Schmuckband Kreuzgang

Kar- und Ostertage für Familien

Ein Bericht

Ostern (c) Juliane Weitzel
Ostern
Datum:
Mo. 24. Apr. 2023
Von:
Juliane Weitzel

In diesem Jahr gab es in Friedberg zum ersten Mal eine Gottesdienstreihe für Familien, die sich von Palmsonntag über Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag bis zur Feier einer kindgerechten Osternacht am Sonntagmorgen erstreckte.

Hintergrund der Idee war der Gedanke, vor allem den Erstkommunionkindern die Mitfeier der Kar- und Ostertage zu ermöglichen, und zwar mit einem pastoralliturgischen Schwerpunkt: Die Familien sollten mit Hilfe der liturgischen Traditionen in das Geschehen vor allem des Triduums mitgenommen werden, ohne sie dabei zu überfordern. Gerade für Familien, die wenig Gottesdiensterfahrung mitbringen, sind Feiern am späten Abend, eucharistische Anbetung, Elemente einer Karliturgie und eben auch die einer Osternacht oft schwer verständlich und daher nicht gut mitzuvollziehen.

So war der eine Schwerpunkt in der Planung der Familiengottesdienste und Gebetszeiten eine enge Orientierung an traditionellen liturgischen Elementen des Triduums wie eucharistische Anbetung, Kreuzverehrung, Hören von längeren zusammenhängenden biblischen Erzählungen, Schwerpunkt auf den Fürbitten am Karfreitag, Feuer, Lichtfeier, Tauferneuerung in der Osternacht.

Der andere Schwerpunkt entstand aus dem Gedanken, die in der Gemeinde vorhandenen Krippenfiguren, die durch große biblische Erzählfiguren dargestellt sind, auch in einer Kar- und Osterkrippe zum Einsatz zu bringen. So wurden zu allen Gottesdiensten die Szenen mit den biblischen Erzählfiguren gestaltet und nahmen die Kinder und ihre Familien auch visuell mit hinein in das Geschehen der Tage.

Übrigens: die Marienkirche, in der alle Gottesdienste stattfanden, ist tagsüber zum Gebet geöffnet. Auch viele Laufbesucher und vor allem auch ältere Gemeindemitglieder freuten sich an den dargestellten biblischen Szenen und empfanden dies als große Bereicherung („…das könnten wir doch öfter machen!...“).

Palmsonntag (c) Juliane Weitzel
Palmsonntag

Am Palmsonntag starteten wir mit einem Rahmenprogramm: zuerst wurden im Albert-Stohr-Haus Palmzweige mit bunten Bändern verziert. Da für nach dem Gottesdienst ein Mittagsimbiss mit Mitbringbuffet geplant war, füllten sich die Tische auch bereits mit lauter leckeren Speisen. Schon recht bald wurde klar, dass die aufgestellten Tische und Stühle wahrscheinlich nicht reichen würden. Auch die Palmzweige mussten geteilt werden, sodass es hinterher keine großen Buschen mit wenig bunten Bändern, sondern eher kleine grüne Zweige mit sehr vielen bunten Bändern für die Kinder gab.

Das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung, sodass wir nicht in einer feierlichen Prozession in die Kirche einziehen konnten, sondern eher schnell ins Trockene gingen. Dafür wurden dann in der Kirche die Palmzweige gesegnet. Hier hörten wir auch das Evangelium vom Einzug Jesu nach Jerusalem, und zeichneten dann gemeinsam mit den Kindern wichtige Stationen im Leben Jesu nach: Geburt, Hochzeit von Kana, Heilungsgeschichten, Bergpredigt, Zachäus und die wunderbare Brotvermehrung standen exemplarisch für alles, was Jesus für uns Menschen Gutes getan hat. Auch einzelne Palmzweige legten wir auf seinen Weg.

In der biblischen Szene war im Hintergrund die Stadt Jerusalem zu sehen, davor das Stadttor und Jesus auf dem Esel, umgeben von vielen Menschen, die ihm alle zujubelten.

Nach dem Gottesdienst gab es im Albert-Stohr-Haus zuerst eine wohlverdiente Stärkung, anschließend konnten noch Osterkerzen verziert werden. Auch hier hatten die Kinder und Familien großen Spaß dabei, ihre kreativen Ideen umzusetzen.

Gründonnerstag (c) Juliane Weitzel
Gründonnerstag

Am Gründonnerstag feierten wir zusammen eine Heilige Messe zum letzten Abendmahl, allerdings schon um 18 Uhr. Hier waren größtenteils klassische Elemente enthalten, auch die Schrifttexte des Tages wurden verkündigt. In einer kindgerechten Katechese ging es um das Vermächtnis Jesu: die Liebe!

Nach dem Gloria schwieg die Orgel, die Schellen wurden hinausgetragen, alle weiteren Lieder stimmte der Kantor an.

Zum Ende des Gottesdienstes wurde der Altar abgeräumt und das Allerheiligste in die Sakristei übertragen, allein die geöffnete Custodia blieb ausgesetzt auf dem leeren Altar stehen, gleich oberhalb der biblischen Szene, die oben das letzte Abendmahl und im Vordergrund die Fußwaschung zeigte. Wir beendeten den Gottesdienst mit dem alten Lied: „Das Geheimnis lasst uns künden“ und mit einem stillen Gebet.

Anschließend waren im Albert-Stohr-Haus die Tische für eine Agapefeier gedeckt. Bei Brot, Käse und Saft konnten wir so auch, nach der seelischen Stärkung, auch den Leib stärken und die Tischgemeinschaft miteinander beim Gespräch genießen.

Zum Abschluss versammelten wir uns noch einmal in der Kirche. Hier war inzwischen als biblische Szene die Nacht im Garten Getsemani zu sehen, Jesus im Gebet, und seine Jünger schlafend. Wir hörten die Bibelstelle hierzu, hielten ein Gebet in Stille und beteten ein gemeinsames Vater Unser.

Karfreitag (c) Juliane Weitzel
Karfreitag

Am Karfreitag versammelten wir uns um 11 Uhr in der Kirche, um die Passion miteinander zu begehen. Wieder war die biblische Szene umgebaut; nun zeigte sie Petrus im Hof, wo er Jesus verleugnete, Pontius Pilatus und seine Soldaten im Palast, und den Weg den Berg hinauf nach Golgotha, wo der Platz zur Kreuzigung schon vorbereitet war. Anhand von drei Symbolen näherten wir uns den Ereignissen und einer möglichen Bedeutung für unsere heutige Zeit: der Hahn als Symbol des Mutes (den Petrus nicht hatte, als er seinen Freund Jesus verleugnete), das Fragezeichen als Symbol für die Frage nach Wahrheit (Pilatus fragt: Was ist Wahrheit?) und die Frage danach, auf welche Stimme wir hören, und als drittes Symbol das Schweißtuch der Veronika, das für Trost und Mitgefühl steht.

Besonders eindrücklich war, nachdem wir mit Jesus den Kreuzweg gegangen waren, der Moment, in dem wir Jesus ans Kreuz gebunden und das Kreuz aufgerichtet haben. Alle Mitfeiernden verehrten das Kreuz, teilweise mit Blumen im Gebet, anschließend beteten wir „große Fürbitten“, bevor der Gottesdienst für diesen Tag vorbei war. Nachdenklich und ruhig verließen die Familien die Kirche.

Karsamstag (c) Juliane Weitzel
Karsamstag

Am Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe, war wiederum eine kurze gemeinsame Gebetszeit geplant. Der Karsamstag ist der Tag, an dem weltweit keine Heilige Messe gefeiert wird, wohl aber wird – dort, wo es auch sonst seinen Platz hat – das Stundengebet gebetet. So hatten wir für 11 Uhr am Vormittag eine kurze kindgerechte Laudes vorbereitet. Im Rahmen dieser Gebetszeit (auch wenn es eigentlich an den Abend des Karfreitags gehört hätte), nahmen wir die Figur des Jesus gemeinsam vom Kreuz, wickelten ihn in Leinenbinden und legten ihn in das vorbereitete Grab, das mit einem großen Stein verschlossen wurde. Auch dies war wieder für die beteiligten Kinder ein sehr eindrücklicher Moment, der das unbegreifliche Geschehen ein kleines Stück „fassbarer“ machte.

Ostersonntag (c) Juliane Weitzel
Ostersonntag

Am Ostersonntag schließlich trafen wir uns schon morgens um 6 Uhr vor der Kirche. Das frühe Aufstehen war den meisten schwergefallen, doch spätestens, als wir vor der Kirche ums Feuer herumstanden, waren alle wach und neugierig, wie es nun weitergehen würde.

Die frühe Osternacht feierten wir als Wort-Gottes-Feier mit Kommunionausteilung, wobei auch hier wieder alle klassischen Elemente einer Osternachtsliturige enthalten waren, gleichzeitig aber in Umfang und Ausgestaltung an die Kinder und Familien angepasst.

So entzündeten wir die Osterkerze am Feuer, in dem wir vorher noch die alten Palmzweige, die alten Öle und die Beichtzettel der Kinder verbrannten. Mit der Kerze zogen wir in die dunkle Kirche ein. Von vorne verbreitete sich dann das Licht in die Gemeinde, die Messdiener gaben das Licht der großen Kerze an die vielen kleinen Osterkerzen weiter.

Nach dem Lob der Kerze, das wir gemeinsam sangen, hörten wir drei Schriftlesungen aus dem Alten Testament, die von der Liebe Gottes zu den Menschen und von seinem Bund mit uns erzählten. Dann ging mit dem feierlichen Gloria Licht, alle Kerzen und die Orgel wieder an, die Messdiener schellten dazu, und die Feier der Auferstehung in den aufgehenden Morgen hinein wurde so noch besser spürbar. Mit dem hellen Licht in der Kirche war auch die veränderte Figurenszene vor dem Altar zu sehen: das Grab leer, der Stein weggerollt, die Frauen am Grab, die Jünger und die Begegnung zwischen Jesus und Maria waren hier nun dargestellt.

Zum Osterevangelium gab es eine kurze Katechese, dann folgte die Taufwassersegnung, die Tauferneuerung und die Fürbitten.

Nach der Kommunionfeier wurden noch die Osterspeisen gesegnet, und natürlich durfte auch der traditionelle Osterwitz nicht fehlen.

Mit Brötchen, Eiern und Osterkerzen machten sich alle Familien wieder auf den Heimweg, um die Osterfeier zu Hause fortzusetzen.