Glücklich und ein wenig stolz auf die Leistung ihrer Vorfahren waren die Besucher des Festgottesdienstes am 11.09.2022 in Harxheim. Eigentlich sollte im Jahr 2020 eine Reihe von Veranstaltungen an den Bau und die Einweihung der katholischen Kirche vor 150 Jahren erinnern, doch mußten alle wegen Corona abgesagt werden.
Geblieben ist ein feierlicher Gottesdienst am 11. September unter Mitwirkung von Prälat Jürgen Nabbefeld, Prof. Rolf Decot, Monsignore Bruno Klein, die alle durch ihre langjährigen Dienste in der Gemeinde bekannt sind, sowie unseres Pfarrers Isaac Kochinamkary.
Anschließend nahmen bei schönstem Spätsommerwetter alle Besucher - katholisch, evangelisch, aus Harxheim oder aus umliegenden Gemeinden - am Umtrunk und Imbiss auf dem Platz zwischen den Kirchen, der ein wunderschönes Ambiente bietet, teil.
Bericht und Fotos: Ralf Walter
Fast 200 Jahre, von 1691 bis 1870, stand für die katholischen und evangelischen Christen in Harxheim nur 1 Kirche zur Verfügung. Die Katholiken feierten mit verbrieftem Recht vom 8. Mai 1698 ihren Gottesdienst am frühen Sonntag im Chor, die Protestanten oder Lutheraner später im Kirchenschiff. Allerdings gestaltete sich diese Einteilung und das Miteinander zunehmend problematisch und war von gegenseitigen Schikanen geprägt, die nach allgemeiner Auffassung nur durch eine Trennung, durch eine Auflösung des sogenannten Simultaneums beendet werden konnten.
Am 20. November 1869 unterzeichneten Vertreter der evangelischen und katholischen Kirchenvorstände, sowie der Ortsgemeinde Harxheim nach langer Vorbereitungszeit einen Vergleich. Dort heißt es unter anderem, dass die katholische Gemeinde ab dem Tag, an dem sie eine eigene Kirche haben wird, auf alle Eigentums- und Mitbenutzungsrechte an der einen, gemeinsam genutzten Kirche verzichten wird. Im Gegenzug erhält die katholische Gemeinde von der evangelischen eine Summe von 1200 Gulden ausbezahlt.
Im Vertrag wurde sogar ein Datum genannt, ab dem die Katholiken ausschließlich ihre eigene Kirche nutzen wollten: es war der 1. Januar 1871, damit blieb gerade etwas mehr als 1 Jahr für einen Kirchenneubau! Man stelle sich dies einmal in unserer heutigen Zeit vor.
Allerdings muss auch festgehalten werden, dass alle zuständigen Genehmigungsbehörden, das Ministerium des Inneren in Darmstadt, das Kreisamt in Mainz, das Bischöfliche Ordinariat und das Kreisbauamt diesen Vergleich unterstützten und ihre Erleichterung darüber bekundeten. Insofern stellte die rasche Genehmigung der Baupläne des Ebersheimer Architekten und Bauunternehmers Philipp Nostadt kein Problem dar und die Arbeiten konnten unverzüglich beginnen.
Am 1. Mai 1870 legte der Pfarrverwalter Wilhelm Jett aus Ebersheim den Grundstein, und am 16. Dezember 1870 konnte er das Bischöfliche Ordinariat über die Fertigstellung der Kirche in Kenntnis setzen. Im Hausbuch Friedrich (einer wichtigen Quelle zur damaligen Zeit) heit es: "am 22. Dezember 1870 wurde die neue Kirche von Herrn Pfarrverwalter Jett feierlich benediciert."
Problematisch gestaltete sich die Finanzierung der Kirche. Natürlich reichten die 1200 Gulden von der evangelischen Gemeinde keineswegs aus. Laut einer Aufstellung vom Januar 1871 beliefen sich die Kosten auf mehr als 5500 Gulden, obwohl die Kirche zunächst nur mit dem Nötigsten ausgestattet wurde. Und hier zeigt sich ein weiteres Mal, dass die Behörden den Kirchenneubau sehr wohlwollend begleiteten. Das Kreisamt in Mainz gestattet mit Rücksicht auf die Vermögenslosigkeit der katholischen Gemeinde und der meisten ihrer Mitglieder eine Sonderkollekte in anderen Gemeinden des Kreises. Das Bischöfliche Ordinariat kann das Ministerium des Inneren zur Zahlung weiterer 200 Gulden bewegen, nachdem zuvor bereits 2000 Gulden aus dem KIrchen- und Schulfond geleistet worden sind. Selbst der Bischof von Mainz, Wilhelm Emmanuel von Ketteler, stellt 300 Gulden aus eigenen Mitteln bereit.
Die Liste weiterer Spenden und Spender ist lang: Aus dem Fundus des Ordinariats stammen 2 Altäre, aus Ebersheim die große und aus Lörzweiler die kleine Glocke. Die Fräulein Lambinet, 3 Schwestern aus Harxheim, auf deren Betreiben das Harxheimer Kapellchen errichtet worden ist, stiften 1880 ein Kruzifix, eine Kanzel und einen Tabernakel und 1893 das Kreuz links neben dem Kircheneingang. Der in die USA ausgewanderte Harxheimer Hilarius Kleinhans, in Rochster zu Vermögen gelangt, zeigt sich bei jedem Heimatbesuch großzügig; 1873 bringt er einen Kreuzweg mit, 1879 ein von Papst Leo XIII: in Rom gesegnetes Muttergottesbild; 1886 hinterlässt er der Pfarrei ein beträchtliches Vermächtnis zur Abhaltung von Goteesdiensten. Auch aus der Gemeinde selbst stammen eine Fülle von kleinen und größeren Spenden.
In den Jahren 1962/1963 wurden grüßere Renovierungsarbeiten innen und außen vorgenommen. Im Einzelnen seien ein neuer Hochaltar aus der 14-Nothelferkapelle Gonsenheim, die Elektroheizung, ein elektrisches Läutewerk, eine neue Treppe zur Empore und die Erweiterung der Sakristei erwähnt.
Zur 125-Jahr-Feier erhielt die Kirche einen neuen Aussenanstrich und neue Fenster; vor 10 Jahren mußte die komplette Elektroinstallation erneuert werden. Infolge dieser Massnahmen mußte die Kirche immer wieder für mehrere Wochen geschlossen werden, was sich jedoch als absolut unproblematisch erwies, schließlich überließen uns die Brüder und Schwestern von "gegenüber" ganz selbstverständlich ihre Kirche zur Benutzung - und wir haben es umgekehrt genauso gehandhabt. Vielleicht haben sich unsere Vorfahren etwas dabei gedacht, als sie die zweite Kirche nur wenige Meter von der ersten getrennt, sozusagen "Haustür an Haustür", errichtet haben.
Schon zum 1. Januar 1871, zehn Tage nach der Einweihung der neuen Kirche, wurde die Gemeinde St. Laurentius Harxheim Filiale der neu errichteten Pfarrkuratie Gau-Bischofsheim (gehörte vorher ebenfalls zu Ebersheim) und Kaplan Achaz Weißmantel aus Kastel zunächst zum Pfarrkurat ab 1874 zum Pfarrer ernannt. Dieses Amt übte er bis 1907 aus; gleichzeitig wurde Mommenheim Filiale von Lörzweiler und blieb es bis zur Errichtung der heutigen Pfarrei St. Hildegard, die sich am 1. JAnuar 2016 aus diesen 4 Orten gründete.
Ralf Walter, Harxheim
Bereits 1365 wird eine "katholische Pfarrei Harxheim" erwähnt. Der auf den Hl. Laurentius geweihte Kirchenbau fällt 1639 durchziehenden schwedischen Soldaten zum Opfer.
Im Spätherbst 2011 wurde die Kirche umfassend innen saniert.
Die Renovierung umfasste folgende Maßnahmen:
Erneuerung der gesamten Elektroverteilung, Installierung einer neuen
Lautsprecheranlage, neue Ambo (Lesepult), neue Altarbeleuchtung, Erweiterung der Altarstufe, neuer Teppichläufer im Mittelgang. Die gesamten Innenwände sowie die Decke wurden zwei Mal gestrichen, die Bänke aufgearbeitet und Holzteile wie zum Beispiel Türen, Windfang und Treppe lackiert. Auf der Empore und der Treppe wurde ein neuer Teppichboden verlegt. Durch alle diese Maßnahmen wurde der Innenraum der Kirche sehr viel heller und freundlicher. Letztlich wurde auch der Innenraum der Sakristei renoviert.
Möglich wurde dies alles Dank großzügiger Unterstützung. Bis jetzt gingen rund 9.000 Euro an Spenden ein. Die gesamte Baumaßnahmen umfasste über 50.000 Euro. Über jede weitere Spende freut sich die Kirchengemeinde in Harxheim.
Es handelt sich um eine Orgel von Orgelbaumeister August Ratzmann aus Gelnhausen.
Im Jahr 1880 wurde sie aufgebaut und besitzt 6 Register. Mehr ist nicht bekannt.
Nach all den Jahren hätte sie eine gründliche Reinigung und Neu-Intonation dringend nötig.