Zeitfiguren - Orgel-Soirée mit Dominik Susteck, Organist der Kölner Kunst-Station Sankt Peter

Musik zur Abendzeit in St. Stephan auf der neuen Klais-Orgel

ORGEL-Soirée (c) Dominik Susteck
ORGEL-Soirée
Datum:
Termin: Donnerstag, 06.02.20 - 19:30
Ort:
St. Stephan

Dominik Sustecks (*1977) Werk ZEITFIGUREN für Orgel solo entstand 2014 auf Anregung von Volker Karweg als Auftragskomposition des Erzbistums Paderborn (Kurator: Prof. Dr. Paul Thissen). Domorganist Tobias Aehlig hat beim Label Ambiente eine SACD mit dieser Komposition herausgebracht, eingespielt an den Orgeln des Paderborner Doms. Sustecks Orgelstücke nehmen eine dezidiert moderne Haltung ein, was aber keinesfalls heißt, dass sie nicht auf Traditionen beruhen würden. Der Komponist selbst sieht seine ZEITFIGUREN im Kontext der christlich-programmatischen Orgelmusik Olivier Messiaens, hebt aber seinen transreligiösen, spirituellen Charakter hervor.

 

Programm Konzert St. Stephan:

Dominik Susteck (*1977) – Zeitfiguren

–Strahlen

–Verschlungener Gang

–Zeit

–Leuchten

–Akkordecho

–Warten

 

Dominik Susteck, Orgel

 

I. Strahlen

Welche Strahlen sind gemeint? Sind es sich öffnende Räume, die ins Unendliche führen? Sind es leuchtende und tupfende Melodien, die ihrem Schatten folgen? Ist es die heiße Berührung einer Sonne, die selbst Granit zum Schmelzen bringt? Oder ist es der Weg über unabsehbare Tiefe, die wie ein Abgrund unter der Musik lauert?

 

II. Verschlungener Gang

Melodien wandeln sich, bleiben stehen, klingen aus der Ferne. Sie verschlingen sich umeinander, verirren sich in anfangslosen Verstrickungen, beantworten und befragen sich. Sie nehmen aufeinander Bezug, sie treffen sich oder versuchen, sich aussichtslos zu treffen. Ihre Klänge rufen einander zu, wie tausendfache Spiegel gebrochen, weite Rufer, die unter sich den warmen Urgrund spüren.

 

III. Zeit

Die Zeit klopft, tickt wie eine Uhr, wird gemessen. Sie zerfließt, zerrinnt, und doch steht sie. Sie zergeht in Energie und ist nur mit Ordnung messbar. Durch Meditation wird die Zeit gewaltig stark, berstend, wie der eigene Herzschlag. Im Schnellen jagt sie sich, wird flüchtig und vergeht, als gäbe es sie nie.

 

IV. Leuchten

Was an der Musik sieht aus als ob es steht, obwohl es zerfließt? Es sind Klänge, die den Raum ausleuchten. Sie werden kommentiert, immer wieder, in einem ewigen, sich variierenden Ostinato. Immer sagen sie etwas, eindringlicher, hoch und tief, lang und breit. Doch dort erscheint etwas anderes, etwas Neues. Es leuchtet, färbt und brennt, als wolle es auf der Stelle stehen, wohl wissend, das es dort nicht bleiben kann.

 

V. Akkordecho

Der Akkord baut sich auf, strahlt, schält sich und reibt sich. Er blättert ab und lässt feine Linien zurück, wie Fußabdrücke, die sich bald verflüchtigen. Er türmt sich auf, zerspringt, um sich dann zu besinnen und in das Verborgene zurückzukehren.

 

VI. Warten

Das Warten ist geduldig. Die unentrinnbare Zeit holt uns ein. Es ist ein freundliches und zugleich ernstes Warten. Zwei Klänge wechseln sich ab und tauchen alle anderen Klänge in ein warmes Licht. Das Warten ist ein grenzenloses Akzeptieren, das immer weiter führt.