Leer sind meine Hände nicht, Herr, die ich zu dir
bringe.
Sie sind erfüllt mit der Gabe meines Lebens:
wie Perlen liegen sie da,
die großen Augen der Entdeckungsreisen
die Ohren, die bis heute lauschen auf alles, was
singt und klingt
die Lippen, die nicht aufhören zu sprechen und zu
schweigen
die Füße, die erzählen können von Wasser und
Sand
die Gedanken, die die fernsten Freunde herbeiru-
fen können zum Tanz.
Leer sind meine Hände nicht, Herr, die ich zu dir
bringe.
Sie sind erfüllt mit der Gabe meines Lebens:
wie Steine liegen sie da,
die gebrochenen Augen des Todes
die Ohren, die gelähmt waren von Streit und Be-
rechnung
die Lippen, die Gräben zu mancher Verwün-
schung waren
die Füße, die müde sind von vergeblichen Läufen
die Gedanken, die unausgesprochen sich in Ver-
gessen flüchten
Leer sind meine Hände nicht, Herr, die ich zu dir
bringe.
Gib mir die Gnade, Herr,
die Perlen zu schenken,
die Steine zu lassen
dann lege in meine Hände
das Wort, bis es Wurzeln treibt
durch meine Hände hindurch
und zum Lebensbaum wird,
an dem alle deine Kinder
hinaufklettern zu dir, unserem Vater
Leer sind meine Hände nicht, Herr,
sie sind gefüllt mit der Gabe deines Lebens.
Pfr. Kurt Weigel