Paulus legt ein bewegendes Bekenntnis davon ab, wie tief er sich verpflichtet fühlt, die Heilsbotschaft zu verkünden. „Verkünde ich die Heilsbotschaft“, so schreibt er, „so habe ich nichts zu rühmen. Nötigung liegt ja auf mir. Ein Wehe ist mir, wenn ich die Heilsbotschaft nicht verkünde“.
Paulus betont in diesem Zusammenhang, dass er sich für die Verkündigung nicht bezahlen lässt. Er gesteht zwar zu, dass andere davon leben, also dass sie Bezahlung erhalten. Er erinnert sogar daran, dass Jesus es angeordnet hat, dass die Verkünder von der Heilsbotschaft leben.
Dass Paulus einen anderen Weg geht, macht auf etwas Wichtiges aufmerksam. Der Dienst an der Verkündigung darf kein Job werden, bei dem sich der Verkünder auf Heller und Pfennig auszahlen lässt. Natürlich ist es keine gute Voraussetzung, dass die unterschiedlichen Personen im Dienst der Kirche je nach dem Rang, den sie einnehmen, bezahlt werden. Da hat sich die Kirche zu sehr der Welt angepasst. Das Ideal und zugleich eine hilfreiche Alternative zur Praxis der Welt, in der immer mehr alles ökonomisiert und dem Geld untergeordnet wird, wäre es, wenn alle das, was sie können, einbringen in den Dienst der Verkündigung und das erhalten, was sie zu einem Leben im Sinne Jesu brauchen.
Ich bin überzeugt, es macht uns schon Schwierigkeiten, uns das konkret vorzustellen. So sehr sind wir an das System der Welt gewöhnt.
Noch ein anderer Gedanke zu der Aussage des Paulus, er fühle sich genötigt, die Heilsbotschaft zu verkünden. In der Kirche gibt es so etwas wie amtlich zur Verkündigung Beauftragte. Das aber darf nicht so verstanden werden, als hätten alle anderen nichts mit der Verkündigung des Evangeliums zu tun. Manche Laien begreifen das Evangelium besser, sind ihm tiefer verpflichtet als die amtlich bestellten Theologen. Das kann für diese Theologen eine Herausforderung sein, selbst einen tieferen Zugang zum Evangelium zu suchen.
Im Konzilsdekret über die Missionstätigkeit der Kirche „Ad gentes“ heißt es: die ganze Kirche ist missionarisch, und das Werk der Evangelisation ist eine Grundpflicht des Gottesvolkes. Darum lädt das Konzil „alle zu einer tiefgreifenden, inneren Erneuerung ein“, damit sie dieser Aufgabe gerecht werden können (35).
„Als Glieder des Lebendigen Christus, durch Taufe, Firmung und Eucharistie ihm eingegliedert und gleichgestaltet, ist allen Gläubigen die Pflicht auferlegt, an der Entfaltung und an dem Wachstum seines Leibes mitzuwirken, damit dieser sobald wie möglich zur Vollgestalt gelange (Eph 4,13)“ (36). Dann werden alle aufgefordert, „ihre Kräfte für das Werk der Evangelisierung einzusetzen“ (36). Wichtig ist die Bemerkung dazu, alle sollen daran denken, „dass die erste und wichtigste Verpflichtung bei der Ausbreitung des Glaubens darin besteht, ein tiefchristliches Leben zu führen“ (36).
Aus dem Leben eines jeden Menschen gehen Impulse aus, die auf andere ermutigend oder deprimierend, helfend oder zerstörend wirken. Wir haben nicht alles in der Hand, was durch uns geschieht. Aber wir können dazu beitragen, dass Gutes von uns ausgeht. Paulus spürte diese Verpflichtung ganz stark. Wenn wir für unser Leben, für unsere Möglichkeiten zu dieser Verpflichtung stehen, dann dürfen wir zuversichtlich sein, dass unser Leben fruchtbar wird für andere und für uns selbst. Wenn uns diese Zuversicht nicht gelingt, dürfen wir uns an das trostvolle Wort aus dem ersten Johannes-Brief erinnern: „Gott ist größer als unser Herz, und Er kennt alles“.
Kurt Sohns