Im Pastoralraum Bingen wurde heute kräftig Fastnacht gefeiert. Dabei erklang auch die eine oder andere gereimte Predigt.
Lesen Sie hier die Fastnachtspredigt von PR David Haub aus dem Fastnachtshochamt aus Büdesheim:
Helauluja, Schwestern und Brüder,
auch dies‘ Jahr sehe‘ mer uns wieder
an Fastnacht beim Aureus, ja
und auch bei de Justinia.
Drum grüß ich euch, ob groß, ob klein.
Ich freu‘ mich, heut‘ bei euch zu sein,
und setze fort, ihr hört es schon,
die Fastnachtspredigt-Tradition.
Dabei halt‘ wieder ganz galant
ich einen Spiegel in der Hand:
den Narrenspiegel, den ich nu‘
der Welt wieder vorhalte‘ tu.
Spieglein, Spieglein, was ich seh‘,
is‘ vierfarbbunt. Mer schreit „Juche“!
Die Fassenacht is‘ wieder da,
nach beinah‘ drei Corona-Jahr‘.
Ob DJK, ob TuS, Seniore‘,
dies‘ Jahr gibt’s wieder für die Ohre‘
und Auge‘ viel hier zu erlebe‘.
Mer hat sich wirklich Müh‘ gegebe‘.
Und darum reiht sich – das ist fein –
die Kersch auch in die Freude ein.
Spieglein, Spieglein, was ein Glück,
blick‘ ich mit dir ein Jahr zurück.
Letzt‘ Jahr – manch einer weiß es noch –
stand schon mal ich hier vorne. Doch
mal ganz genau betracht‘, ihr Leit‘,
da stand ich uff de anner‘ Seit‘.
Warum nur? Wenn ich das noch wüsst‘…
Ach richtig, wegen dem Gerüst!
Das stand hier, weil – ich sag’s so platt –
die Kersch ‘n Dachschade‘ wohl hat.
Der is‘ jetzt Gott sei Dank behobe‘,
schaut also net verschreckt nach obe‘.
‘Es Dachgebälk ist gut in Schuss,
wenn net der Prediger zum Schluss
so viel dumm babbelt zu Genüge,
dass sich die Balke‘ wieder biege‘.
Doch erst e’mal genug vom Dach.
Wenn ich an letztes Jahr denk‘, ach
dann denk‘ ich auch an meine Frage,
ob Putin tut es noch ertrage‘,
mal in de Spiegel reinzuschaue‘ –
oder packt ihn dann selbst ‘es Graue‘?
Tja, eigentlich, so tu ich klage‘,
könnt‘ ich dasselbe wieder sage‘.
Der Kriegstreiber, er geht net fort,
spaltet, lügt mit jedem Wort
und wird dann auch noch hierzulande –
das find‘ ich eine riesen Schande –
hofiert von irgendwelche‘ Leute‘,
die meinen, gar was zu bedeute‘.
Doch sag ich’s hier gerade raus:
Den hält mer doch im Kopf net aus.
Drum wünsch‘ ich mir endlich e End‘
vom Krieg – und der Herr Präsident,
entmachtet, muss bekenne‘ gar:
Die freie Welt der Sieger war.
Wenn ich jetzt noch zum Predigtzwecke
komm‘ mit dem Jesus um die Ecke,
der heut‘ im Evangelium grad‘ –
wie jeder hier gehöret hat –
spricht: „Liebe auch deinen Feind,
auch über ihm die Sonne scheint.“
Dann is‘ das schon ‘n harte‘ Schlag,
wenn in der Welt herrscht Krieg und Krach.
Ein Idealbild is‘ es, klar,
Realität oft anders gar.
Denn Friede wär‘ schon ein Geschenk,
an Liebe ich noch gar net denk‘.
Friede, Respekt, das wär‘ der Hit
und vielleicht auch ein erster Schritt.
Und das net nur global geseh’n.
Nein, auch privat wär‘ das doch schön.
Denn manche Leut‘, die mag ich nie,
da stimmt einfach net die Chemie.
Aber Respekt hab‘ ich trotzdem,
auch wenn mir jemand unbequem.
Denn jeder Mensch ist würde-voll,
von Gott geliebt als Kind, wie toll.
Und wenn ich das hab‘ respektiert,
dann is‘ ‘n große‘ Schritt passiert.
Und manchmal steht der größte Feind
auch direkt vor mir, wie es scheint:
Guck ich mal in de Spiegel, wann
ich selbst mich grad‘ net leide‘ kann.
Doch auch hier sage ich euch heut‘:
Respekt gilt net nur anner‘n Leut‘
Behandelt Körper, Seel‘ und Geist
auch gut, damit ihr net verweist.
Respekt, ganz nebenbei gesagt,
auch in de Kersch wär‘ angebracht:
Tät‘ man sich auch bei Differenze‘
halte‘ an gewisse Grenze‘
und net, um sich gar noch zu räche‘,
sich das Katholischsein abspreche‘.
Denn in de Kersch geht’s auch grad‘ rund,
viele tun ihre Meinung kund.
Da gibt’s den Weg, den Pastorale,
dann is‘ da noch der Synodale.
Bei so viel‘ Wege‘ könnt mer glatt
verlaufe‘ sich ohne e Kart‘.
Vielleicht kann ich mich dann und wann
als Wanderführer bieten an.
Mi’m Synodale‘ Weg mer starte‘,
ganz Deutschland drüber tut berate‘.
Mit viel Elan und Hoffnung gar,
saß man schon vorm Corona-Jahr
zusamme‘: Bischöf‘, Professore‘,
einfache Leit‘, Honoratiore‘.
In Sitzunge‘, da wollt‘ mer sehe‘,
wo mal Reforme‘ könnte‘ gehe‘.
Jetzt is‘ erst mal e Paus‘, genau,
es Messer steckt noch in de Sau.
Drum schau’ mer mal, was dann ansteht,
wenn Rom die nächst‘ Synod‘ angeht.
Der and‘re Weg heißt „pastoral“,
im Bistum Mainz die erste Wahl.
Wie woll’n wir denn jetzt Kirche sein,
wenn kaum jemand schaut mehr herein?
Was hab‘n wir in der Welt von heute
zu tun mit dem Leben der Leute?
Die Kirch‘ muss off‘ner sein, ganz klar.
Denn dafür is‘ sie schließlich da:
als Kirch‘ für alle da zu sein,
ob jung, ob alt, ob groß, ob klein.
Und auch – für manche ist’s enorm –
für Menschen jeder Lebensform.
So wär’s mein Wunsch, vielleicht ’n fromme‘,
Bedeutung wieder zu bekomme‘
als Kersch, wenn sich bei uns ganz viele
gar respektiert, willkomme‘ fühle‘.
Und noch etwas sag‘ ich euch nun:
Die Nachbarn uns net beiße‘ tun.
So ist Zusammenwachsen halt
Gebot der Stunde, denn schon bald –
in zwei Jahr’n, um genau zu sei‘ –
da bilde‘ mir e neu‘ Pfarrei.
Drum hört genau, was ich euch sag‘:
Nur gemeinsam sind wir stark!
Wenn wir bündeln uns’re Kraft,
da kriege‘ mer viel mehr geschafft.
Nur Mut, die Nachbarn zu erreiche‘,
zu dene‘ sag ich all‘ das gleiche.
Spieglein, Spieglein, ei, ei, ei,
seh‘ ich etwa Kartoffelbrei?
Kartoffelbrei, Tomatesupp‘,
und „Klima-Kleber“ – diese Grupp‘
erntet gerade Spott und Hohn:
die „letzte Generation“.
Die Mittel find‘ ich auch zu viel,
ganz wichtig aber is‘ das Ziel:
Klima, Schöpfung, unser‘ Erd‘
sind unbedingt doch schützenswert.
Und junge Leut‘ hab‘n ohne Frage
auf dieser Erd‘ noch viele Jahre.
Die aber können, zugegeb’n,
noch werden ziemlich unbequem,
wenn Hitze, Dürre, Artesterbe‘
tut unser‘ Erd‘ vom Mensche‘ erbe‘.
Das alles sagt die Wissenschaft,
net Meinung und Einbildungskraft.
Drum bitt‘ ich, das sei’s euch doch wert,
passt acht auf sie, auf unser‘ Erd‘
für eure Kinder, damit wir
noch lange glücklich leben hier.
Spieglein, wenn ich dich jetzt anblicke,
seh‘ ich e Uhr, die schnell tut ticke‘.
Ihr Leut‘, es is‘ doch grad‘ zum Flenne‘,
mer meint, ganz flott die Zeit tät‘ renne‘.
Das Jahr, das grade erst begonn,
is anderthalb Monat‘ alt schon.
Jetzt Fastnacht, dann 40 Tag‘ später
Ostern, da ist schon warmes Wetter.
Warm heißt: Der Sommer ist fast da –
Rochus, Winzer, Kerb – und da
is‘ Herbst, zum Winter ist’s net weit.
Advent, Weihnachte‘ – liebe Leit‘.
Mer könnt‘ grad‘ meine‘, mit Geschrei,
‘es Jahr wär‘ schon wieder vorbei.
Doch eins hält dies‘ Jahr noch bereit.
Ihr wisst es schon, ihr liebe Leit‘.
Am End‘ des Jahres geht vorbei
die Zeit mit unserm Pfarrer Kley.
„Emeritus“ er sich dann nennt.
Sein Nachfolger kommt dann gerennt
direkt von der Basilika
zu unserer Justinia
und Aureus mit schnellem Schritt.
Naja, so weit hat er’s ja nit.
Die Rede, is‘ ja sonnenklar,
die ist vom Pfarrer Lerchl gar.
Doch gilt es jetzt zu diese‘ Zeite‘,
den Abschied würdig zu bereite‘
dem Pfarrer Kley. Wohin er geht,
Gott immer ihm zur Seite steht.
Das wär‘ doch jetzt ‘n Schluss, ‘n gute‘.
Damit euch net die Ohr‘n tun blute‘,
komm‘ ich zum End und sag‘s euch so:
Bewahrt die Freude und bleibt froh.
Auch wenn die Welt grad‘ wankt und zittert,
von Krise nur zu Krise schlittert –
Corona, Krieg und unser Klima,
auch Inflation ist gar net prima –,
dann braucht der Mensch ganz dringend gar
Lachen, Humor und Freude, ja.
Gestärkt im Inner’n bin ich dann
bereit, mich wieder dann und wann
zu stelle‘ meine‘ Welt-Probleme‘.
Drum muss sich heut‘ auch niemand schäme‘,
zu feiern kräftig Fassenacht,
die Zeit, in der man gerne lacht.
Jetzt feiert heute und seid froh
und singt „In dulci jubilo“.
Passt auf euch auf, genießt die Zeit
bis Aschermittwoch noch, ihr Leit‘.
So grüß‘ ich euch in Gottes Namen.
Das war’s für heut‘. Helau und Amen.