Newsletter der Gemeinden St. Stephan und St. Ignaz
Nr. 208
Osterspaziergang
in aussichtsloser nacht
ein totenlicht ans grab bringen
aufbruchstimmung am wegrand
es knospen die ersten kreuzblütler
wer aber wälzt
den stein vom herzen
der neue morgen öffnet mir
engelgleich die augen
bei licht besehen
ist das grab kein endlager mehr
überwältigt betrete ich
den aufwachraum ins unbegrenzte
(Andreas Knapp)
Liebe Schwestern und Brüder in St. Ignaz und in St. Stephan!
„Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging“ (Mk 16,2).
Andreas Knapp, Priester und Poet, lässt in seinem Gedicht die Ostererzählung anklingen. Schon in den ersten Zeilen wird sie auf uns hin übersetzt: Wir bringen nicht, wie Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und Salome „wohlriechende Öle“, sondern entzünden Totenlichter an unseren Gräbern.
Genauso rat-und hilflos freilich wie diese Frauen vor dem Faktum des Todes.
Am Ostermorgen noch immer ohne Aussicht und Antwort, die uns auch im Aufblühen um uns in diesem Frühling nicht wie von selbst zuwächst.
Der Blick in die Natur kann das Staunen lehren. Aber auch das Erschrecken vor dem „Stirb und Werde“, dem wir völlig gleichgültig sind. Auch Corona ist ein Stück Natur.
Und dennoch ist Frühling. Er ist nicht abgesagt. Die Sonne am Morgen taucht die Welt jetzt wieder in ein freundliches Licht.
Das „Knospen“ der „Kreuzblütler“ verweist nicht aus sich selbst schon darauf, dass aus dem Kreuz Leben erwächst. Ein Fingerzeig ist es vielleicht aber doch:
In das Geheimnis hinein, das in allem, was ist und geschieht und über alles hinaus in dieser Welt gegenwärtig ist. Das Geheimnis der göttlichen Liebe. Sie hat sich am Kreuz offenbart.
„Musste nicht der Messias all das erleiden, um in seine Herrlichkeit einzugehen?“
Das ist die Schlüsselfrage, die denen, die mit schweren, beladenen Herzen, in „aussichtsloser Nacht“, wie mit Blindheit geschlagen sind, die Augen öffnet.
Das Licht des Ostermorgens lehrt einen neuen, einen anderen Blick:
Auf den hin, der sich hingibt, den Erhöhten am Kreuz, ordnet sich alles.
Von ihm her fällt ein anderes Licht ins Dunkel, das hoffnungslos schien.
Schon im Erwachen des Lebens unter der Frühlingssonne kann uns, im Spiegel und Gleichnis, eine schöpferischen Liebe in allem erscheinen.
Mehr noch in den vielen Zeichen der Solidarität und Selbstlosigkeit in diesen Wochen der Krise.
Aus der Angst und der Sorge um uns selbst weckt Ostern, im „Aufwachraum ins Unbegrenzte“, uns zu einem neuen Vertrauen und einer größeren Hoffnung.
Wer sich hingibt, der empfängt.
Wer sich selbst vergisst, der findet.
Gleich, wie bedrohlich und mächtig das Sinnwidrige und der Tod im Leben auch scheinen - sie reichen nicht an die Tiefe der Güte und der Liebe.
In ihnen kommt Gott selbst uns entgegen.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest.
Ihr Pfarrer Stefan Schäfer
„Ich wünsche uns Osteraugen,
die im Tod bis zum Leben,
in der Schuld bis zur Vergebung,
in der Trennung bis zur Einheit,
in den Wunden bis zur Herrlichkeit,
im Menschen bis zu Gott,
in Gott bis zum Menschen,
im Ich bis zum Du
zu sehen vermögen.
Und dazu
alle österliche Kraft!
(Klaus Hemmerle)
Palmsonntag
„Allmächtiger, ewiger Gott,
segne diese grünen Zweige,
die Zeichen des Lebens und des Sieges,
mit denen wir Christus, unserem König, huldigen.
Mehre unseren Glauben und unsere Hoffnung,
erhöre gnädig unsere Bitten
und lass uns in Christus
die Frucht guter Werke bringen.“
Mit diesem Gebet werden auch in diesem Jahr Buchsbaumzweige an Palmsonntag gesegnet. Sie stehen dann ab 11 Uhr in Körben vor unseren Kirchen bereit und können abgeholt werden, um, nach altem Brauch, damit zuhause ein Kreuzbild zu schmücken: Vom Holz des Kreuzes kommt das Leben.
Zu Hause Ostern feiern
Auf der Homepage von St. Ignaz und St. Stephan sind Hausgottesdienste für Gründonnerstag, Karfreitag und den Ostersonntag veröffentlicht. Sie beinhalten Gebete, Lesungen und Gesänge.
Außerdem finden Sie auf unseren Homepages Anregungen, mit Kindern in der Familie Ostern zu feiern.
„Gott hat dir längst einen Engel gesandt“
Einen Gruß und Zuspruch aus St. Stephan finden Sie auf der Homepage oder unter https://youtu.be/WCFvohsQSTU
Lichter der Hoffnung und der Verbundenheit
Jeden Abend um 19.30 Uhr läuten die Glocken von St. Stephan. Sie laden ein, eine Kerze anzuzünden und sie sichtbar auf den Balkon, die Terrasse oder einfach vor die Tür zu stellen. Sie soll ein Zeichen der Hoffnung und Zuversicht, aber auch der Verbundenheit mit denen sein, die jetzt alleine sind, in Sorge um ihre Gesundheit und die Gesundheit ihrer Freunde und Angehörigen und mit denen, die in Krankenhäusern aber auch in den Supermärkten und an vielen anderen Orten für die Gemeinschaft da sind. Beim Glockengeläut könnte auch ein Vater unser und ein Gebet für die von der Krise besonders betroffenen Menschen gesprochen werden.
Auch sonntags um 10.00 Uhr läuten die Glocken der Stephanskirche. Sie laden ein, zwar räumlich getrennt, aber doch miteinander verbunden die Laudes zu beten.
Der Ablauf ist im Gotteslob ab Nr 614 (Seite 734ff) zu finden.
Die Ignazkirche bleibt für das persönliche Gebet geöffnet.
St. Stephan ist geschlossen. Die Pankratiuskapelle im Kreuzgang (Zugang über die Stephansstraße) ist geöffnet.
An beiden Gebetsorten liegen Fürbittbücher aus, in die Besucher und Besucherinnen ihre Anliegen schreiben können.