Der nigerianische Father Wilfred Chidi Agubuchie ist nach seinen pastoralen Aufgaben, die er im September 2014 in Budenheim übernommen hatte, nahezu ein echter Budenheimer geworden. Zuvor hatte er in Bruck, in der Pfarrei St. Ägidus im Bistum Regensburg, vom 23. August bis 15. September 2014 die Urlaubsvertretung von Pfarrer Helmut Brunner übernommen. Mit der positiven Zusage des damaligen Budenheimer Pfarrers Andreas Mager hatte er anschließend eine Bleibe als Vikar in Budenheim gefunden, um zum einen als Theologe tätig zu sein und zum anderen sich in Belgien bei seinem „Doktorvater“ auf die angestrebte Promotion im Kirchenrecht vorzubereiten.
Der nunmehr 44-jährige nigerianische Priester wurde in Epe in der Provinz Enugu geboren, wo er mit großem Engagement den Bau einer Schule im Blick hat, mit finanzieller Unterstützung von zahlreichen Spendengeldern aus Budenheim. Derzeit seien erneut Spenden von 22.500 Euro eingegangen, verriet die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Anja Viviani und es sei davon auszugehen, dass sich dieser Betrag noch erhöhen werde.
Dazu fühlt sich der neugegründete »Förderverein Pankratiusschule Epe in Enugu« verpflichtet, dessen 1. Vorsitzender Altbürgermeister Rainer Becker und stellvertretender Vorsitzende der amtierende Bürgermeister Stephan Hinz ist. In einer der kommenden Ausgaben der Heimat Zeitung Budenheim will sich der Verein vorstellen und gleichzeitig das Spendenkonto mitteilen. Nun sei der Zeitpunkt gekommen, voneinander Abschied zu nehmen, sagte Anja Viviani. „Sechs Jahre hast Du unsere Pfarrei begleitet und ich kann mich noch gut an Deine erste Zeit erinnern. Von Anfang an bist Du ganz offenherzig auf unsere Gemeindemitglieder zugegangen. Du wolltest jeden gerne persönlich kennenlernen, obwohl Du zu Beginn ganz schön mit unserer Sprache zu kämpfen hattest. Das war für Dich aber kein Hinderungsgrund. Im Gegenteil, dies bezüglich hast Du große Fortschritte gemacht und hattest in den letzten Jahren sogar große Freude daran, auf der Pfarrfastnacht die ‚meenzerischen‘ Fastnachtsliedern zu präsentieren. Wer mit Dir in engerem Kontakt getreten ist, weiß, was Du für ein besonderer Mensch bist. In Deinem Innersten bist Du ganz fest mit Gott verbunden und du lebst deinen Glauben mit Begeisterung.
So endeten eine Begegnung, ein Gespräch oder eine schriftliche Nachricht nicht selten mit einem liebevollen Wort oder einem Segen. So hast Du Hochzeitspaare, sterbende und trauernde Menschen auf ihrem Weg begleitet, in vielen Gruppen und Kreisen hast Du Dich eingebracht.“ Father Wilfred sei zu einer vertrauten Person geworden, was die Gemeinde in den Zeiten ohne Pfarrer zu schätzen lernte. Die Gruppen und Kreise haben ihm als Erinnerungsgabe eine Broschüre zusammengestellt, in dem sie sich einzeln in Bild und Text vorstellten, was Father Wilfred dankend von Anja Viviani entgegennahm. Es war schade, dass diesen Abschiedsgottesdienst nur 50 Gläubige wegen der Corona-Pandemie besuchen durften. Die Anwesenden in der Dreifaltigkeitskirche erlebten einen musikalischen Genuss, der von der vierköpfigen Schola mit Prof. Dr. Thomas Weißer mit Gitarre, Mandy Döhren-Strauch, Silva Merkel mit Flöte und Lorenz Gramelspacher am E-Piano dargeboten wurde.
Markant dabei das afroamerikanischer Spirituell »Swing low sweet chariot, comin for to carry me home«, aber auch der traditionelle Gospel Song »Amen, Amen«. Insgesamt war das ausgewählte Liedgut rhythmisch gehalten, was auch als Hommage an den scheidenden Priester anzusehen ist. Bedauert wurde, dass der Budenheimer und Mombacher Pfarrer Gottfried Keindl krankheitsbedingt nicht da sein konnte, um seinen Vikar Wilfred zu verabschieden. Resümierend blickte Wilfred Chidi Agubuchie mit Dankbarkeit zurück. Bei seiner Ankunft habe ihm die Gastfreundlichkeit der Budenheimer gut getan, die ihm in den sechs Jahren ans Herz gewachsen sind. Als Solosänger beim Gospelchor der Sängervereinigung 1860 Budenheim mitzusingen, habe ihn mit Freude berührt. „Heimat ist da, wo sich Menschen verstehen. Budenheim ist für mich zur Heimat geworden“, sagte Father Wilfred.
Sein Dank gelte allen Menschen in der Pfarrei Sankt Pankratius, vor allem seinem väterlichen Freund Diakon Walter Kost. Besonders freue er sich über eine weitere finanzielle Unterstützung für seinen Schulneubau in Epe. Als besondere Überraschung hatten Sigrid Gudjons und Marlene Schäfer für jeden Kirchenbesucher das nigerianische Gebäck „Chin-chin“ zubereitet. Mit dem nigerianischen Danklied: „Imela, imela, o ka ka – on ye ke ru wa (…)“, in der Sprache des „Igbo“, was übersetzt eine Dankeshymne an Gott ist, verabschiedete sich singend Wilfred Chidi Agubuchie vor den stehend applaudieren Gottesdienstbesuchern in der Dreifaltigkeitskirche.