Habemus papam
Das waren spannende und ereignisreiche Tage! Papst Franziskus ist am Ostermontag gestorben, nachdem er am Ostersonntag noch mit letzter Kraft den Segen „Urbi et orbi“ gespendet hatte. Was für eine Symbolik! Und dann die Wahl des neuen Papstes. Es ist nicht untertrieben zu sagen: Die ganze Welt schaute zu.
Für mich war bei dieser Wahl so manches überraschend. Zum ersten, wie schnell es ging. Dann der Papst selbst: Den Namen Robert Prevost hatte ich noch nie (bewusst) gehört. Und schließlich den Namen, den er sich gab: Leo. Nichts von alldem hatte ich auf dem berühmten Zettel. Mich persönlich hat gefreut, dass er anlässlich seiner Wahl die traditionelle Kleidung trug. Und dass er dennoch sehr bescheiden und sympathisch rüberkam.
Eigentlich ist es ein unmögliches Amt, das Leo ausübt. Eine Weltkirche zu leiten, die auf allen Kontinenten vertreten ist. Katholisch heißt ja weltumspannend. Das beinhaltet bei aller Einheit auch eine große Verschiedenheit. Wir in Deutschland vergessen oft, dass wir dabei nur ein kleiner Klecks sind. Finanzstark zwar, aber vom Glauben her immer schwächer.
Leo`s Aufgabe ist es, als Nachfolger des Apostels Petrus die ganze Herde Christi zu leiten und die Schwestern und Brüder im Glauben zu stärken.
Eines muss bei alldem klar sein: Der Mittelpunkt der Kirche ist bei aller medialen Aufmerksamkeit jedoch nicht der Papst, der Mittelpunkt ist Jesus Christus. Von ihm muss sich jeder Papst, wie einst Petrus, fragen lassen: „Liebst Du mich?“
In der Nachfolge Christi ist jeder Papst dafür verantwortlich, den katholischen Glauben, so wie er in den Glaubensbekenntnissen niedergelegt und in der Liturgie gefeiert wird, zu verkünden. Der Papst ist kein Solitär, der machen kann was er will, sondern eingebunden in den Leib Christi, der die Kirche ist. Er ist, wie es in einem wunderschönen Titel heißt: Diener der Diener und Dienerinnen Christi!
Papst Franziskus hat immer wieder gesagt: Betet für mich! Das tun wir bei jeder Feier der heiligen Messe: Katholisch sein geht nur in der Gemeinschaft mit dem Papst. Aber wir sollten Leo auch sonst in unser Gebet einschließen. Dass es ihm gelingt sein „unmögliches“ Amt so gut als möglich auszufüllen: Bestimmt, aber nicht bestimmend. Integrierend und versöhnlich, aber nicht beliebig und schwach. In der Tradition stehend, aber nicht rückwärtsgewandt.
Ansonsten aber gilt für uns das Gleiche, wie für den Papst: Als Christen leben wir in der Nachfolge dessen, der auch uns fragt: „Liebst du mich? Möchtest Du mit mir deinen Weg gehen?“ Auch wir sind dabei nicht allein, sondern eingefügt in den Leib Christi, der die Kirche ist. Wir können nur gemeinsam als Christen leben. In der katholischen, weltumspannenden Kirche. Die für uns dort konkret ist, wo wir leben: In unseren Familien, Gemeinschaften, in unserem Freundeskreis, in unserer Pfarrgemeinde. Christ – sein ist immer konkret – das kann uns kein Papst abnehmen.
Martin Weber, Pfr.