Lauter düstere Unheilsprophezeiungen begegnen uns bei dem Propheten Micha: chaotische Umstände, Korruption der Mächtige (Micha 2,2), Vertreibung von Frauen und Kindern in die Sklaverei (Micha 2,9). Dem Volk wird regelrecht das Fell über die Ohren gezogen (Micha 3,1-2). Und schließlich wird das Urteil verhängt: der Acker wird umgepflügt, Jerusalem ein Trümmerhaufen und der Tempelberg lediglich noch eine überwucherte Anhöhe (Micha 3,12).
Das Buch Micha hat einen mehr als überschaubaren Umfang: sieben Kapitel auf etwa sechs Buchseiten. Jüdische Abschreiber der heiligen Schriften haben die Verse genau abgezählt, wo bei einem Buch die Mitte ist. Im Buch Micha ist die Mitte im dritten Kapitel im Vers 12: "Darum wird um euretwegen / Zion zum Acker, den man umpflügt, Jerusalem zum Trümmerhaufen, / der Tempelberg zu überwucherten Höhen".
Solch eine düstere Drohrede gegen die Machthaber soll die Mitte der Prophetie des Micha sein?
In den weiteren Kapiteln Micha 4-7 begegnet uns nun das glatte Gegenteil: "2 Viele Nationen gehen und sagen: Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs. Er unterweise uns in seinen Wegen, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion zieht Weisung aus und das Wort des HERRN von Jerusalem. 3 Er wird Recht schaffen zwischen vielen Völkern und mächtige Nationen zurechtweisen bis in die Ferne. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht mehr das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg. 4 Und ein jeder sitzt unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum und niemand schreckt ihn auf." (Micha 4,2-5). Auch wenn noch viele Drohreden und Klagen in den Kapiteln 6-7 kommen, bleibt es bei der zuversichtlichen Verheißung: Das Gott treu ist und seine Liebe an seinem Volk erweisen wird (vgl. Micha 7,20).
Es geht nicht nur um das Schicksal Jerusalems, es geht auch um das Schicksal der Israel umgebenden Völker. Hören die Völker auf den Gott Israels (wie im Buch Jona berichtet) und schließen sie sich seinem Volk an, dann haben sie auch Anteil an dem Heil, das von Jerusalem für alle Völker ausgeht (Micha 4,1-5).
Überall in der biblischen Überlieferung finden wir die von Micha verheißene Vision von der Völkerwallfahrt. Sie war so stark, dass sie sich in der ganzen Bibel finden lässt - Micha 4,1-4; Ex 12,37; Jes 51,4; Jes 60,1-4; Ps 100,1-5; Offb 21,23-25; Mt 2,1; Mt 4,25 und Lk 2,30-32.
Was gut ist für den Menschen?
Das Buch Micha überliefert uns eine "goldene Regel". Sie erklärt uns, was Gott von uns Menschen erwartet: " Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte lieben und achtsam mitgehen mit deinem Gott." (Micha 6,8). Es geht darum, Recht zu tun und damit eine Rechtsordnung zu erhalten, in der geregelt ist, was jedem Menschen, ohne Ansehen seiner Person, zusteht, nämlich Gerechtigkeit. Hier hat die biblische Überlieferung einen eindeutigen gesellschaftlichen Aspekt. "Güte lieben" meint letztlich, im Gegensatz zur Gerechtigkeit ein zwischenmenschliches Verhalten, das dem anderen hilfreich entgegenkommt: Güte, Liebe, Barmherzigkeit, Huld, Treue, Solidarität, Freundlichkeit, Gnade... Und schließlich "achstsam mitgehen mit deinem Gott" - es geht hier darum, dass der Mensch sich bewegt - mit Gott. Das Verhältnis zu seinem Gott, die Orientierung aus diesem Miteinander und der Aufmerksamkeit Gott gegenüber - eben ein achtsames Mitgehen mit Gott.
Adventsworte
Vielleicht können uns die drei Forderungen aus dem sechsten Kapitel des Buches Micha zu Adventsworten werden: "Recht tun", "Güte lieben" und "achtsam mitgehen mit deinem Gott" (Micha 6,8). Mit den Adentsworten Michas lässt sie dier Advent, die Erwartung der Wiederkunft Christi am Ende der Zeit und dann auch noch die Erfahrung zur Gewissheit werden zu sehen, dass Gott in Jesus Christus unsere Menschennatur angenommen hat um uns nahe zu sein, damit wir Recht tun können, die Güte lieben und leben und achtsam mit unserem Gott mitgehen.