Zum Ostersonntag
Ostern ist eine Zumutung: Ein leeres Grab, ein Toter wird auferweckt?
Um mit Ostern zurechtzukommen, habe ich mir sieben Osterregeln aufgeschrieben:
- Spreche nicht von der »Auferstehung«. In der Bibel heißt es: Jesus wurde auferweckt. Brauchte jemanden, der ihn ins Leben zurückholt. Er wurde auferweckt. Wie ein Kind, das am Morgen von den Eltern geweckt wird.
- Pflege deine Unsicherheit, was Ostern angeht. Da kannst du dich an die Freunde Jesu halten. Die wussten auch nicht, was sie vom leeren Grab halten sollten. Die waren unsicher. Das ist kein Fehler und hat auch nichts mit Unglauben zu tun.
- Lass dir nichts erzählen. Glaube heißt nicht, alles zu glauben, was andere sagen. Auch Petrus hält die Geschichte vom leeren Grab zunächst für Humbug. Deshalb geht er selbst hin, um zu sehen, was Sache ist.
- Frage, was Auferweckung heißen soll. Also: Was soll das bedeuten, dass Jesus seinen Tod überlebt? Eine Antwort: Auferweckung erzählt davon, dass Gott unter allen Umständen das Leben liebt. So intensiv, dass der Tod keine Chance hat.
Bleib skeptisch mit der Auferstehung. Schließlich sterben viele Menschen und bleiben tot. Menschen, die du liebst, die dir nahe stehen.
- Mach dir Hoffnungen. Die Auferweckung ernst nehmen, heißt, den Tod nicht für das Letzte zu halten. Das Leben und die Liebe sind mindestens so stark wie der Tod. Wenn nicht noch stärker.
- Bleib auf der Hut. Auferstehung heißt: Es kann alles anders kommen, als gedacht, als üblich, als gewohnt. Mach dich auf alles gefasst. Das Leben hält mehr Überraschungen bereit, als du denken kannst. Und manchmal, da passiert Außergewöhnliches: Dunkelheit zerbricht.