Liebe Jugendliche,
das sind drei Momente, in denen ich in den vergangenen Tagen Spuren des Friedens entdeckt habe. Ihr habt viel in diesen Tagen über den Frieden erfahren und gehört - hoffentlich habt auch Ihr solche Spuren des Friedens entdeckt!
Ich möchte mit Euch zum Abschluss unserer Wallfahrt darüber nachdenken, wie es eigentlich zu Frieden oder zu Unfrieden kommt. Wie sieht der Weg zum Frieden aus?
Eine alte jüdische Weisheit sagt: Achte auf deine Gedanken im Kopf und auf deine Gefühle im Herzen, denn sie formen deine Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden zu deiner Gewohnheit. Deine Gewohnheiten prägen deinen Charakter. Also: Vom Kopf und vom Herzen her nimmt alles seinen Weg. Worte werden Taten, Taten werden Gewohnheit, Gewohnheiten machen aus uns Typen: friedlose oder friedfertige Typen.
Wer willst du sein? Wie willst du sein?
Liebe Jugendliche,
wenn alles seinen Weg vom Kopf und vom Herz her nimmt - sowohl der Weg zum Unfrieden als auch der Weg zum Frieden - dann könnt Ihr besser verstehen, warum zu unserem Glauben nicht nur die äußere Tat, die Aktion, das Event, die Worte und vieles andere gehören. Ihr könnt verstehen, warum es für den Glauben so wichtig ist, immer auch nach innen zu gehen: still sein, nachdenken, achtsam sein auf das, was in mir vorgeht - eben auch beten. Auch Jesus sagt es ganz klar (Mk 7,31): Nicht von außen, sondern von innen, aus dem Menschen, kommt sowohl das Böse als auch das Gute.
Deshalb ist der Friede, so wie Jesus ihn versteht, eine Sache des Herzens und des Verstandes. Ein Satz von Papst Franziskus am Dienstag auf dem Petersplatz ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Fühlen, wie Jesus fühlt. Denken, wie er denkt. Lieben, wie er liebt. So werden wir zu Werkzeugen des Friedens. Wir können nur dann glaubwürdig als Christen nach außen hin leben, wenn auch unser Inneres mit Jesus in Gleichklang ist. Habt Mut zu solcher Innerlichkeit!
Das kennt Ihr doch von Euch selbst: Welches Kopfkino setzt ein, wenn Ihr mit jemanden zusammen kommt, den Ihr nicht leiden könnt? Was geht in Euch ab, wenn Ihr in Konfliktsituationen seid? Ich möchte Euch ermutigen, immer und immer wieder in Euch hineinzuhorchen. Ob Friede oder Unfriede, das entscheidet sich eben nicht erst beim Wort und bei der Tat, sondern schon viel früher in Euch: nämlich im Herz und im Kopf. Als Christen sind wir berufen, Frieden zu schaffen mit Herz und Verstand - im Geist und in der Liebe Jesu!
Liebe Jugendliche,
als Ministrantinnen und Ministranten seid Ihr Botschafter des Friedens! Ihr dient in der Messe. Euer Dienst ist ein Friedensdienst, denn die Eucharistie ist ein Mahl der Versöhnung. Jesus sagt uns in jeder Messfeier die Versöhnung und den Frieden zu. Wenn wir Jesus im Hören des Evangeliums und in der Kommunion in uns aufnehmen, dann können sich von innen her dieser Friede und diese Versöhnung ausbreiten.
Ihr dient im wahrsten Sinne des Wortes dem Frieden! Aber eben nicht nur am Altar, sondern auch und gerade in eurem Alltag!
In Jesus haben wir einen gemeinsamen Freund. Wir haben dieselbe Überzeugung, dass das Evangelium – „Selig, die Frieden stiften!“ - unsere Welt verändern kann. Wir sind gemeinsam berufen, Friedensboten Jesu sein!
Jesus ruft tatsächlich jeden von Euch. Jeder und jede hat eine Berufung. Jesus hat mit jedem von Euch etwas vor! Es ist ein Abenteuer herauszufinden, wozu Jesus mich ganz persönlich beruft. Es ist ein Abenteuer, meine persönliche Berufung zu entdecken: Wie will ich leben? Wofür will ich mich engagieren? Wo ist mein Platz? Was macht mein Leben sinnvoll? Was willst Du - Jesus - das ich tun soll?
Ich möchte euch Mut machen, diesen Fragen nachzugehen. Bleibt auf der Spur. Entdeckt Eure Berufung! Wir wollen Euch dabei helfen, Eure Berufung entdecken und leben zu können. Eure Pfarrer, Eure Gemeinde- und Pastoralreferenten sind gute Ansprechpartner, wenn es darum geht zu fragen: Wie kann ich als getaufter Christ meine Berufung leben? Wir werden im nächsten Jahr in Mainz eine Möglichkeit haben, solchen Fragen gemeinsam auf der Spur zu sein. Ein Jahr lang nach der Schule, vor dem Studium oder der Ausbildung, gemeinsam wohnen, gemeinsam leben, gemeinsam praktische Erfahrungen mit dem Glauben sammeln, sich gemeinsam diesen Fragen stellen. Ein Orientierungsjahr. Pfarrer Markus Konrad ist derzeit dabei, dieses Projekt zu entwickeln.
Liebe Jugendliche, wir haben eine ganz intensive Woche erlebt. Ich wünsche uns allen, dass von dieser Woche ein starker Impuls ausgehen kann. Kehrt als Botschafter des Friedens aus Rom zurück. Seid Botschafter des Friedens in unserem Bistum, denn Ihr habt in dieser Woche erfahren: Gemeinsam sind wir so viele junge Christen - wir können etwas bewegen! Erinnert euch: Was wir denken und fühlen, wird zu unseren Worten, unsere Worte werden zu unseren Taten. Unsere Taten werden Gewohnheiten. Unsere Gewohnheiten machen aus uns Typen. Wenn wir von Jesus her denken und fühlen, sind wir Typen wie er - echte Friedensboten!
Amen!