaben über die gesamte Lebensspanne des Menschen, die zum Erwerb von Fertigkeiten und Kompetenzen führen), sondern Ziel aller religiösen Unterweisung und Auseinandersetzung (vgl. den heutigen Abschnitt (!) der zweiten Lesung aus dem Epheserbrief, v.a.: „Legt den alten Menschen ab, …, ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an“, Verse 22-24). Wenn es um persönliche Einstellungen und (Denk- und Verhaltens-)Muster geht, sind wir Menschen generell sehr schwerfällig, diese zu verändern. V.a. liegt die Ursache dafür darin, dass wir besonders Ordnung in unserem Kopf und Stabilität unserer Umwelt brauchen, um Sicherheit zu empfinden. Haben wir uns aber verändert, dann hilft es, bewusst zu berücksichtigen, wie lange wir nach dem „alten“ Muster gelebt haben: Je älter ein Muster ist, desto mehr Zeit der Einübung braucht es, es mit dem „neuen“ Muster (dauerhaft) zu ersetzen!

Im heutigen Abschnitt aus dem Buch Exodus wird dies deutlich: Die Israeliten sind war der Sklaverei entronnen, müssen jetzt aber auch den Preis dafür zahlen, den Weg in die Freiheit eingeschlagen zu haben, der ja nicht nur von bisherigen Bedrückungen befreit, sondern auch von bisherigen Sicherheiten! So ist das grundsätzlich in unserem Leben: Man kann davon ausgehen, dass alle Situationen, in denen wir uns unfrei fühlen, auch ihre bestimmten Sicherheiten und Bequemlichkeiten hatten. Wären es rein negative Erfahrungen gewesen, wäre es nicht nachvollziehbar, warum es nicht schon vorher eine Flucht / Veränderung gegeben hat.

Das „Manna“ (das „Brot vom Himmel“, Vers 4), ist übrigens tatsächlich ein Ausscheidungssekret der Schildläuse, die auf dem Sinai auf Tamarisken-Sträuchern leben, d.h. eine spezielle Art von Honigtau.

Können Sie sich erinnern, welches Denk- und Verhaltensmuster Sie zuletzt verändert haben? Durch was haben Sie es ersetzt? Und was brauchen Sie, um das neue, bessere Muster durchzuhalten? Die Israeliten haben eigentlich mehr gebraucht als Wachteln und Honigtau, denn der hat „nur“ ihren körperlichen Hunger gestillt.

Lesung aus dem Buch Exodus:

In jenen Tagen „murrte die ganze Gemeinde der Israeliten in der Wüste gegen Mose und Aaron. Die Israeliten sagten zu ihnen: Wären wir doch in Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten. Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen. Da sprach der Herr zu Mose: Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Das Volk soll hinausgehen, um seinen täglichen Bedarf zu sammeln. Ich will es prüfen, ob es nach meiner Weisung lebt oder nicht. Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sag ihnen: Am Abend werdet ihr Fleisch zu essen haben, am Morgen werdet ihr satt sein von Brot und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr, euer Gott, bin. Am Abend kamen die Wachteln und bedeckten das Lager. Am Morgen lag eine Schicht von Tau rings um das Lager. Als sich die Tauschicht gehoben hatte, lag auf dem Wüstenboden etwas Feines, Knuspriges, fein wie Reif, auf der Erde. Als das die Israeliten sahen, sagten sie zueinander: Was ist das? Denn sie wussten nicht, was es war. Da sagte Mose zu ihnen: Das ist das Brot, das der Herr euch zu essen gibt.“

Zur 2. Lesung (Eph 4, 17.20-24)

Wie zur ersten Lesung schon angesprochen, fasst Paulus heute in seinen Worten das zusammen, was Sinn, Zweck und Ziel der Botschaft Jesu / der Inkarnation Gottes in Jesus Christus war und ist: Den alten Menschen mit seinen egoistischen Begierden und irdischen Vergötterungen abzulegen, um durch und nach dem Beispiel Jesu so zu leben, wie Gott uns gedacht / (eigentlich) geschaffen hat: Gerecht und heilig zu leben!

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser:

Liebe Brüder und Schwestern! „Ich sage es euch und beschwöre euch im Herrn: Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken! Das aber entspricht nicht dem, was ihr von Christus gelernt habt. Ihr habt doch von ihm gehört und seid unterrichtet worden in der Wahrheit, die Jesus ist. Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben und erneuert euren Geist und Sinn! Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“

Zum Evangelium (Joh 6, 24-35)

Wer wirklich glaubt, dass Jesus der Christus, d.h. der Sohn Gottes ist, der kann es nur in seinen täglichen Vollzügen leben! Und welche Kraft(quelle) brauchen wir dafür? Vor allem anderen den Geist Gottes, der uns „in die ganze Wahrheit“ führt (Joh 16, 13a), als wesentliche Stärkung aber auch Christus in der Eucharistie, das „wahre Brot vom Himmel“ (Vers 32). Wenn wir im eucharistischen Brot zutiefst die Realpräsenz Christi glauben, führt die Auseinander-Setzung mit ihr nicht nur zur körperlichen Stärkung (durch biologische Aufnahme), sondern auch zur Transformation aller Sehnsüchte und Wünsche – dann aber in Gottes Sinn, und nicht mehr im ursprünglichen Sinn des Menschen!

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:

In jener Zeit „als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafarnaum und suchten Jesus. Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierher gekommen? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt. Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Sie entgegneten ihm: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Was tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“