Liebe Geschwister im Glauben,
die Adventszeit hat begonnen und mit ihr eine Zeit der Vorbereitung, des Hoffens und des Wartens auf das Fest der Geburt Christi. Weihnachten hält uns vor Augen, dass Gott uns liebt und uns in Jesus Christus nahegekommen ist. Es ist eine ermutigende Botschaft, die Hoffnung auf Erneuerung und Heil in sich birgt und die gerade angesichts der nicht aufzuhören wollenden Krisen unserer Zeit von unschätzbarem Wert ist.
In dieser Adventszeit dürfen wir uns mit dem Heiligen Jahr 2025 auf ein besonderes Ereignis vorbereiten, das Papst Franziskus unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt hat. Dieses Jahr ist eine Einladung an uns alle, die Bedeutung von Gnade, Versöhnung und Erneuerung in unserem Glauben neu zu entdecken und die Liebe Gottes lebendig zu erfahren. Die Fülle der Vergebung Gottes kennt keine Grenzen und offenbart uns seine Barmherzigkeit.
Gerade in diesen Zeiten erleben viele Menschen Unsicherheit und Angst. Die Krisen unserer Zeit – ob soziale Ungleichheiten, Konflikte oder die Bedrohungen durch den Klimawandel – lassen uns manchmal ratlos zurück. Es braucht daher Menschen, die anderen beistehen, die Zeugnis von ihrer Hoffnung geben und die diese Hoffnung in die Welt tragen. Die Hoffnung, die uns Christus schenkt, ist fest verankert in Gottes Zusage an die Menschheit. Wir dürfen als Christinnen und Christen darauf vertrauen, dass Gott in Jesus Christus Mensch wird und dass er unsere Freude, aber auch unser Leid teilt. Er ist uns nahe in jedem Augenblick. Dieses Geschenk der Liebe und Nähe Gottes feiern wir an Weihnachten, das uns auch zur Quelle der Hoffnung werden kann.
Papst Franziskus schreibt in der neuesten Enzyklika „Dilexit nos – Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi“, dass es das Herz Christi ist, aus dem seine Liebe zu uns Menschen hervorströmt, und dieses gleichzeitig der lebendige Kern der Verkündigung ist. Hier befindet sich der Ursprung unseres Glaubens, der christliche Überzeugungen lebendig hält. Papst Franziskus betet zu Jesus, dem Herrn, „dass aus seinem heiligsten Herzen für uns alle Ströme lebendigen Wassers fließen, um die Wunden zu heilen, die wir selbst uns zufügen, um unsere Fähigkeit zur Liebe und zum Dienen zu stärken, um uns anzutreiben, zu lernen, gemeinsam auf eine gerechte, solidarische und geschwisterliche Welt hinzuarbeiten.“ (Nr. 220).
Mit Blick auf das kommende Heilige Jahr und die Verkündigung der frohen Botschaft von Weihnachten ist es wichtig, dass wir auch über unsere Rolle als „Pilger der Hoffnung“ in der heutigen Welt nachdenken und uns Gedanken machen, wie wir das Geschenk der Liebe und Nähe Gottes als Quelle der Hoffnung bezeugen können. Dies ist ein Auftrag, der an alle Christinnen und Christen ergeht. Wir ermutigen alle Menschen im Bistum Mainz dazu, von Gott in der Vielfalt der Glaubenserfahrungen zu sprechen. Dazu gehört es, in der Vielfalt der Verkündigungs- und Predigtformen und im Rahmen der von der Kirche vorgegebenen Möglichkeiten alle pastoralen Berufsgruppen zu berücksichtigen, die Sicht- und Hörbarkeit von Frauen zu erhöhen und unterschiedlichen Lebenskonzepten und -erfahrungen gerecht zu werden. Darin liegt eine Bereicherung, die unser Miteinander im Glauben stärkt.
Liebe Schwestern und Brüder, die Adventszeit und das kommende Weihnachtsfest sind eine Gelegenheit, uns selbst als Pilger der Hoffnung zu betrachten. Diese Hoffnung dürfen wir in all unseren Diensten und in der Begegnung mit anderen weitergeben. Mögen wir in dieser Vorbereitung auf Weihnachten spüren, dass Gott uns führt und uns in seiner Nähe geborgen sein lässt. Lassen wir uns vom Kind in der Krippe berühren, das uns zeigt, dass Gottes Liebe für uns da ist – und tragen wir diese Liebe in die Welt hinaus.
Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit, ein friedvolles Weihnachtsfest und die Freude, in Ihrem Leben und Handlungen die Gegenwart Gottes zu erfahren. Möge das Heilige Jahr 2025 eine Zeit der Erneuerung und des Aufbruchs in unserem Glauben sein.
Ihr
Bischof von Mainz