Schmuckband Kreuzgang

»Mal was Neues ausprobieren! – Kleine Veranstaltungen mit großer Wirkung«

Rückblick auf die LAG-Tagung 2024

Wortwolke LAG RLP 2024 (c) Bistum Mainz
Wortwolke LAG RLP 2024
Datum:
Mo. 9. Sept. 2024
Von:
Gabriele Dreßing für die LAG Kirchliche Büchereiarbeit in Rheinland-Pfalz

Neustadt/Weinstraße:  »Mal was Neue ausprobieren. Kleine Veranstaltungen mit großer Wirkung « – unter diesem Motto beschäftigten sich 24 ehrenamtliche Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus Kirchlichen Öffentlichen Büchereien in Rheinland-Pfalz mit der Frage, wie man attraktive „kleinere“ Veranstaltungen möglichst kostengünstig und ohne großen organisatorischen Aufwand konzipieren und durchführen kann.

Ökumenische Fortbildungsveranstaltung für ehrenamtliche Büchereimitarbeiterinnen und -mitarbeiter in Rheinland-Pfalz vom 12. bis 13. Juli 2024

Ein jährliches Veranstaltungsprogramm gehört heutzutage zum Angebot jeder Bücherei und trägt maßgeblich dazu bei, dass hier ein lebendiger Treffpunkt einsteht, der viele Besucher anspricht und anzieht. Doch das klassische Veranstaltungsangebot ist oft sehr aufwendig, bindet Geld und Zeit, wenn man an Autorenlesungen, bibfit-Kurse, Lesesommer, Buchausstellungen oder Bücherflohmärkte denkt. Für viele Büchereiteams ist der zeitliche Aufwand nur noch sehr schwer mit dem eignen Zeitbudget zu vereinbaren. Zudem fehlen die finanziellen Mittel für größere Aktionen, bei denen Honorare anfallen. Dazu kommt die Sorge, ob die Veranstaltung auch angenommen wird und ausreichend Besucher kommen, und schließlich die Frage: Lohnt sich der ganze Aufwand noch?

Daher war es das Anliegen dieser Tagung, die Teilnehmer neu zu motivieren und sie darin zu bestärken, sich für neue einfache Veranstaltungsformate zu öffnen.

Direkt am Freitagabend wurden die Teilnehmer mit überraschend anderen Veranstaltungsmöglichkeiten konfrontiert. Martin Krämer, Medienpädagoge des Landesbibliothekszentrums Koblenz, lies elektronischer Bienen kreisen und bunte Klammern sprechen. Er richtete den Blick auf digitale Angebote wie Makerspaces oder Beebots, mit denen man schon für Vierjährige medienpädagogische Veranstaltungen machen kann. Über das LBZ in Neustadt oder Koblenz sind Ausleihe und Beratung möglich.

Der Samstag stand ganz im Zeichen von Veranstaltungsideen, die die Teilnehmer unter Anleitung der Referentin Andrea Minkwitz, selbst entwickelten. Wenn man sich im eigenen Büchereiteam auf die Suche nach neuen „kleinen“ Veranstaltungsformaten machen will, so stellt sich zuerst die Frage: welche Veranstaltungen besuche ich selbst gern? Welche persönlichen Interessen, Hobbys, Kenntnisse oder Fertigkeiten haben die Teammitglieder? Ein Leitsatz, der den Teilnehmer/innen mit auf den Weg gegeben wurde, lautet: Machen Sie nur das, was Ihnen selbst Freude bereitet und wofür Sie sich selbst begeistern können! Die eigene Begeisterung steckt an und wird von Besuchern der Veranstaltung wahrgenommen.

Mit diesem Rüstzeug wurden in Gruppenarbeiten interessante Ideen entwickelt, wie eine Wanderung mit Erwachsenen oder Kindern, die zu besonderen Orten im der eigenen Gemeinde führt, z.B. eine Streuobstwiese, eine Imkerei, ein Judenfriedhof oder ein alter Kirchturm, an denen „Fachleute“ für kleine Aktionen zur Verfügung stehen. Büchereien, die mit Schulen zusammenarbeiten, können einen Buchclub für Jugendliche gründen, die mit eigenen Buchvorstellungen – auch als BookTok-Clips – ihren Jugendtreff gestalten können. Für Grundschulkinder bietet sich eine thematischen Rallye an, die als Such- und Findespiel mit einem bekannten Kinderbuch arbeitet, wie den Drei ???. Wenn man vor Ort Autorinnen oder Autoren persönlich kennt, lassen sich originelle Lesungen an ungewöhnlichen Orten durchführen, die keine großen Honorare erfordern. Auch der Klassiker „Lesenacht in der Bücherei“ war dabei, was hier besonders spannend war, weil sich die Bücherei in einem Gefängnis befindet. Aber auch die Beebots wurden für eine Schatzsuche als Abschlussfest für den Vorlesesommer einbezogen.

Zu allen Ideen wurden konkrete Konzeptentwürfe ausgearbeitet, denn die Referentin hatte die Teilnehmer zuvor mit allen Fragen, die für eine gelingende Veranstaltung zu bedenken sind, vertraut gemacht: zur Zielgruppe, zum Büchereiraum bzw. dem Büchereiort, den finanziellen Möglichkeiten, den Ressourcen im Team und vor allem der Frage nach möglichen Kooperationen und guten Partner für die Öffentlichkeitsarbeit. Nicht zuletzt gehören auch ein Rückblick und eine kritische Auswertung der abgelaufenen Veranstaltung dazu, denn dann kann man es beim nächsten Mal besser machen.

Motiviert und mit vielen Anregungen im Gepäck verließen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen die erstmals um einen Tag verkürzte, sehr praxisbezogene Fortbildungsveranstaltung, die im KLOSTER Neustadt stattfand.

Die Landesarbeitsgemeinschaft Kirchliche Büchereiarbeit in Rheinland-Pfalz bietet diese ökumenische Büchereitagung einmal jährlich an wechselnden Orten und zu den unterschiedlichsten Büchereithemen in Rheinland-Pfalz an. In diesem Jahr fand die Tagung zum 36. Mal statt. Die Fortbildung wird gefördert vom »Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration« in Rheinland-Pfalz.

In der Landesarbeitsgemeinschaft Kirchliche Büchereiarbeit RLP sind fünf katholische und zwei evangelische Büchereifachstellen zusammengeschlossen. Ihre Aufgabe ist die politische Interessensvertretung der rund 300 kirchlichen, zumeist ehrenamtlich geleiteten öffentlichen Büchereien im Land Rheinland-Pfalz. In diesen Einrichtungen engagieren sich rund 2.400 Frauen und Männer, die mit zusätzlich weit mehr als 4670 Veranstaltungen allein in 2023 über 540.000 Menschen als Besucher registrieren konnten. Die katholische und die evangelische Kirche stellen in Rheinland-Pfalz über 50 % der öffentlichen Büchereien und leistenmit ihren über 1. Mio. Entleihungen damit einen erheblichen Teil der Literatur- und Medienversorgung im Land.

 

16.7.2024 / Dr. Gabriele Dreßing / Fachstelle für Katholische Büchereiarbeit im Bistum Speyer für die LAG Kirchliche Büchereiarbeit in Rheinland-Pfalz