Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Göttles Wort zum Dreikönigstag 2022

Datum:
Do. 6. Jan. 2022
Von:
Pfarrer Rudolf Göttle

Pfarrer Göttles Worte zum Dreikönigstag 2022

Lesung aus dem Buch Jesája (Jes 60, 1-6):

„Auf, werde licht denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir.

Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht leuchtend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz. Blick auf und schau umher: Sie alle versammeln sich und kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter trägt man auf den Armen herbei. Du wirst es sehen und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit. Denn der Reichtum des Meeres strömt dir zu, die Schätze der Völker kommen zu dir. Zahllose Kamele bedecken dein Land, Dromedare aus Midian und Efa. Sie alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn.“

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser (Eph 3, 2-3a.5-6):

Liebe Schwestern und Brüder! „Ihr habt gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch verliehen hat. Durch eine Offenbarung wurde mir das Geheimnis mitgeteilt. Den Menschen früherer Generationen war es nicht bekannt; jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist offenbart worden: dass nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und an derselben Verheißung in Christus Jesus teilhaben durch das Evangelium.“

Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (Mt 2, 1-12):

Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“

Liebe Schwestern und Brüder, wann haben Sie das letzte Mal bewusst Sterne am Himmel angesehen?

Können Sie sich erinnern, was Sie dabei gedacht oder gefühlt haben? – Ich glaube, Sterne haben für viele Menschen eine große Bedeutung. Vielleicht liegt es daran, dass sie in der Nacht so schön funkeln und uns das Gefühl geben, nicht alleine zu sein. In früheren Zeiten waren sie aber auch sehr wichtig, um sich an ihnen zu orientieren. Und die großen Sterne, besser gesagt die anderen Planeten unseres Sonnensystems, hatten bei vielen Völkern und Kulturen auch bestimmte Bedeutungen.

Heute wissen wir, dass der Jupiter und der Saturn, die größten unserer Planeten, zur Zeit der Geburt Jesu (wohl 7 v. Chr.) tatsächlich so eng zusammenstanden, dass man sie von der Erde aus als ein Stern wahrnehmen konnte, der dann wirklich sehr groß und strahlend geleuchtet hat. Diesem Stern sind die Weisen aus dem Osten gefolgt, sie fanden den verheißenen Retter der Welt und beteten ihn an.

Ich finde es schon interessant, dass besonders in der Filmbranche Sterne, die „Stars“, eine so wichtige Bedeutung haben: Diese Schauspielerinnen und Schauspieler leuchten am Firmament der Leinwand auf wie Sterne, so schön, so unerreichbar, so einzigartig, so scheinbar ewig.

Vielleicht wird dabei oft übersehen, dass hinter all dem Glamour und dem Ruhm auch nur Menschen stehen, die bei all ihrer Begabung und Schönheit auch nur versuchen, ein Leben auf die Beine zu stellen, wie alle anderen Menschen auch.

Natürlich gibt es ganz viele Unterschiede zwischen dem Stern von Bethlehem und den Stars der Filmindustrie. Aber einen halte ich für ganz entscheidend:

Die Weisen aus dem Osten und auch die Hirten haben diesen großen Stern nicht einfach nur bewundert, sondern sie haben sich auf den Weg gemacht, um herauszufinden, wofür dieses Ereignis steht und was sich dahinter verbirgt. Und sie fanden ein Kind in einer  Futterkrippe in einem Stall.

Das haben sie als das Heil der Welt erkannt und ihm gehuldigt, nicht der Schönheit, nicht der ewigen Jugend und dem tollen Aussehen, sondern in all der Armut und Heimatlosigkeit haben sie etwas gefunden, wodurch sie wussten: das muss der Erlöser der Welt sein: sie haben die Liebe gesehen! Vielleicht kann die Liebe dort am meisten strahlen, wo das Äußere am wenigsten davon ablenkt.

Liebe Schwestern und Brüder, ich glaube, jeder Mensch, egal wo und zu welcher Zeit er geboren wird, ist auf der Suche nach dem Stern, der ihm den Weg durchs Leben weist. Das können natürlich nicht Sterne am Himmel sein, sondern es ist das, wonach wir uns zutiefst sehnen, wo wir spüren, dass wir das vor allem brauchen. Und so wünsche ich jedem von uns, dass wir in diesem neuen Jahr ganz bewusst auf der Suche bleiben nach dem, was unser Herz uns sagt, dass wir uns immer wieder auf den Weg machen, um das in unserem Leben zu entdecken, was Gott uns durch die Geburt seines Sohnes zusagt: „Fürchtet Euch nicht, habt keine Angst, denn ich bin bei Euch!“