In seinem Vortrag im Rahmen unseres Semesterthemas Kommunikation stellte Prof. Franziskus von Heereman (PTH Vallendar) am Mittwoch, den 17.11., philosophische Überlegungen zum Beten vor und zur Diskussion.
Einige Grundgedanken aus dem Vortrag (aus dem Gedächtnis, keine Gewähr):
- Von seiner Geburt an erfährt sich der Mensch als ein "Du", weil jemand (Mutter, Vater) "Du" zu ihm sagt. Es entsteht ein Selbstbewusstsein als "Ich", das wiederum zu anderen "Du" sagen kann.
- Der Mensch erfährt durch das Angenommensein als wertvoll oder besser: mit einer Würde. Sie ist der höchste Wert, den unser Grundgesetz kennt. Auch jeder andere Mensch hat diese Würde und verdient es, dass man gut zu ihm ist.
- Der Mensch wird im Glauben begriffen als geschenkt in seiner Existenz von Gott, als Abbild Gottes. Gott ist die Liebe, die Güte schlechthin. Also ist es auch am Menschen, gut zu sein und - wie es pointiert in der Genesis-Erzählung aus dem Mund Kains heißt - Hüter seines Bruders, d.h. seines Mitmenschen.
- Der Mensch kennt also die Verpflichtung der Güte anderen Menschen gegenüber, er weiß sich aber auch in einer Beziehung zu Gott. Auf ihn hin kann sich von sich aus öffnen: sich von Gott ergreifen/berühren lassen. Gott handelt an ihm, der Mensch kann sich entscheiden es zuzulassen.
- Im Beten nimmt der Mensch ganz bewusst (und nicht nur so nebenbei) Beziehung auf zu seinem Seinsgrund. Über das "Du" Gottes zu ihm und sein "Du" zu Gott kommt der Mensch zu seinem eigentlichen "Ich". Davon kann sich der heutige Mensch nur allzu gut ablenken (v.a. Medien), was dramatisch ist: ohne diese Verwurzelung lebt er ohne Grund, Sinn und Ziel.
- Man kann nicht "allezeit beten", wie es Paulus sagt, sonst würde man sowohl andere Tätigkeiten als auch das Gebet nur halb(herzig) machen. Es ist ratsam, sich Zeiten für ein bewusstes Gebet zu nehmen. Dieses muss für das Beziehungsgeschehen offen sein, für Gottes Wirken, und nicht manipulativ, sonst besteht die Gefahr der Verzweckung; sonst wird es selbstreferentiell.