„Der Herr krönt das Jahr mit seinem Segen.“
Dieser kurze Satz überschreibt den 65. Psalm, ein Loblied Davids. Auch in den liturgischen Texten zum Jahreswechsel begegnet uns diese Aussage. Wir geben das Vergangene dankbar in Gottes Hände, verbunden mit der Bitte, dass er das, was er geschenkt hat, wieder von uns annimmt. Wir preisen das, was wir Gutes erfahren haben, und lassen das los, was uns missglückt ist oder belastet.
„Der Herr krönt das Jahr mit seinem Segen.“
Es fällt nicht leicht sich die zurückliegende Zeit unter dem Segen Gottes liegend vorzustellen.
Wo erleben wir im Augenblick Segen Gottes? Wo spüren wir seine Nähe? Wo sehen wir sein Wirken? Fragen und Zweifel dürfen da wohl aufkeimen. Der Eindruck ist doch, dass seit über einem Jahr Einschränkungen unser Leben überschatten. Eine Krise hat die Welt fest im Griff. Ausnahmezustand durch Corona.
Bei einem gedanklichen Wortspiel erschließt sich ein interessanter Gedankenkomplex:
Krönen …, Krone …, Corona. Das heute negativ behaftete Wort Corona – umfassend verwendet für Viruserkrankung, Pandemie ect. – stammt aus dem Lateinischen und heißt ursprünglich nichts anderes als Kranz, Krone – durchaus positiv belegte Begriffe. Ein nächstes, daran anschließendes Wortspiel führt daher in eine andere Richtung und gewinnt auch eine andere Bedeutung: Corona …, Krönen …, König.
Diese Thematik greift auch die Osterkerze 2021 auf. Erzählt werden bildlich Szenen von Königen in der Bibel. Die ersten drei Motive zeigen Steinschleuder und Harfe für David, Tempel und Schwert für Salomon, die Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe für die drei Weisen aus dem Morgenland. Diese Könige begegnen Gott; jeder in seiner eigenen Geschichte. Sie kämpfen und siegen für Gott, sie fragen ihn um Rat und erhalten Antwort, sie suchen und finden ihn. Auf das vierte Motiv, die Krippe, richten sich die anderen aus. Jesus, das neugeborene Kind im Stall, ist Christus, König der Welt. Die Krone findet ihren Platz direkt bei der Krippe. „Glanz strahlt von der Krippe aus, neues Licht entströmt der Nacht“, so klingt es in einem alten Kirchenlied.
Für Christus, den König steht auch das Kreuz in der Mitte der Osterkerze. Das Symbol unseres christlichen Glaubens, königlich in Gold gestaltet. Von ihm gehen Strahlen aus, die sich ein alle Richtungen entfalten. Umrundet wird es von einem Lichterkranz – einer Corona.
Vielleicht kann uns dieses Zeichen rückblickend eine Art leiser Zuversicht vermitteln: „Der Herr krönt das Jahr mit seinem Segen.“ Auch, und gerade das vergangene Corona-Jahr. Zugleich lässt sich darin vielleicht auch Hoffnung für die Zukunft finden: In aller Ungewissheit dürfen wir uns Gottes ständiger Nähe sicher sein. Auch das feiern wir an Ostern. In der Osternacht wird so wie jedes Jahr die neue Osterkerze entzündet. Helles Licht scheint. Strahlen durchbrechen selbst die tiefste Finsternis.