Am 13. Oktober begann eine kleine Gruppe von Ministranten an der Statue des hl. Bonifatius am Mainzer Dom die erste Pilgeretappe auf dem Bonifatiusweg.
Zunächst ging es in Mainz den Rhein entlang bis zur Einmündung des Mains und dann später durch die farbenfroh-bunten Weinberge bis nach Wicker. Einen Impuls gab es in der Kirche von Flörsheim, einen Zwischenstopp mit Blick auf die Frankfurter Skyline an der Flörsheimer Warte und der Tagesabschluss war in der Pfarrkirche St. Katharina in Wicker.
Am Samstag – also am 17. Oktober - fuhr dann eine hochmotivierte größere Truppe nach Blankenau. Dort wurden sie schon erwartet, und los ging es wieder mit einer kleinen Andacht, dem Wallfahrtspsalm 121 und einem Impuls über das Leben des heiligen Bonifatius. Die Wanderung führte durch Wald und Wiesen und Kuhweiden, mit vielen netten Begegnungen unterwegs. Die erste kurze Rast war an der Klein-Heilig-Kreuz-Kirche in Großenlüder; danach ging es steil bergauf an Kreuzwegstationen vorbei bis zur Mittagsrast an der Schnepfenkapelle. Weiter ging es durch kleine Orte, aber auch ein langes Industriegebiet.
Ab der Fulda-Aue war der Dom fest im Blick, und zum Glück bewahrheitete es sich nicht, dass er schon um 15 Uhr schließen sollte. So konnten ihn alle auf sich wirken lassen. Erschöpft und müde und manche auch mit Blasen an den Füßen, aber auch sehr stolz, den Weg geschafft zu haben, ging es wieder nach Hause.
Der hl. Bonifatius ist in der Krypta beigesetzt; der Bonifatiusweg folgt in etwa der Route seines Leichenzugs vor rund 1.250 Jahren von Mainz nach Fulda.
Der hl. Bonifatius wurde mit dem Namen Winfried im Jahr 672 (oder 673) im englischen Essex geboren. Er besuchte die Klosterschulen von Exeter und Nursling und entschloss sich schließlich, dem Beispiel seiner Lehrer zu folgen ins Benediktinerkloster Nursling einzutreten. Winfried widmete sich vor allem der Wissenschaft: Er verfasste Auslegungen der Bibel und schrieb viele Gedichte.
Doch er verspürte den Drang, den Menschen von Gott zu erzählen. Mit 41 Jahren ging er nach Friesland, um dort den Glauben zu verkünden. Die Reise endete frustrierend für Winfried und seine Begleiter: Die Friesen befanden sich im Krieg, die Berichte vom barmherzigen Gott und der Vergebung der Sünden trafen bei ihnen auf taube Ohren. Enttäuscht kehrte Winfried zunächst zurück nach England.
Papst Gregor II. sandte ihn im Juni des Jahres 719 nicht nur offiziell nach Germanien, sondern gab ihm auch einen neuen Namen: Bonifatius, nach einem Märtyrer, dessen Fest gerade in Rom begangen wurde.
In der Folgezeit wirkte Bonifatius erfolgreich in Thüringen und Hessen – später auch in Westfalen, Bayern und Württemberg. Auch begleitete er den heiligen Willibrord auf einer Reise nach Friesland, wo sie diesmal etwas größere Erfolge verzeichnen konnten.
722 wurde Bonifatius zum Bischof geweiht. Kurze Zeit darauf besuchte er der Legende nach das Dorf Geismar bei Fritzlar. Dort stand eine alte Eiche, die dem germanischen Kriegsgott Thor geweiht war. Kurzerhand zog Bonifatius eine Axt und hieb den Baum um. Die Bewohner warteten Angst erfüllt auf die Reaktion des „Donnergottes“, doch vergebens: Nichts geschah. Aus dem Holz der Eiche ließ Bonifatius eine Kapelle errichten, die dem Apostel Petrus geweiht wurde. Diese Begebenheit verbreitete sich schnell im ganzen Land, und viele ließen sich taufen.
Zahlreiche Klostergründungen gehen auf ihn zurück, darunter sein Lieblingskloster Fulda. Auch viele Bistümer verdanken ihre Existenz dem heiligen Bonifatius, darunter die noch heute existierenden Diözesen Passau, Regensburg, Eichstätt und Erfurt. 738 wurde er päpstlicher Legat für Germanien.
Obwohl er schon seit Jahren das Amt eines Bischofs bekleidete, hatte der Missionar Bonifatius zunächst keinen festen Bischofssitz. Das änderte sich 746: Nachdem zunächst ein Versuch gescheitert war, Bischof von Köln zu werden, wurde er nun Bischof von Mainz.
Mit fast 80 Jahren machte er sich ein letztes Mal an die Nordseeküste auf, um den dortigen Heiden die Frohe Botschaft zu bringen. Nun hatte er großen Erfolg, viele Friesen ließen sich taufen.
Der Überlieferung nach wurde er 754 bei einem Überfall friesischer Kämpfer getötet. Der Leichnam des Heiligen wurde zunächst nach Utrecht und dann mit dem Schiff in seine Bischofsstadt Mainz überführt. Von dort aus brachte eine große Prozession den Leichnam nach Fulda, wo er seine letzte Ruhe in dem von ihm so geliebten Kloster Fulda fand.
Wenn sich alljährlich die Mitglieder der Deutschen Bishofskonferenz zu ihrer Herbstvollversammlung am Grab des heiligen Bonifatius in Fulda treffen, ehren sie damit auch jenen Bischof, der als „Apostel der Deutschen“ in die Geschichte eingegangen ist.