Der Name unserer Kirche lässt zunächst offen, nach welchem Johannes sie benannt wurde, aber ein Blick auf den Schriftzug an der Außenwand zeigt:
Nach Johannes XXIII, (1881 - 1963), dem Papst, der „die Fenster der Kirche weit öffnen" wollte, damit frische Luft hineinkäme, der das II. Vatikanische Konzil einberief, der für ungezählte Menschen, Christen wie Nichtchristen, ein Zeichen der Hoffnung war und ist. Sein Bild - eine Fotografie des Bronzereliefs an einer Tür des Petersdoms in Rom, das von dem italienischen Bildhauer Giacomo Manzu geschaffen wurde - findet sich an der Sakristeiecke unserer Kirche, manchmal brennt eine Kerze davor.
Die Johanneskirche wurde nach Plänen des Architekten W. Wolf in den Jahren 1971 - 1975 erbaut und am 6.9.1975 von Weihbischof Wolfgang Rolly aus Mainz feierlich geweiht. Sie ist in Zeltform errichtet, mit dem Altar in der Mitte, um den sich die Gläubigen versammeln, eine gelungene Veranschaulichung des Wortes aus der Offenbarung des Johannes: „Seht, das Zelt Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein." (Offb 21,3) Das ist der Sinn jeder Kirche: Zeichen für die verborgene Anwesenheit des lebendigen Gottes in der Welt zu sein. Wer genauer hinschaut, erkennt, dass die Kirche nicht rund, sondern in Form eines Zwölfecks erbaut ist.
Die Altarplatte liegt auf 12 Holzsegmenten auf,der Tabernakel ist ebenfalls von einer zwölfteiligen Holzkonstruktion umgeben, zwölf Kerzenleuchter befinden sich an den Wandpfeilern. Die Zahl 12 spielt in der Bibel eine große Rolle: Die 12 Stämme Israels, die 12 Apostel, die 12 Tore des himmlischen Jerusalem: "...Sie ist die Zahl der Fülle, der Vollendung, der Ganzheit".
Unsere Kirche hat zwei Eingänge. Am eigentlichen Haupteingang, der aber seltener benutzt wird, steht das Taufbecken mit der Osterkerze. Die Taufe ist Eingangstor zur Kirche, Beginn des Lebens mit Gott, unwiderrufliches Ja Gottes zum Menschen.
Die Osterkerze - sie wird jedes Jahr mit einem anderen Motiv neu gestaltet - erinnert an die Auferstehung Christi, seinen Sieg über den Tod.
Am zweiten Eingang, der tagsüber immer offen ist, befindet sich links seit 1990 unsere Muttergottesstatue, ein Werk der Geschwister Degen, Tonbildhauer aus Höhr-Grenz-hausen. Maria, eine einfache junge Frau, hält das Jesuskind auf dem Arm, in der anderen Hand eine Traube, Symbol der „Süßigkeit", der Sanftheit und Zärtlichkeit oder auch des Weinstocks, von dem Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebe." (Joh 15,5) Es hat einen tiefen Sinn, dass Maria am Eingang der Kirche steht: Sie hat ja Jesus, den Erlöser, geboren, sie ist die „Pforte des Heiles"; und sie war auch mit den Aposteln am Anfang der Kirche dabei. (vgl Apg 1,14)
Im Mittelpunkt unserer Kirche steht der Altar, auf dem jeden Sonntag die Eucharistie, das Opfer Jesu in der Form eines Mahles, gefeiert wird. In die Altarplatte eingelassen ist, außer Reliquien aus dem Umfeld der Hl. Ursula, eine Schale mit Erde aus Sotto il Monte in Oberitalien, dem Geburtsort von Papst Johannes XXIII. Darüber das Altarkreuz mit Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, der seine Arme ausbreitet: „Wenn ich am Kreuz erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen." (vgl. Joh 12,32) Das Kruzifix ist, wie auch Taufstein und Osterkerzenständer ein Werk des Bildhauers Vogler aus Büdingen-Düdelsheim. Links vom Altar der Tabernakel, Aufbewahrungsort des eucharistischen Brotes. Jesus Christus, der gesagt hat: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird" (Lk 22,19) ist in der Gestalt des Brotes bei uns, darauf möchte auch das rote, „ewige", Licht auf dem Tabernakel aufmerksam machen.
Gegenüber dem Tabernakel der große runde Wandteppich mit der Darstellung der Fußwaschung (vgl. Joh 13, 1-15). Er wurde nach einem Entwurf von H. Vogler von Frauen aus unsere Gemeinde geknüpft. Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße, er wird ihr Sklave, er tut ihnen den niedrigsten Dienst, er gibt sich für sie hin; hier geschieht in andere Form genau das gleiche, was in der Eucharistie geschieht; es besteht immer ein ganz enger, unlösbarer Zusammenhang zwischen der Feier des Gottesdienstes und dem konkreten, liebenden Tun an unseren Mitmenschen: „ich habe euch en Beispiel gegeben, damit auch ihr tut, wie ich an euch getan habe" (Joh 13,15).
Seitlich zwischen Altar und Orgel, einem einfachen, ein manualigen Instrument aus dem Jahre 1968, befindet sich der Ambo, das Lesepult, von dem aus die biblischen Lesungen vorgetragen werden; hier ist auch der Ort der Predigt. Das Wort Gottes im Evangelium und den übrigen Teilen der Bibel ist faszinierend, herausfordernd, ermutigend... für den, der es hören will: „Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade" (Ps 119,105).
Hinter dem Ambo ein interessantes Detail, das sich vermutlich nicht oft in einer christlichen Kirche findet: ein aus Holz gearbeiteter siebenarmiger Leuchter (hebr. Menorah). Ein solcher Leuchter stand in der alttestamentlichen, vorchristlichen Zeit im Tempel zu Jerusalem, er erinnert uns Christen an unsere jüdischen Wurzeln: Jesus und Maria, die Apostel und die allermeisten ersten Christen waren Juden. Wir haben den größten Teil der Bibel, das Alte Testament, mit den Juden gemeinsam. Uns verbindet der Glaube an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Die Menorah ist übrigens auch das Wappen des heutigen Staates Israel. In der Osterzeit steht anstelle des siebenarmigen Leuchters die Osterkerze beim Ambo. Zwei Kopien berühmter Kunstwerke befinden sich noch in der Johanneskirche: Gegenüber dem Beichtstuhl hängt eine große, handgemalte Nachbildung des, von dem aus Franziskus von Assisi im Jahre 1206 die Stimme Jesu hörte: „Franziskus, bau meine Kirche wieder auf, sie zerfällt". Das Original kann man noch heute in der Kirche S. Chiara in Assisi sehen.
In der "Werktagskapelle" haben wir eine Kopie der berühmten Muttergottesikone von Wladimir aus dem 12. Jahrhundert. Das Original dieses zutiefst anrührenden Bildes befindet sich heute in der Tretjakow-Galerie in Moskau
In der Werktagskapelle hängt außerdem ein Holzkruzifix von einem Kunstschnitzer aus dem Berchtesgadenerland, die Kreuzbalken, an denen der Corpus hängt, sind aus unbearbeiteten Balken eines über 200 Jahre alten Bauernhauses gestaltet, wodurch der Künstler symbolisiert, wie Christus sich an unsere menschliches Schicksal gebunden hat.
Unsere Kirche, in ihrer einfachen, harmonischen Gestaltung, lädt ein zum Beten oder auch einfach nur zum Ausruhen in der Hektik des Alltags - und natürlich zur Mitfeiern unserer Gottesdienste am Sonntag und an den Werktagen. Eine christliche Gemeinde, auch unsere Johannesgemeinde in Königstädten, lebt letztlich nur aus der Gemeinschaft mit Gott, aus dem Hören auf das Wort Gottes und der Feier der Eucharistie, aus den oft nur tastenden und unbeholfenen, unvollkommenen Versuchen, in den Spuren Jesu zu gehen.
Sie, liebe Besucherin, lieber Besucher, wer Sie auch seien, woher sie auch kommen