Milena Michiko Flašar: Oben Erde, unten Himmel

Suku ist eine junge Frau Anfang 20. Sie hat ihr Studium aufgegeben und lebt als Serviererin in einer japanischen Großstadt. Gegen die Einsamkeit hilft ihr Hamster. Suku hat keine Freunde und fühlt sich fehl am Platz in einer leistungs- und dienstleistungsorientierten Umgebung.

Nachdem Sie ihren Job verloren hat, wird der Putztrupp von Herrn Sakai ihr neuer Anker. Ausgerechnet der Tod lehrt Zuku eine Menge über das Leben. Denn Herr Sakai ist Leichenfundortreiniger. Sein Spezialgebiet: Kodokushi-Fälle – so nennt man den Tod von Menschen, die in ihren Wohnungen gestorben sind und lange nicht gefunden wurden.

Und auch wenn Suku in den Augen ihrer Eltern nicht das Leben führt, dass sie sich erhofft haben, wird deutlich, dass die neue Aufgabe ihr eine nie erhoffte Lebensperspektive schafft.

Das Buch lebt vom trockenen Humor der Autorin, die sich dem Thema Einsamkeit, Sterben und Tod auf leicht morbide aber immer liebevolle Weise annimmt. Es ist ein Buch, das in der japanischen Gesellschaft verortet ist, das in seinen Themen aber vielerorts aktuell ist. Etwa die Hälfte unserer Bevölkerung lebt allein. Einsamkeit ist eine Herausforderung, der sich heute nicht nur ältere Menschen stellen müssen.

Die Autorin erschafft eine kleine Gemeinschaft, die einen Gegenentwurf lebt. In ihrer Mitte als Motor: Herr Sakai. Ein kleiner, energiegeladener Mann, der sich dem Tod entgegen stemmt und gegen die Einsamkeit Picknicks organisiert. Er zieht Suku förmlich aus ihrer eigenen Hamsterhöhle und schafft ein lebendiges Miteinander, wo andere sich entsetzt abwenden: im Angesicht des Todes.

Das Buch ist klug und wunderbar weise von der Wiener Autorin mit japanisch-österreichischen Wurzeln geschrieben. Ein Stück Herzensbildung am Beispiel der „letzten Dinge“ mit liebevoll geschaffenen Figuren, die wunderbare Ferienbegleitungen sind. Milena Michiko Flašar erhielt für ihren Roman 2024 den Evangelischen Buchpreis.

Elisabeth Eicher, Bistum Mainz