Nr. 211
von gott aus gesehen
ist unser suchen nach gott vielleicht die weise wie er uns auf der spur bleibt und unser hunger nach ihm das mittel mit dem er unser leben nährt
ist unser irrendes pilgern das zelt in dem gott zu gast ist und unser warten auf ihn sein geduldiges anklopfen
ist unsere sehnsucht nach gott die flamme seiner gegenwart und unser zweifel der raum in dem gott an uns glaubt
Andreas Knapp. Höher als der Himmel. Würzburg 2010
Liebe Schwestern und Brüder in St. Ignaz und in St. Stephan,
wir werden auch an diesem ersten Maiwochenende keine öffentlichen Gottesdienste in unseren Gemeinden anbieten. In Rheinland Pfalz sind sie ohnehin erst wieder ab dem 4.5. zugelassen.
Mit unserer Gemeindereferentin Frau Dulisch und dem gemeinsamen Pfarrgemeinderat von St. Ignaz und St. Stephan werde ich in den nächsten Tagen nach Möglichkeiten suchen, wie wir - in kleinem Kreis und unter strengen Auflagen – wieder in unseren Kirchen zusammenkommen können.
Über den Newsletter, die Homepages unserer Gemeinden und einen Aushang im Schaukasten werden Sie dann informiert werden, wann und unter welchen Bedingungen wieder Gottesdienste stattfinden.
Es wird auf jeden Fall eine Beschränkung der Anzahl der Teilnehmenden geben müssen. Nicht alle, die eigentlich möchten, werden kommen können.
Auch werden Abstandsregeln einzuhalten sein, die das gemeinschaftliche Feiern stark beeinträchtigen werden.
Die Sorge wird uns begleiten, dass gerade ältere Gottesdienstbesucher angesteckt werden könnten.
Wir werden auch nicht zu allen „gewohnten“ Zeiten gleich wieder Gottesdienste anbieten, sondern werden die Zahl der Angebote zunächst begrenzen und klein halten.
Das wird wahrscheinlich Manche enttäuschen, die sich auf eine Rückkehr zur „Normalität“ schon gefreut hatten.
Tatsächlich werden wir von dem, was wir gewohnt waren und was uns in unseren gottesdienstlichen Feiern lieb geworden ist, noch auf unabsehbare Zeit weit entfernt bleiben.
Vielleicht ist aber genau das auch die Herausforderung der Stunde:
Die Begegnung mit dem Herrn eben nicht im Gewohnten zu suchen. Wenn uns die vertrauten Formen genommen sind, mag uns das auch für eine tiefere Erfahrung seiner Gegenwart öffnen.
Die Einschränkungen und der Verzicht, die wir uns für unsere Gottesdienste auferlegen (bzw.: die uns auferlegt sind), verbinden uns mit den Menschen, die in vielerlei Weise in diesen Zeiten unter Einschränkungen des Lebens zu leiden haben:
mit den Alten und Kranken in Angst um ihre Gesundheit,
mit denen, die unter ihrer Einsamkeit leiden,
den Familien an der Grenze der Belastbarkeit,
mit denen, die jetzt um ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz kämpfen.
Im Brechen des Brotes begehen wir das Geheimnis der Gegenwart des Auferstandenen für unser Leben: Dass er da ist, in Hoffnung und Freude, in Trauer und Angst der Menschen, vor allem der Armen, wie das 2. Vatikanische Konzil es formuliert hat. Die zurückgenommene, „arme“ Weise wie Gottesdienste, unter den gegebenen Bedingungen möglich sind, kann diese Verbundenheit ausdrücken, die Verbundenheit mit dem Herrn der uns in die Gemeinschaft mit sich und untereinander und in die Solidarität mit denen ruft, denen nicht zum Feiern zumute ist.
„Halte mich nicht fest“, sagt der Auferstandene zu Maria von Magdala.
Er ist uns, wo wir das Gewohnte vermissen, vielleicht manchmal näher als in dem, worin wir ihn zu „haben“ meinen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag
Ihr
Pfarrer Stefan Schäfer