Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum 19. Sonntag im Jahreskreis 2021

Datum:
So. 8. Aug. 2021
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum 19. Sonntag im Jahreskreis 2021

Zur 1. Lesung ((1 Kön 19, 4-8)

Der Prophet Elíja wirkt im 9. Jh. v. Chr. und tritt im ersten Buch der Könige erstmals auf (vgl. 1 Kön 17), als das Nordreich Israel unter einer Dürrekatastrophe leidet (vgl. auch Jak 5, 17). Die Ursache dafür sieht er in der Verehrung der (kanaanitischen) Gottheit Baal, die durch die (phönizische) Ehefrau (Isebel) des Königs von Israel, Ahab, wieder eingeführt wird. Ahab lässt Elíja verfolgen, um ihn zu töten, es kommt jedoch zu einem Treffen von Elíja und Ahab (auf dem Berg Karmel, vgl. 1 Kön 18) und zu einer göttlichen Machtprobe: Die Baalspropheten und die Anhänger Jahwes bringen jeweils ein Brandopfer dar, durch ein göttliches Zeichen / Urteil (Blitzeinschlag? Vgl. 1 Kön 18, 38f) soll das Volk erkennen, welcher Gott der wahre / mächtige(re) ist. Das Opfer Elíjas wird „angenommen“ = ist erfolgreich, woraufhin Elíja die 400 Baalspropheten durch das Volk ermorden lässt (vgl. 1 Kön 18, 40). Danach muss er fliehen, da Isebel ihn aus Rache töten lassen will. Er flieht ins Südreich Juda, versteckt sich in der Wüste und wünscht sich erschöpft den Tod. Im Traum fasst er neue Zuversicht und Überzeugung, stärkt sich und zieht zum Gottesberg Horeb. – Wodurch (konkret!) fassen Sie neue Zuversicht / Stärkung?

Lesung aus dem Buch Exodus:

In jenen Tagen „ging Elíja eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter. Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin. Doch der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich. Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.“

Zur 2. Lesung (Eph 4, 30 – 5, 2)

Sie wissen, wir können über Gott (eigentlich) nur aussagen, was er nicht ist, alles andere sind Anthropomorphismen (= menschliche Zuschreibungen / Projektionen auf göttliche Wesen) und / oder Rekonstruktionen durch menschliche Überzeugungen auf Grund göttlicher Erfahrung / Offenbarung. Bei aller dadurch gebotenen Vorsicht und Skepsis ist das im Religiösen existentiell und notwendig. Daher ist auch die Frage berechtigt: Kann man Gott beleidigen? Nicht im eigentlichen Sinn, da Gott natürlich über allem steht und nicht „tangiert“ werden kann. Wenn wir davon ausgehen, dass Jesus von Nazareth der Sohn Gottes und sein Ebenbild ist (vgl. u.a. Kol 1, 15), dann ist es spannend zu schauen, was Jesus beleidigt hat: Ich glaube, immer, wenn er auf Grund seiner (göttlichen) Taten (vgl. v.a. die Heilungen und Wunder) von Menschen abgelehnt wurde (v.a. von den religiösen Funktionären, vgl. u.a. Mt 23, 13-33!), weil er das Gegenteil damit zeigen / bewirken wollte: die machtvolle Nähe, Kraft und immerwährenden Neubeginn für den, der sich der Liebe Gottes zuwendet / an sie glaubt.

Paulus fasst das im heutigen Abschnitt aus dem Epheserbrief wieder wunderbar in Worte: Wir tragen den Hl. Geist in uns (vgl. Röm 5, 5b)! Ganz vieles in unserem Leben (und insgesamt aller Gläubigen = (irdische) Kirche) entspricht dem Geist Gottes nicht, ich glaube aber, dass nicht alles eine „Beleidigung“ des Hl. Geistes ist, sondern nur, was ihm widerspricht, d.h. entgegengesetzt ist zu dem, was Gott will – und was Gott von uns will = wie er uns will, das hat ja endgültig Jesus Christus gezeigt. Also ist alles, was dem komplett widerspricht, wohl auch eine Beleidigung Gottes! Bestimmt gehört die Aufzählung, die Paulus in Vers 31 anfügt, mit dazu. Wie wir stattdessen miteinander umgehen sollen, schreibt er dann: „Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat. Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder und liebt einander, weil auch Christus uns geliebt …“.

Wie würde unser Leben, das Leben (in) der Kirche aussehen, wenn das unsere höchste Maxime wäre!?

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser:

Liebe Brüder und Schwestern! „Beleidigt nicht den Heiligen Geist Gottes, dessen Siegel ihr tragt für den Tag der Erlösung. Jede Art von Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung und alles Böse verbannt aus eurer Mitte! Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat. Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder und liebt einander, weil auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und als Opfer, das Gott gefällt.“

Zum Evangelium (Joh 6, 41-51)

Die Hingabe in Liebe ist die Erfüllung menschlichen Lebens, weil – nach der Botschaft und dem Leben Jesu – die Hingabe in Liebe die Erfüllung des göttlichen Lebens ist! In der Eucharistie vergegenwärtig sich fortwährend diese liebevolle Hingabe Jesu (und Gottes!) zum Heil der Menschen: Da Gott uns so sehr liebt, dass er den grausamen, unschuldigen Tod seines Sohnes vom Anfang der Schöpfung an schon miteinbezieht, dann sollte uns das die größte Entschlossenheit und Kraft geben, ebenso, als „Kinder Gottes“ (vgl. Eph 5, 1 und Joh 6, 45) zu leben und dadurch „Heil“ zu wirken, das unvergänglich ist (vgl. Verse 50b und 51b)!

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:

In jener Zeit „murrten die Juden gegen Jesus, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt; und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Bei den Propheten heißt es: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt.“