Verfilmungen der Novelle „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ von Volker Schlöndorff (1975) und des Romans „Gruppenbild mit Dame“ mit Romy Schneider in der Hauptrolle (1977) hatten die Bedeutung des Nobelpreisträgers von 1972 noch gesteigert und ihm ungewollt eine herausragende Funktion als „Gewissen der Nation“ verschafft. 30 Jahre nach seinem Tod ist sein Ruhm verblasst, sein Werk „kanonisiert“. Umso wichtiger und spannender ist anlässlich des bevorstehenden 100. Geburtstags ein neuer Blick auf das Werk, das weniger der öffentlichen Figur als dem Schriftsteller und literarischen Handwerker Böll die Ehre gibt, einem Autor, der in seinem Arbeiten nie die Herkunft aus dem Katholischen und die Verpflichtung auf ein Ethos der „Menschwerdung des Menschen“ verleugnete.