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IMPULS:„Habemus papam“ – Wir haben einen Papst.

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Schwestern und Brüder,
Datum:
5. Juni 2025

Wenn Sie dieser Pfarrbrief erreicht, werden wir höchstwahrscheinlich einen neuen Papst haben, einen Nachfolger von Papst Franziskus. Wenn ich diese Zeilen schreibe, ist er noch nicht gewählt. Er wird der 267. Nachfolger des heiligen Petrus sein. Damit steht er in einer langen, sehr langen Tradition von Päpsten. Viele Hoffnungen und Wünsche liegen auf den Schultern des neuen Mannes an der Spitze der Kirche. Für die katholische Kirche in Deutschland bedeutet dies, dass er die Kirche reformieren möge. Zölibat der Priester, Zulassung Frauen zum Weiheamt, Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche, und vieles Andere sind unsere derzeitigen Themen. Dabei könnte doch der neue Papst im Handumdrehen helfen. So denken wir! Vielleicht nicht nur in Deutschland, sondern in Europa. In Südostasien, Afrika oder Südamerika denkt man ganz anders darüber. Da spielt das Thema „Zölibat“ oder „Frauen im Weiheamt“ überhaupt keine Rolle. Selbst in Deutschland ist die Stimmung in der Kirche sehr unterschiedlich. Sie geht von der Aktion „Maria 2.0“ bis hin zur Petrusbruderschaft, die die Heilige Messe noch im tridentinischen Ritus feiert, so wie sie Papst Paul VI. reformiert hat. Bei Letzteren sind die Fragen nach verheiratetem Priestertum oder Weiheamt der Frau gar nicht im Sinn, bei manchen Gruppen in der deutschen Kirche ist dies sehr wohl ein zentrales Thema. Wie soll sich da ein neuer Papst entscheiden, geschweige denn agieren? Das Amt des Papstes ist die Wahrung und Einheit des katholischen Glaubens. Und das trifft für die katholischen Christen weltweit zu. Dabei gibt es unterschiedliche Ausformungen. Wir können uns nicht vorstellen, im Gottesdienst zu tanzen, ein Afrikaner dagegen sehr wohl. Hinzu kommen die 20 Ostkirchen, die zum Beispiel nach einem orthodoxen Ritus nach dem heiligen Basilius feiern und in denen es verheiratete Priester gibt. Diese katholischen Ostkirchen erkennen den Papst als ihren obersten Patriarchen an, haben aber ihr eigenes Recht, das von Rom anerkannt ist. Der Papst muss auf alles und jedes achten, um der Wahrung und Einheit im Glauben gerecht zu werden. Da sind aber immer wieder kleine Ansätze, wie sich die Kirche durch den Papst verändert. Der „Synodale Weg“ in Deutschland wurde von Papst Franziskus sehr skeptisch beobachtet. Er fand aber einen römischen Weg, wie sich Synodalität, die Mitsprache von Laien in der Kirche zusammen mit den Bischöfen gestalten lässt. Vielleicht für den einen oder anderen nicht ganz ausgereift, aber ein Anfang ist gemacht. Papst Franziskus hat viele Themen neu angeregt und zur Diskussion freigegeben. Das ist neu und nicht zu verachten. Früher hieß es dagegen „Roma locuta – causa finita“ – Wenn Rom spricht, ist der Fall beendet. Papst Franziskus hat daher manches aufgebrochen, wenn auch nicht entschieden. Für mich als Diözesanrichter gab es unter Papst Franziskus eine neue Lesart des Prozessrechtes in Fällen der Eheannullierung. So müssen diese Verfahren nicht mehr durch zwei Instanzen, um eine Annullierung der Ehe zu erreichen. Es reicht eine Instanz, wenn der Annullierung durch das bischöfliche Gericht vor Ort zugestimmt wird. Hier sollen die Richter der Kirche auf den „gnädigen Richter Herrn Jesus - Mitis Iudex Dominus Jesus“ schauen. Das hat unsere Arbeit am Bischöflichen Offizialat, die ich schon seit 27 Jahren betreibe, grundlegend geändert. Hier spüren wir die Auswirkungen des Handelns durch den Papst. Das Ganze hat aber einen sehr langen Vorlauf und geschieht nicht spontan. Rom denkt nicht in überschaubaren kurzen Zeiten, sondern immer langfristig und für die gesamte katholische Kirche. Deswegen werden manche Themen, die uns vielleicht in der Kirche unter den Nägeln brennen 50 und mehr Jahre diskutiert und führen zu keinem Ergebnis. Andere wiederum werden aus unserer Sicht recht schnell behandelt und erleichtern das Leben in der großen Gemeinschaft der Kirche. Der neue Papst hat eine große Aufgabe, um die katholische Kirche durch ihre Geschichte weiterzuführen. Das ist nicht einfach! Ich wünsche unserem neuen Papst dazu alles Gute, Gottes reichen Segen und die Kraft des Heiligen Geistes, um zu entscheiden, was für die Wahrung und die Einheit im katholischen Glauben wichtig und richtig ist.

Ihr Diakon Michael Weyers

Am 8. Mai 2025 wurde der Neue Papst gewählt.
Der 69-jährige Erzbischof aus Chicago hat sich für den Papstnamen Leo XIV. entschieden. Er gilt als menschennah, Reformer, Weltbürger, Pragmatiker mit internationaler Erfahrung. Geboren 1955 in Chicago als Sohn von Eltern mit französisch-spanisch-italienischen Wurzeln studierte Prevost zunächst Mathematik, bevor er 1977 dem Augustinerorden beitrat. 1982 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Später promovierte er dort in Kirchenrecht. *
„Friede sei mit euch!“ Das waren seine ersten Worte als er sich nach der Wahl auf dem Balkon zeigte. Die er auch immer wieder sagt. Das ist auch die erste Botschaft, die Jesus Christus nach seiner Auferstehung an seine Jüngerinnen und Jünger richtet. Für mich eine wichtige und aussagestarke Botschaft an uns alle. Mich hat dies sehr bewegt und gibt mir Hoffnung auf Frieden und Reformen.

Edith Krauss