Schmuckband Kreuzgang

Wenn es auch Nacht ist

(c) Thomas Weisser

Zum Karfreitag

Jesus stirbt. Und hat vorher einen qualvollen Gang zu gehen.

Wird ausgelacht.

Trägt eine Dornenkrone.

Muss sein Kreuz zur Hinrichtung schleppen.

Wird zu Tode gequält.

 

Die klassische Glaubensaussage zum Karfreitag lautet: Jesus hat uns erlöst. Eine merkwürdige Deutung. Da stirbt jemand einen brutalen Tod – und das soll lösend, soll erlösend sein?

 

Vielleicht muss man andersherum denken. Mal fragen: Wovon will ich eigentlich befreit werden? Was liegt mir schwer im Magen, auf der Seele? Was belastet mich? Was setzt mich unter Druck? Und dabei auch den Blick weiten: Es gibt so viel Unerlöstes in der Welt. Krankheiten, Gewalttaten, unerwartete Tode, Menschenverachtung weltweit.

 

An Karfreitag wird das ernstgenommen. All die Unfreiheit und Sorge, all die Belastung und aller Druck. Nicht zur Seite gewischt. Nicht mit Spaß und lauter Musik, mit hektischem Alltag und Ablenkung übertüncht.

 

Aber der Karfreitag hält noch mehr bereit: Trost. Denn an diesem Tag wird an jemanden gedacht, der Ohnmacht und Unfreiheit radikal erfahren hat. Der weiß was es bedeutet, ganz verlassen zu sein.

 

In den tiefsten Tiefen von Verzweiflung, Depression, Angst helfen oft gar keine Worte. Aber manchmal die Erfahrung: Da ist jemand, der das kennt, der mitfühlt, der mit aushält, der nicht wegläuft. Und der mich spüren lässt: Es ist gut, dass du da bist, ich halte zu dir. Das kann lösen, das kann erlösen.

 

Dann kann ich spüren: Wenn es auch Nacht ist, sie bleibt nicht für immer.

Wenn es auch Nacht ist (Ruhama)

Wenn es auch Nacht ist (Ruhama)

31. März 2020