Mitte September feierte die Katholische Pfarrgemeinde Budenheim mit einem großen Gottesdienst den Beginn der Arbeit im neu gegründeten Pastoralraum Nord-West. Der von Bischof Peter Kohlgraf ernannte Pastoralraum besteht neben der Pfarrgemeinde in Budenheim aus den beiden Gonsenheimer Pfarreien St. Stephan und St. Canisius, St. Martin in Finthen und St. Nikolaus Mombach.
„Dieser Neustart wird für uns viele Veränderungen mit sich bringen. Gelingen wird er, wenn wir Ihn als Gemeinschaft begehen, wenn wir offen bleiben für Veränderungen, wenn Konflikte und Gespräche geprägt sind von Wertschätzung und Respekt und dem Bewusstsein, dass wir alle gemeinsam die Zukunft der Kirche gestalten möchten.“, so die Vorsitzende der Pfarrgemeinde, Anja Viviani.
In diesem Gottesdienst stellte sich auch der neue Pfarradministrator der Katholischen Gemeinde, Pfarrer Thorsten Geiß (im Foto Dritter von rechts) mit dem gesamten Pastoralteam vor. Und mit diesen Zeilen möchten auch wir ihn vorstellen:
Thorsten Geiß ist 49 Jahre alt und im Odenwald aufgewachsen. 1992 begann er sein Theologiestudium in Mainz und zum Priester geweiht wurde er 1999. Nach seinen Kaplanstellen in Heppenheim und Nierstein/Oppenheim/Dienheim wurde er 2003 zunächst Pfarrer in Klein-Winternheim und Geistlicher Leiter im KJG Diözesanverband, später auch noch Pfarrer in Ober Olm und Finthen.
Diese Informationen sind über das Internet zugänglich. Wir würden Sie gerne aber etwas persönlicher kennenlernen. Deshalb folgende Fragen an Sie, Herr Pfarrer Geiß:
Welche Personen, Ereignisse oder Stationen haben Sie auf dem Weg zum Priestertum worin besonders geprägt?
Ich kann das gar nicht so auf einzelne Ereignisse und Personen festlegen. Dazu beigetragen haben aber sicher meine Eltern. Nicht dass sie mir zum Priestertum geraten hätten, aber dass Sie sowohl mir als auch meinen Brüdern bei allen Entscheidungen immer beigestanden und dies unterstützt haben. Ein wesentlicher anderer Faktor ist meine Heimatgemeinde mit den Pfarrern, die ich dort erlebt habe. Es gab da immer wieder Höhen und Tiefen, aber letztlich hat mich wohl doch dann der liebe Gott auf den Weg geschickt.
Wie würden Sie Ihre Aufgabe als Pfarradministrator für Budenheim sehen wollen?
Mit Budenheim habe ich am 1.8. in kurzer Zeit die vierte Gemeinde übernommen. Das heißt für mich auf der einen Seite, dass ich als offizieller Leiter der Gemeinde da sein möchte, das dies aber auf der anderen Seite auch seine Grenzen hat. So wie man bisher als Pfarrer einer Gemeinde in fast alle Prozesse involviert war und mit vielem Bescheid wusste, geht das nicht mehr. Das ist ein Lernprozess auch für mich jetzt in den neuen Strukturen. Ich bin aber sehr froh, dass wir ein relativ großes Team an Hauptamtlichen sind und es viele Ehrenamtliche gibt, die sich selbstverantwortlich und mit großer Motivation in die Gemeinden einbringen. Wir alle müssen hier unsere zukünftigen Rollen finden, aber der Raum dafür ist da.
Was schätzen Sie an Menschen, die mit Ihnen zusammenarbeiten?
Das Wichtigste ist für mich ein vertrauensvolles Miteinander in gegenseitigem Respekt, gegenseitiger Wertschätzung und auf Augenhöhe. Das ist aus meiner Sicht generell die wichtigste Grundlage dafür, dass nicht nur die Zusammenarbeit mit Haupt- und Ehrenamtlichen, sondern generell in unserer Kirche gelingen kann. Leider gibt es viele Situationen, wo ich das nicht feststellen kann. Gerade letzte Woche beim Abschmettern des Grundtextes „Leben in gelingenden Beziehungen“ durch einen (geringen) Teil der Bischöfe beim 4. Forum des Synodalen Weges hat sich wieder mal gezeigt, wie schnell Vertrauen verspielt werden kann. So etwas schätze ich überhaupt nicht. Wir alle haben unsere Aufgaben, auch die der Leitung und Entscheidungen. Das darf aber nicht auf Kosten von Menschen und ihrer Würde oder auf Kosten des Menschseins geschehen. Da müssen wir alle in unserer Kirche noch viel lernen.
Was hat man Ihnen zur Budenheimer Gemeinde gesagt und wie haben Sie sie bisher wahrgenommen?
Was „man“ mir über Menschen und Gemeinden sagt, tangiert mich zunächst nicht. Es wird generell zu viel über Menschen als mit Menschen gesprochen. Daher mache ich mir gerne selbst ein Bild. Das Bild, das ich bisher von Budenheim habe, ist vielversprechend.
Gern möchte ich Ihnen hier ein paar allgemeine Fragen stellen, die Sie bitte kurz beantworten mögen.
Was haben Sie erst vor Kurzem entdeckt?
Dass das Erstellen von Power-Point-Präsentationen gar nicht so schwer ist.
Was empfinden Sie als Glück?
Dass ich bisher ohne große nennenswerte Schwierigkeiten durchs Leben gekommen bin.
Was ist zu viel des Guten?
Die teilweise saublöden Facebook-Kommentare unter den Beiträgen.
Was lässt Sie hoffen?
Unsere Kirche bewegt sich und zeigt gerade auch in Aktionen wie „Out-In-Church“ und auch der Reaktion vieler Bischöfe, dass vieles geht – so etwas lässt mich hoffen!
Wovon lassen Sie sich inspirieren?
Von positiv und optimistisch gestimmten Menschen, die trotz allem den Mut nicht verlieren.
Wo werden Sie schwach?
Bei jeglichen Formen von „Gummibärchen“.
Worüber können Sie lachen?
Da gibt es vieles. Aber was mich immer wieder zum Lachen bringen kann, sind die beiden genialen Loriot-Filme „Pappa Ante Portas“ und „Ödipussi“.
Herzlichen Dank, Herr Pfarrer Geiß für das angenehme Gespräch und Ihre offenen Worte. Wir wünschen Ihnen für Ihre Aufgabe in Budenheim viel Freude, Erfolg und viele bereichernde Begegnungen.
Das Interview führte Frank Fillinger, Mitglied des Pfarrgemeinderats, Budenheim.
Mittlerweile hat auch die Arbeit im Pastoralraum Nord-West begonnen. Im Fokus dabei zunächst die Themen Sozialpastoral, Gottesdienste, Katechese (anfangs mit dem Schwerpunkt Erstkommunion und Firmung) sowie die Themen Verwaltungs- und Organisationsstrukturen, Gebäude und Finanzen. Über Details halten wir Sie auf dem Laufenden.