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60 Hauptamtliche aus dem Bistum Mainz überlegen und diskutieren darüber, wie Junge Erwachsene und Kirche sich wieder näher kommen können:Jung. Erwachsen. Kirchenfern?

Die Teilnehmer/innen des Studientages im Gespräch mit den jungen Erwachsenen auf der Wiese vor dem Jugendhaus Don Bosco in Mainz.
Sie sind eine der umworbensten Zielgruppen Deutschlands. Ob Reiseveranstalter, Banken, Versicherungen oder die Unterhaltungsbranche: Junge Erwachsene sind gern gesehene Kunden! Nur die Kirche scheint sich mit ihnen schwer zu tun! Warum und weshalb das so ist und wie Kirche auf Junge Erwachsene („JE!“) zugehen kann. Das waren Fragen und Themen, mit denen sich 60 hauptamtliche Mitarbeiter des Mainzer Bistums am 15. Juli einen Tag lang intensiv beschäftigten.
Datum:
24. Juli 2015
Von:
Aaron Torner & Fabian Krämer

60 Hauptamtliche aus dem Bistum Mainz überlegen und diskutieren darüber, wie Junge Erwachsene und Kirche sich wieder näher kommen können

Sie sind eine der umworbensten Zielgruppen Deutschlands. Ob Reiseveranstalter, Banken, Versicherungen oder die Unterhaltungsbranche: Junge Erwachsene sind gern gesehene Kunden! Nur die Kirche scheint sich mit ihnen schwer zu tun! Warum und weshalb das so ist und wie Kirche auf Junge Erwachsene („JE!“) zugehen kann. Das waren Fragen und Themen, mit denen sich 60 hauptamtliche Mitarbeiter des Mainzer Bistums am 15. Juli einen Tag lang intensiv beschäftigten.
Ob Speed-Dating am Valentinstag, eine Kurzfilmreihe in der Fastenzeit oder Ehevorbereitungskurse – es gibt durchaus Angebote junge Erwachsene. Davon konnten sich die Teilnehmer/innen des Fachtages ein Bild machen und sich bei einem Gang durch verschiedene Angebote vielfältige Anregungen holen.

Die Einladung, sich mit diesem spannenden pastoralen Experimentierfeld mal einen Tag lang auseinanderzusetzen und zu schauen, wie im Bistum Mainz mit den gewonnenen Erkenntnissen weitergearbeitet werden kann, hatte das Bischöfliche Jugendamt und das Netzwerk „JE! im Bistum Mainz" ausgesprochen. Dass dieser Einladung 60 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten kirchlichen Arbeitsfeldern folgten, zeugt von großem Interesse an diesem Thema. Für dieses Interesse bedankte sich Diözesanjugendseelsorger Mathias Berger bei der Begrüßung und führte in die grundsätzlich in die Thematik ein und benannte einige auffällige Symptome wenn es um Junge Erwachsene und Kirche geht - so zum Beispiel dass es keine explizite Studie zu jungen Erwachsenen, wie sie heute soziologisch definiert werden, und Kirche gibt.


Um sich den Themenfeld Junge Erwachsene und Kirche zu nähern und auch zu vergewissern, wer eigentlich gemeint ist, wenn von jungen Erwachsenen gesprochen wird, wurde die kirchliche Brille zunächst noch einmal abgezogen und von Aaron Torner, Referent für Religiöse Bildung, die Zielgruppe aus soziologischer Perspektive in den Blick genommen. Dabei wurde deutlich, dass junge Erwachsene sich nicht durch eine Altersabgrenzung definieren lassen, sondern nur über ihre besondere Lebenssituation. Diese werde in der Fachsprache als „Rushhour des Lebens" bezeichnet und zeichne sich durch eine Vielzahl an Übergängen (beruflich, familiär und persönlich) aus, die junge Erwachsene für sich gestalten und bewältigen müssen. Dies würde viele junge Erwachsene vor große Herausforderung stellen, weil sie sich innerhalb einer relativ kurzen Zeit mit einer Vielzahl von Entscheidungen und Handlungsoptionen konfrontiert sehen, die sie gar nicht alle überblicken können. Deswegen sei ein Großteil der jungen Erwachsenen in dieser Lebensphase verstärkt auf der Suche nach Entscheidungshilfen und -kriterien zur Gestaltung der Übergänge. Dies sei neben der generellen Offenheit der Lebenssituation die größte Gemeinsamkeit der jungen Erwachsenen, die sich sonst als sehr heterogene Zielgruppe präsentiere.


Im Anschluss an den Vortrag, gab es dann für die Teilnehmer die Möglichkeit zur Begegnung und zum Austausch mit der Zielgruppe. Hierzu wurden junge Erwachsene aus ganz verschiedenen Lebenskontexten eingeladen, die dann den Teilnehmern als Gesprächspartner zur Verfügung standen. In anregenden Gesprächen zwischen den Teilnehmer/innen des Fachtags und den jungen Erwachsenen kam das Lebensgefühl, die jeweilige berufliche wie auch persönliche Perspektive und Träume und bisweilen auch Sorgen und Befürchtungen auf den Tisch. Im Anschluss gab es Gelegenheit beim Mittagsimpuls mal innezuhalten.

Nach dem Mittagessen und einer kurzen Pause lenkte Christoph Aperdannier, Referent für Junge Erwachsene im Bistum Münster, mit seinem Impulsvortrag dann den Fokus auf Junge Erwachsene und Kirche. Er entkräftete die ihm häufig begegnete Meinung „Die kommen schon wieder, wenn sie mal Kinder haben..." zum einen mit der Gegenfrage, was denn mit den (ungewollt wie gewollt) Kinderlosen sei, und mit missionswissenschaftliche Forschungen, die belegen, dass ein Großteil derjenigen, die als getaufte Christen sich von der Kirche abwenden, dies bis zum Alter von 35 Jahren tun. Statt Kirche in dieser Lebensphase eine Pause zuzugestehen, plädierte Aperdannier dafür, sich mit seinem Glauben und seiner Lebensüberzeugung den jungen Erwachsenen „auszusetzen". Dies gehe über das Einladen hinaus und gebe den jungen Erwachsenen die Chance, mit seinen Lebensthemen andocken zu können. Dann - und erst dann - sei eine Unterstützung und Begleitung bei der Gestaltung der individuellen Übergänge möglich.


Dem theoretischen Input, folgte eine Ausstellung von Praxisbeispielen, die auf ganz verschiedene Arten den Versuch unternommen haben, sich den Lebensthemen von jungen Erwachsenen auszusetzen. Die ge- wie auch misslungenen Projekten boten Anlass ins Gespräch zu kommen und eigene Ideen zu entwerfen. Die hier vereinzelt schon angedachten Kooperationen verschiedener kirchlicher Akteure, wurden im Nachgang auch theoretisch unterfüttert. Christoph Aperdannier stellte das Netzwerk „flügge" vor, das im Bistum Münster die Aktivitäten im Bereich junge Erwachsene bündelt. Auch im Bistum Mainz gibt es die Idee eines Netzwerkes. Dies soll die Arbeit in den einzelnen Regionen des Bistum miteinander vernetzen. So soll es neben dem „JE!"-Logo als gemeinsames Erkennungszeichen, die Möglichkeit geben einzelne Aktionen bistumsweit zu bewerben und sich gegenseitig mit Angebotsideen zu versorgen. Für die jungen Erwachsenen soll die Homepage www.jungunderwachsen.de eine zentrale Anlaufstelle sein auf der sie mit Infos versorgt werden.


Zum Abschluss des Tages fanden sich die einzelnen Regionen schon einmal zusammen, um in Ideenwerkstätten erste Überlegungen anzustellen, in welche Richtung sich die JE-Arbeit vor Ort entwickeln kann. Als diese zum Schluss des Tages kurz präsentiert wurden, war die Lust auf die Arbeit mit und für junge Erwachsene spürbar und es zeichnete sich ab, dass einzelne Ideen schon demnächst in die Tat umgesetzt werden könnten. Die jungen Erwachsenen in unserem Bistum dürfen sich freuen!

Christoph Aperdannier, JE-Referent des Bistum Münsters, wirft einen Blick auf das Feld junge Erwachsene und Kirche
'Wen haben wir eigentlich (nicht) vor uns?' - Ein soziologischer Blick auf die Zielgruppe von Aaron Torner
Zum Abschluss des Tages wurden die ersten Ideen, die in den regionalen Kleingruppen gesponnen wurden, nochmal präsentiert