Schmuckband Kreuzgang

Pfarrer Jungs Wort zum Weißen Sonntag

Datum:
Sa. 18. Apr. 2020
Von:
Pfarrer Ulrich Jung

Liebe Mitchristen,

eigentlich sollten am Sonntag nach Ostern, dem „Weißen Sonntag“, 28 Kinder aus Drais und Lerchenberg zum ersten Mal die Heilige Kommunion empfangen, zum ersten Mal am „Tisch des Herrn“ teilnehmen.

Wegen der beispiellosen Corona-Krise ist die Feier der Erstkommunion auf einen noch nicht feststehenden Termin nach den Sommerferien verschoben worden. 

Der Kommunionkurs - neu  geplant und vorbereitet von unserer Gemeindereferentin Anja Becker, die von einigen Katechetinnen und Katecheten aus dem Kreis der Kommunionfamilien unterstützt wird -  steht dieses Jahr unter dem Motto

„Dem Geheimnis auf der Spur“.

Die Kinder und ihre Familien sollen in der Gemeinschaft etwas vom Geheimnis Gottes erspüren und erfahren; sie sollen eine Ahnung bekommen, dass unser Leben nicht „platt“, „eindimensional“ und berechenbar ist, sondern dass es eine geheimnisvolle „Tiefe“  besitzt.

Oft ist es ja so, dass auch wir erwachsenen Christen sozusagen „nur an der Oberfläche kratzen“; es gelingt uns nur selten, etwas von der Tiefendimension des Lebens zu verstehen. Am ehesten geschieht dies noch in Momenten großen Glücks, wo wir uns ganz öffnen können für Liebe, Vertrauen und Zuversicht, wo wir uns ohne Angst „fallen lassen“ können, weil wir spüren, dass wir von jemandem getragen werden, der viel größer ist als wir selbst. Aber auch in Momenten des Schmerzes, z.B. beim Abschied von einem geliebten Menschen, blitzt manchmal etwas auf, das wir kaum oder gar nicht in Worte fassen können: etwas von dem Geheimnis des Lebens, von dem unergründlichen Geheimnis Gottes.

Auch im Brot und Wein der Eucharistie steckt „mehr“ als für die  Augen sichtbar ist, da ist ein „Überschuss“ an Bedeutung, an Sinn. Nicht umsonst heißt die Eucharistie, die Heilige Kommunion,

„Sakrament der Liebe Gottes“ (vgl. Gotteslob 495, 1).

In einem ganz unscheinbaren Zeichen, in einem Stückchen Brot, in einem Schluck Wein steckt „mehr“ als wir mit unserem Kopf verstehen können.

Den Kindern habe ich in den zurückliegenden Kommunionkursen versucht, dieses „Mehr“ am Beispiel einer Rose nahezubringen:

Stellt euch vor, ihr geht in ein Blumengeschäft. In einem Eimer stehen 50 schöne rote Rosen. Von eurem Taschengeld kauft ihr eine von den Rosen und schenkt sie eurer Mama zum Geburtstag oder zum Muttertag. Was wird die Mama mit dieser Rose machen? (Sie wird sie nicht achtlos in die Ecke legen, sondern in eine schöne Vase auf den Tisch stellen; vor allem wird sie sich sehr über diese Rose freuen!) Aber was unterscheidet diese eine Rose, die ihr gekauft und verschenkt habt, von den 49 anderen Rosen, die nach wie vor in dem Eimer im Blumenladen stehen?(Die eine Rose sieht ja genauso aus wie die 49 anderen, sie riecht genauso, es gibt äußerlich keinen Unterschied zwischen all diesen Rosen) Was steckt in der einen Rose, die du deiner Mama schenkst, drin, was in den anderen Rosen nicht drinsteckt?

Die Kinder kommen auf eine gute Antwort: „In dieser einen Rose steckt Liebe drin, meine Liebe zu meiner Mama!“ Und deshalb ist diese verschenkte Rose etwas Besonderes, etwas Kostbares – nicht zu vergleichen mit den anderen Rosen. Aber ihre Besonderheit, ihre Kostbarkeit, ihre tiefere Bedeutung steckt eben „innen“ drin, von außen kann man das nicht wahrnehmen.

Dieses Beispiel, diesen Vergleich kann man leicht auf die Eucharistie übertragen: in diesem besonderen Brot und Wein „steckt“ (von außen nicht sichtbar!) Jesus Christus mit seiner Liebe „drin“, mit seiner Hingabe an Gott und an uns Menschen: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut – für euch!“ Und deshalb ist dieses Brot eben nicht nur ein „Kirchenplätzchen“, das nach nichts schmeckt, sondern - im Licht des Glaubens -  ein Zeichen („Sakrament“) der Liebe Gottes.

„Von außen“ erscheint uns unser Leben oft banal, gewöhnlich, langweilig, alltäglich oder auch fatalistisch vorherbestimmt..

„Von innen“ sieht es ganz anders aus. Vielleicht kann uns die plötzliche Stille in der „Corona-Zeit“ neu nachdenklich machen. Vielleicht können wir in dieser Zeit etwas deutlicher das Geheimnis unseres Lebens, jedes Lebens, erspüren. Wir werden in der Tiefe unseres Lebens vielleicht durchaus auf „Abgründe“ stoßen, die uns Angst machen. Aber tiefer noch als diese „Abgründe“ werden wir das Geheimnis des liebenden Gottes erahnen!

Gottes Segen und Begleitung für uns alle, aber ganz besonders für die Kommunionkinder und ihre Familien!

Ihr Pfarrer Ulrich Jung