Leo Tolstoi

Leben und Werk von Leo Tolstoi

Datum:
Termin: Donnerstag, 01.09.11 - 18:00 - Sonntag, 04.09.11 - 13:00
Ort:
Für die einen ist er ein Denkmal der Weltliteratur, für andere eine Art Heiliger der Gewaltlosigkeit.

 
In jedem Fall: Tolstoi ist kanonisiert, ist zu Ende gedeutet. In den letzten Jahren aber ist Bewegung in den "Fall Tolstoi" gekommen, durch neue Biographien und Texte seiner Frau Sofja Andrejewna sowie durch den Film "Ein russischer Sommer", der das Ehedrama der Tolstois eindruckvoll in Bilder umsetzt. Hinter diesem Drama steckt der Doppelkonflikt von Armut und Reichtum einerseits und von Ethik und Kunst andererseits. Wie kein anderer Autor der Weltliteratur hat Tolstoi exemplarisch die Frage durchlebt, ob Kunst angesichts des Massenelends der Welt eine Berechtigung hat und, wenn ja, auf welcher Seite der Künstler zu stehen hat. Nach dem Widerruf seiner gesamten sozial privilegierten und künstlerisch bewunderten Existenz Anfang der 1880er Jahre ("Meine Beichte") riskiert Tolstoi eine ethisch radikale Literatur im Geist der Bergpredigt. Das Seminar wird zwei Schlüsseltexte dieser Phase behandeln: Die Erzählung "Der Tod des Iwan Iljitsch" (1886) und den Roman "Auferstehung" (1899). Eine Tolstoi-Gedenkstätte existiert in Deutschland nicht. Die Lage des Tagungsortes aber ist so gewählt, dass einem anderen großen russischen Autor gleichsam stellvertretend die Ehre erwiesen werden kann: Anton Tschechow in Badenweiler. Eine Exkursion ins dortige Tschechow-Haus ist geplant.

Literatur: Die beiden genannten Schlüsseltexte in einer Ausgabe sind selber mitzubringen. Alle sonstigen Texte (vor allem aus "Meine Beichte") bekommen sie zugesandt. Dafür werden rechtzeitig Kopiervorlangen zur Verfügung gestellt.