Wer Hesse kennt, kennt in der Regel Texte wie "Demian", Siddhartha"oder "Der Steppenwolf", Texte aus der mittleren Periode des Schriftstellers. Sein "Hauptwerk" dagegen, das "Glasperlen-spiel" ist so gut wie unbekannt. Es gilt als literarisch zu weitschweifig und geistig zu anspruchsvoll. Und doch Hesse gerade in diesem, 1943 mitten im 2. Weltkrieg erschienenen Werk, die Summe seines Denkens narrativ entfaltet. Eingegangen sind hier seine jahrzehntelangen Bemühungen um einen Dialog der Religionen und seine politisch-kulturellen Visionen von einer geistigen Durchdringung der Welt. Der Roman durchdenkt nicht mehr und nicht weniger als Möglichkeiten zur Ausbildung einer "Universalsprache", einer "Weltsprache des Geistigen", die "aus allen Wissenschaften und Künsten gespeist" ist. So ist das "Glasperlen-spiel" ein kühner Weltentwurf, dessen "prophetische" Kraft wir heute im Zeitalter der Globalisierung und des world-wide-web neu schätzen lernen könnten. Der Umfang des in der Tat anspruchsvollen Werkes lässt es angeraten erscheinen, im Kurs sich ganz auf diesen Roman zu konzentrieren. Der Tagungs-Ort "Gaienhofen" erlaubt überdies den Besuch von Wohn-und Arbeitsstätten des frühen Hesse, der von 1904-1912 in diesem Bodensee-Örtchen gelebt hat.
