Schmuckband Kreuzgang

Mit Bildern der Welt Gott erahnen

Datum:
Mi. 30. Aug. 2023
Von:
Pfr. em. Kurt Sohns

Jesus hat in Gleichnissen vom Königtum der Himmel, von der neuen Welt Gottes gesprochen. Das heißt: Was Himmel ist, lässt sich nicht rational erklären. In Bildern kann uns eine Ahnung davon aufgehen. Es ist ja wichtig, dass uns Gott und was Er uns mitteilen will, nicht fremd sind. Jesus hat aus dem Vertrautsein mit Gott gelebt und gesprochen. Das Schöne, das er wahrgenommen hat , war für ihn Hinweis auf Gott, auf Seine Herrlichkeit.

Es ist darum nicht gleichgültig, wie wir der Welt begegnen. Wer stumpf dahinlebt-, wessen Herz nicht zu schwingen anfängt beim Anblick des Schönen, bei der Erfahrung des Guten-, wie soll Gott erlebt werden, der nach Seinem Bild und Gleichnis den Menschen erschaffen hat! Zur Verkündigung Jesu gehört, dass wir in jedem Menschen ihn wahrnehmen, und wer ihn sieht, sieht Gott (Joh 12,45). So ist ja auch die Verachtung des Menschen Verachtung Gottes, wie auch die Liebe zu Gott nur echt ist, wenn sie zugleich Liebe des Menschen ist (1 Joh 4,20).

In unserem ganzen Leben werden wir uns darum mühen müssen, mit Gott vertrauter zu werden, aber auch mit dem, was Er geschaffen hat: Seine Welt, den Menschen. Darum empfinden wir es als nicht gut, wenn jemand nur von Gott redet und die Welt dabei vergisst. An Jesus ist zu sehen, wie er die Welt nicht vergisst. Er gebraucht die Bilder der Welt, um mit ihnen Gott erahnbar zu machen.

Nachdem Jesus vieles in Gleichnissen gesagt hat, stellt er die Frage: Habt ihr all das verstanden? Die Hörer sagen: Ja. Dann sagt Jesus das schöne Wort: Wer die Schrift kennt-, wessen Herz vertraut geworden ist mit Gottes neuer Welt-, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.

Heute wird oft kritisiert, dass die Eltern ihren Kindern nur noch Materielles mitgeben, aber nichts mehr, was auf mehr hinweist-, was Gott erahnen lässt. Es wäre leichtsinnig, diese Kritik zu überhören. Was wir tun können, ist, nach Wegen zu suchen, wie wir das Geheimnis des Reiches Gottes tiefer begreifen können. Erfahrung mit Gott zu machen, ist nicht nur wichtig für uns selbst, sondern auch dafür, dass wir anderen davon mitteilen können. Die Menschen, die wirklich nach Gott suchten, sind nicht mit leerem Herzen aus der Begegnung mit Jesus weggegangen. Wir wünschen für uns, dass wir die andern, die uns begegnen, nicht ärmer machen. Es ist schön, wenn Menschen in einer Begegnung oder nach einer Begegnung sagen: Es ist gut, dass es dich gibt. Kommt darin nicht zum Ausdruck, dass sie etwas von Gott erahnt haben? Das ist das Größte, was in einer Begegnung geschehen kann.


Kurt Sohns