Mitteilungen vom 23. November bis 21. Dezember

Mitteilungen aus dem Pastoralraum (c) kkh
Mitteilungen aus dem Pastoralraum
Datum:
Do. 20. Nov. 2025
Von:
noh

Unter Heiden

Das ist der Titel eines Buches, das der Münchner Journalist Tobias Haberl geschrieben und damit unglaublich viele Menschen berührt, ja begeistert hat. Haberl selbst schreibt im Vorwort seines Buches: „Ich bin katholisch. In meiner Kindheit war das eine Selbstverständlichkeit. Heute muss ich mich dafür rechtfertigen: Wie kann man im 21. Jahrhundert an Gott glauben? Wie kann man immer noch in der Kirche sein? Es ist tatsächlich so, dass ich in meinem Viertel (gentrifiziert), meiner Branche (Medien) und meinem Job (linksliberale Zeitung) von Menschen umringt bin, die, wenn es um den Glauben geht, oft nur noch an Missbrauch und Vertuschung denken.“

Haberl bringt damit ins Wort, was viele empfinden: Dass man sich als Christ, gar als Katholik zunehmend als Außenseiter fühlt. Man wird kritisiert – aber oft von Menschen, die etwas kritisieren das sie nie kennengelernt haben. Geschweige denn ein Interesse daran haben. Dass Glaube mit Halt, Trost und Hoffnung zu tun hat. Dass Kirche mehr ist als Schlagwörter - Zölibat, Missbrauch, Macht - oder eine Bedürfnisanstalt für Schwache; sondern dass es um Orientierung und Erlösung geht - wird im öffentlichen Diskurs weitgehend ausgeblendet.

Haberl hat da seine Anfragen. Im Namen der Freiheit verabschieden sich die Menschen von Glauben, Religion und Kirche.

Um bald festzustellen: Die große Freiheit stellt sich nicht ein. Stattdessen: Neue Zwänge, Ängste, Ablenkung statt Trost und das Abtauchen in Daten und Algorithmen. Da gibt es nichts, woran man sich festhalten oder gar orientieren könnte. Vielmehr geht es „atemlos durch die Nacht“ einer existentiellen Heimatlosigkeit.

Haberls Buch bringt ins Wort, wie viele, die sich mit Kirche und Religion identifizieren, fühlen. Es bleibt aber nicht bei der „Klage“, sondern wählt die Form eines modernen Glaubensbekenntnisses. Glaube ist für ihn keine Flucht aus der Realität, sondern der Weg dahin. Gott ist eine Wirklichkeit und das ändert alles. Und wenn die Kirche die Institution ist, die davon spricht, dann hat sie auch den Menschen des 21. Jahrhunderts etwas, nein: Viel zu sagen.

Wir feiern zum Ende des Kirchenjahres den Christkönigssonntag. Vordergründig scheint das aus der Zeit gefallen. Tiefer betrachtet eine großartige Botschaft: Ihr werdet frei, wirklich frei, wenn ihr die vielen kleinen Herren und Mächte abschüttelt, die euer Leben beherrschen wollen und euch Dem zuwendet, dessen Macht sich im Dienen und in der Liebe gezeigt hat.

Wir gehen hinein in den Advent. Nicht von Atemlosigkeit soll diese Zeit geprägt sein. Sondern vom Hinübergang aus dem Dunkel in das Licht Gottes.

Martin Weber, Pfr.