Lasst uns reden……
Vor einigen Wochen wurde in Amerika ein junger Mann erschossen, der bis dato den meisten bei uns – auch mir - ein völlig Unbekannter war: Charlie Kirk. In Amerika war der 31 – Jährige dagegen ein Star. Wortgewaltig kämpfte er für ein stramm konservatives Weltbild und es gelang ihm eine Bewegung mit Millionen Followern zu bilden. Er ging an die Unis, in Fußballstadien, in Fernsehstudios und vertrat seine Meinung. Sein Motto war: „Prove me wrong“ – Beweise mir, dass ich falsch liege. Keiner Auseinandersetzung ging er aus dem Weg. Er hat mit wirklich jedem diskutiert. Nach seinem Tod gab es – hüben und drüben – viele Kommentare, die oft von der jeweiligen Ideologie eingefärbt waren. Aber ausgerechnet der Sozialist Bernie Sanders überraschte. Er bescheinigte Charlie Kirk ein kluger Kommentator gewesen zu sein, der ohne Angst seine Meinung vertrat. Und genau das, sagte Bernie Sanders, sei „der Kern von Freiheit und Demokratie“.
Unabhängig von den Meinungen, die Kirk vertreten hat, unabhängig davon, ob man sie für übertrieben, falsch, extrem oder zutreffend, herausfordernd, punktgenau hält - – sind mir drei Dinge klargeworden, die uns allen – und dem privaten und öffentlichen Diskurs – nur guttun können:
Charlie Kirk ging keiner Diskussion aus dem Weg. Er hat seine Komfortzone verlassen.
Er hat auch seinen Gegnern zugehört. All das vermisse ich in unseren Gesprächen und Diskussionen. Sie verbleiben bei denen, die sie bestätigen. Die Auseinandersetzung wird erst gar nicht mehr gesucht. Und die gibt es nur im Gespräch.
Prove me wrong – Zeige oder beweise mir, dass ich falsch liege. Es kommt nicht nur auf die vermeintlich richtige Einstellung an, sondern auf das Argument Im Grunde ist das das Wesen der demokratischen Auseinandersetzung: Ich konfrontiere mich mit deiner Meinung und stelle mich deinem Argument. Natürlich geht es darum, den anderen zu überzeugen. Aber manchmal ist schon viel erreicht, ihn zumindest nachdenklich zu machen. Vielleicht könnte der „Gegner“ sogar recht haben? Die Voraussetzung ist aber, dass man sich überhaupt zuhört.
All das ist aber nicht möglich, wenn ich den anderen dämonisiere. Als Nazi, als Menschenfeind, als Linksradikaler, als…. Da ersetzt die Diffamierung das Argument und der (politische) Gegner wird zum Feind. Feinden aber braucht man noch nicht einmal mehr zuzuhören. Auf der Strecke bleiben Anstand und Respekt.
Deshalb führt kein Weg daran vorbei: Lasst uns reden. Miteinander. Nicht übereinander. Nicht gegeneinander. Miteinander!
Martin Weber, Pfr.