Tiersegnungen haben eine lange Tradition im Christentum. Zur Premiere im idyllischen Ober-Mörler Pfarrgarten von St. Remigius mit Pfarrer Tobias Roßbach kamen am Welttierschutztag 20 Vier- und sicher doppelt so viele Zweibeiner zusammen.
Puppi, Kara und Lassie sind nahezu die Ersten, die vergnügten Schrittes durch das weit geöffnete Tor in den Pfarrgarten kommen. Die beiden Islandpferde und der Collie können nicht ahnen, weshalb sie hierher gelenkt werden. Sie vertrauen auf ihre Reiter beziehungsweise Freundinnen. Mutter und Tochter freuen sich darauf, ihre vierbeinigen Lieblinge erstmalig mit des Pfarrers Hilfe unter den Schutz Gottes stellen zu lassen. Aufmerksam verfolgt die kleine Gruppe das muntere Treiben in dem großen Garten zu Füßen des Kirchturms von St. Remigius.
Der blinde Zwergschnauzer Balou und sein Cousin Disno aus Gambach sind in Sachen Tiersegnung schon »alte Hasen«. Ihren Herrchen hatte die Zeremonie mit Pfarrer Roßbach in Butzbach so gut gefallen, dass sie dieses Mal gerne auch an die Usa gekommen sind. Ähnlich ergeht es dem Frauchen der beiden dicht behaarten Chow-Chows aus Fauerbach. Ganz still hält der warm eingepackte Windhund Balou bei seiner Segnung. Auf dem Arm ihres Herrchens bringt die kleine Coco Geduld mit - trotz Erblindung findet sich der robuste Tibet-Spaniel in der familiären Obhut gut zurecht, erfährt der Pfarrer bei seiner Runde von Station zu Station.
Aufmerksam betrachten die vom Tierschutz übernommenen Hunde Hugo und Rose den von zwei Ministrantinnen begleiteten Geistlichen mit dem Weihwasser. Ihr Frauchen hat die ganze Familie zu dem besonderen Ereignis eingeladen. »Nachher kochen wir noch etwas Leckeres«, erzählt sie und erinnert sich gerne, umgekehrt bei Taufen und Kommunionfeiern der Enkel zu Gast gewesen zu sein. Auch der braune Labrador Smudo und die junge schwarze Labradorhündin Molly haben ihre Familien mitgebracht und finden das Miteinander im großen Garten hoch spannend.
Weitere angeleinte Hunde und zwei Katzen in ihren Transportkörbchen gehören zu der bunten Gemeinschaft. Andere Tierbesitzer sind ohne ihre Lieblinge gekommen, wieder andere möchten den Wortgottesdienst am Welttierschutztag aus Interesse an und Verantwortungsgefühl für die Schöpfung mitfeiern, ohne selbst ein Tier zu besitzen.
»Das Material der Seelen ist bei Mensch und Tier gleich«, sagt eine Besucherin. Tiere seien als Mitgeschöpfe zu achten, trägt Pfarrer Rosbach in seiner Bitte um den Schutz vor Krankheit und Gefahren vor und erinnert an die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung.
Alle lauschen der biblischen Lesung von der Arche Noah, sprechen das Vaterunser und singen »Maria, breit den Mantel aus«. Zwar ist es herbstlich frisch im Pfarrgarten, aber die Regenwolken halten dicht. Das freut nicht zuletzt die Organisatorinnen, Pfarrsekretärin Petra Fischer und Boni-Kümmerin Edith Heil. Dass am Welttierschutztag so viele Vier- und Zweibeiner der Einladung zur Tiersegnung folgen würden, hätten sie kaum zu hoffen gewagt.
Dankbar ist das Premieren-Team auch für die Leckerli-Spenden vom Butzbacher Fressnapf und dem örtlichen Kiebitzmarkt, der alle Tütchen nach Tierarten gepackt und sortiert hat. Für die Zweibeiner stehen Sekt, Selters und Snacks bereit, sodass man nach dem Wortgottesdienst noch gemütlich ins Gespräch kommen kann.
Mit der stolzen Spende der Gottesdienstbesucher über 240 Euro für das Tierheim Elisabethenhof sowie fressbaren Spenden wird Petra Fischer nun nach Reichelsheim fahren können. Sie könne sich gut vorstellen, die Tiersegnung im kommenden Jahr zu wiederholen, stellte sie abschließend in Aussicht.