Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Jungs Wort zum 7. Sonntag der Osterzeit

Datum:
Sa. 23. Mai 2020
Von:
Pfarrer Ulrich Jung

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Gemeinde,

hier ist mein Wort zum 7. Sonntag der Osterzeit. Mittlerweile haben wir mit den Gottesdiensten am Samstag/Sonntag (18.00 und 10.30) in St. Franziskus begonnen.

Es ist noch Platz! Sie können sich durchaus heute noch telefonisch anmelden (71519 oder 33 75 56).

Maximal können unter Corona-Bedingungen 40 Personen am Gottesdienst teilnehmen, bei den ersten beiden Gottesdiensten wurde diese Zahl bei weitem nicht erreicht.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es doch einigermaßen möglich ist, trotz der strengen Reglementierungen einen würdigen Gottesdienst zu feiern.

Wir haben ja in den  vorderen Bereich der Kirche eine Anzahl Stühle gestellt, auch einige Bänke können unter Wahrung des Abstands benutzt werden.

Er war nicht so "steif" und unnatürlich wie ich befürchtet hatte. Aber es bleibt natürlich eine "Gratwanderung".

Eine schwierige Frage ist, ob Personen über 60 Jahre, die rein vom Alter her der "Risikogruppe" angehören, am Gottesdienst teilnehmen sollten. Mehrere Menschen aus der Gemeinde haben mich daraufhin angesprochen, weil ja auch in der Dienstanweisung des Generalvikars eher davon abgeraten wird. Andererseits stellt gerade diese Personengruppe die Mehrzahl derer, die regelmäßig am Gottesdienst teilnehmen.

Letztlich muss jeder diese Frage für sich selbst entscheiden. Aber Personen über 60 sollen sich auf keinen Fall ausgeschlossen fühlen!

Auf jeden Fall abzuraten ist natürlich  von der Teilnahme, wenn jemand sich krank fühlt (auch wenn es nicht um "Corona" geht).

Ich möchte auch hier noch einmal auf die Aktion "Renovabis" hinweisen und Sie herzlich um eine großzügige Spende für unsere Glaubensgeschwister in Osteuropa bitten!

Spendenkonto RENOVABIS:
IBAN: DE24 7509 0300 0002 2117 77 (Liga-Bank)
IBAN: DE17 3706 0193 3008 8880 18 (Pax-Bank)

Auch hier noch mal die Einladung, die Pfingstnovene mitzubeten.

Ihnen und Euch allen einen herzlichen Gruß!

Pfarrer Ulrich Jung

Wort zum 7. Sonntag der Osterzeit

Liebe Mitchristen,

in der Apostelgeschichte lesen wir, dass die Apostel nach Jerusalem zurückkehrten, als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war (vgl. Apg 1, 12). In der Stadt trafen sie sich mit den Frauen, die Jesus auf seinem Weg begleitet hatten, mit seiner Mutter Maria und mit seinen Brüdern (vgl. Apg 1,14). Es wird sogar genau angegeben, wo sie sich trafen: im „Obergemach“, also in einem großen Raum im ersten Stock des Hauses, in dem sie mit Jesus das Paschamahl, das Letzte Abendmahl, gefeiert hatten. Dieses „Obergemach“ war also sozusagen der allererste Kirchenraum: Ort der Eucharistie und des Gebets. Diese allerersten Christen in der allerersten Kirche taten vor allem eins: Warten – warten auf den Geist. Ob es jetzt genau zehn Tage waren oder ob die Zeitangaben eher symbolisch gemeint sind: jedenfalls warteten sie auf etwas, das sie sich noch gar nicht vorstellen konnten. Ich könnte mir denken, dass diese Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten sich so ein bisschen wie Corona-Tage angefühlt haben: viel Zeit, die man vorher nicht hatte, eine spannende Stille, in der die Frage aufsteigt: Was kommt jetzt noch? Wie geht es weiter? Was wird sich noch verändern?  Aber wohl nicht vorwiegend ängstlich wie in Corona-Zeiten, sondern eher gespannt, voller Sehnsucht  und Hoffnung: was lässt Gott sich noch einfallen? Wohin wird er uns führen? Das „einmütige Beten“ (Apg 1,14) ist ein inneres Horchen auf das, was Gott vorhat. An Pfingsten wird dieses aktive, bereitwillige Warten belohnt: ein Brausen vom Himmel, Feuerzungen, der Heilige Geist, der sie in fremden Sprachen „Gottes große Taten“ verkünden lässt (Apg 2,11).

Wenn Stillstand ist, wenn nichts mehr weitergeht, wenn man buchstäblich „mit seinem Latein am Ende ist“, wenn man an einem „toten Punkt“ angelangt ist, dann sollte man innehalten und warten, wie und wo sich  der Geist Gottes erspüren lässt. Ein russisches Sprichwort sagt: „Wem Gott eine Tür zuschlägt, dem öffnet er ein Fenster“. Ein Fenster, durch das frische Luft, frischer Wind einströmen kann. Es ist ja auch heute nicht so, dass der Geist verschwunden wäre, er ist nach wie vor da. Er wirkt nur oft anders als wir es uns vorstellen.

Ich fände es wirklich spannend, wenn Sie mir mal in einer Mail schreiben würden, wie und wo Sie etwas vom Geist Gottes spüren. (Auf meine Einladung im „Wort zum 5. Sonntag der Osterzeit“ vom 10. Mai, mir Ihre Lieblings-Bibelstelle mitzuteilen, habe ich leider nur eine einzige Rückmeldung erhalten…) Wo spüre ich den Geist Gottes in meinem Leben? Wo hat er mir schon mal „ein Fenster geöffnet“? Oder wo sehe ich in bestimmten Personen oder Situationen den Geist Gottes am Werk? Häufig kommen wir gar nicht auf die Idee, etwas Gutes, das wir sehen oder selbst tun, mit dem Geist Gottes in Verbindung zu bringen. Der Heilige Geist ist leider auch für viele Christen sehr abstrakt. Wir können den Geist zwar natürlich nicht direkt sehen, aber wir können doch seine Wirkungen, seine „Früchte“ wahrnehmen, ja sogar manchmal geradezu „mit Händen greifen“. Ein Christ ist eingeladen, „geistlich“ zu  leben: den Geist zu entdecken, den Geist zu  erspüren. Nicht geist-los, materialistisch, egoistisch, rücksichtslos, hartherzig oder gar fanatisch durchs Leben zu gehen, sondern dem guten Geist zu vertrauen und ihn zu suchen.

Sehnsucht nach „Geist“ heißt Sehnsucht nach Leben, Freude, Freiheit und Liebe. Der Geist „inspiriert“ auch Dichter und Musiker: einer der schönsten - und dabei ältesten -  Gesänge in unserer Kirche,  für mich vielleicht das schönste „Kirchenlied“ überhaupt,  ist die sogenannte Pfingstsequenz „Veni sancte spiritus – Komm, Heiliger Geist“ (Gotteslob Nr. 343/344): über 800 Jahre alt und so frisch und unverbraucht wie am ersten Tag. Schöner als in diesem wirklich geist-vollen Gesang kann man die Sehnsucht nach dem liebevollen Geist Gottes kaum ausdrücken:

Komm herab, o Heilger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not.

In der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem gieße Leben ein, heile du, wo Krankheit quält

Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn und der Freuden Ewigkeit. Amen. Halleluja.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und Euch allen eine gute und geist-volle Vorbereitung auf das Pfingstfest!

Ihr Pfarrer Ulrich Jung