Liebe Gemeinde,
mit dem 1. August ist in unserem Bistum die zweite Phase des pastoralen Weges gestartet. Nachdem in der ersten Phase die Zuschnitte der neuen künftigen Pfarreien geklärt wurden, geht es nun darum, den Prozess der „Pfarreiwerdung“ zu gestalten.
In diesen Tagen kommt mir die Bibelstelle in den Sinn, in der Abraham losgeschickt wird: „Der HERR sprach zu Abram: Geh fort aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde![…] Da ging Abram, wie der HERR ihm gesagt hatte…“ (Gen 12, 1.4a) Abraham, dem es gut ging, der sich mit seinem Leben etabliert hatte, wird plötzlich auf völlig neue Wege geschickt – und er lässt sich darauf ein.
So ganz plötzlich kommen unsere neuen Wege nun nicht. Schon mindestens seit 2003 gab es Strukturprozesse in unserem Bistum, von denen allerdings so manches immer wieder im Sand verlaufen ist. Der jetzige Prozess hingegen birgt Geschwindigkeit in sich und Veränderungen in Dimensionen, wie wir sie uns vor 10 Jahren noch nicht wirklich vorstellen konnten. Allein die Tatsache, dass Finthen, Gonsenheim, Budenheim und Mombach einmal eine Pfarrei mit einem gemeinsamen Pfarrer haben würden, war lange Zeit undenkbar gewesen. Nun aber befinden wir uns auf dem Weg in diese neue Zukunft.
Schauen wir dazu nochmal in den Bibeltext und fragen, wie es Abraham ergangen sein mag. Sicherlich kamen in ihm auch erhebliche Gefühle der Trauer auf bei allem, was nun nicht mehr sein konnte. Es kamen sicherlich auch Fragen auf, warum das denn so und nicht anders sein musste?
Vielleicht waren Trauer und Fragen auch gepaart mit Wut und Resignationsgedanken. Was aber am weiteren Verlauf der Geschichte zu sehen ist: Abraham lässt sich weniger runterziehen als dass er optimistisch und auch motiviert die neuen Wege geht. Sie sind nicht immer gut zu gehen, aber sie sind gut, denn sie lassen Abraham zu dem werden, das Gott verheißen hat: „Ein Segen sollst du sein!“ (Gen 12,2)
Wir sind nun auch als Kirchengemeinden und als Pastoralraum auf einem Weg, bei dem vieles was bisher war, auf dem Prüfstand steht. Dabei gibt es sicherlich vieles zu bewahren und zu erhalten. Es gibt ebenso vieles, das bleibt, aber eine neue Form bekommt. Es gibt aber auch einiges, das wir hinter uns lassen und von dem wir uns verabschieden müssen. Daher werden wir auch mit Abschiedsschmerz und Trauer zu tun haben und das auch sehr ernst nehmen.
Es wird aber auch viel Neues geben. Viele neue Ideen, neue Aufbrüche und die Bereitschaft dazu sind schon in vielen Bereichen zu verzeichnen. Das freut mich, macht mich optimistisch und motiviert mich. Ich wünsche mir, dass wir alle zusammen diese neuen Wege gehen können, dass wir gemeinsam bewahren und verändern, Abschiede gestalten und Neuanfänge wagen. Ich wünsche mir auch, dass wir nicht den Grund und das Ziel unseres pastoralen Weges vergessen. Grund und Ziel zugleich ist der Auftrag Gottes, der uns immer wieder auf den Weg schickt, sein Reich lebendig sein zu lassen und ein Segen zu sein für die Menschen.
Für all dies wünsche ich uns Kraft, Mut, Kreativität und das nötige Gottvertrauen und hoffe auf Ihr Mittun und Ihre Unterstützung!