Angelo Giuseppe Roncalli wurde am 25. November 1881 in Sotto il Monte bei Bergamo in der Lombardei geboren. Am 28.10.1958 wurde er als Nachfolger Pius' XII. zum Papst gewählt und wählte den Namen Johannes XXIII. Papst Johannes starb am 3. Juni 1963 noch während des von ihm einberufenen II. Vatikanischen Konzils. Im September 2000 wurde er von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen, sein liturgischer Gedenktag ist der 11. Oktober, der Tag der Konzilseröffnung.
Angelo Giuseppe Roncalli wuchs in ärmlichen Verhältnissen mit 12 Geschwistern in einer bäuerlichen Großfamilie am Rand der Alpen auf. Der Gemeindepfarrer Don Rebuzzini erkannte seine Begabung und förderte Roncalli anfangs gegen den Willen seines Vaters, der auf die Arbeitskraft aller Familienmitglieder angewiesen war, und gab ihm Lateinunterricht. Nach mühsamer Überzeugungsarbeit erklärte sich der Vater schließlich bereit, der Aufnahme seines Sohnes ins Vorbereitungsseminar in Bergamo zuzustimmen. Nach dem anschließenden Besuch des theologischen Seminars, sowie der Ableistung seines Militärdienstes, studierte Roncalli in Rom. Dort wurde er am 18. Dezember 1903 zum Diakon geweiht. Ein Jahr später folgte die Priesterweihe, kurz nachdem er sein Studium mit der Promotion zum Dr. theol. abgeschlossen hatte. Anschließend arbeitete er als Sekretär des Bischofs Giacomo Radini-Tedeschi in Bergamo.
Im Ersten Weltkrieg diente Roncalli als Sanitätssoldat und Militärseelsorger, danach arbeitete er als Jugend- und Studentenpfarrer.
Mit seiner Versetzung nach Rom im Jahr 1921 wurde Roncalli zum Präsidenten des Zentralrates des Päpstlichen Missionswerkes in Italien ernannt.
1925 wurde er zum Bischof geweiht (sein Bischofs-Motto lautete „Oboedientia et pax" - Gehorsam und Frieden) und versah 10 Jahre lang das Amt eines päpstlichen Gesandten in Bulgarien.
Ab 1935 wirkte Giuseppe Roncalli dann als Apostolischer Delegat und Vikar für die Türkei und Griechenland. Während des Zweiten Weltkriegs verhalf er durch die Ausstellung von vatikanischen Transitvisa zahlreichen Juden zur Flucht aus den von den Deutschen besetzten Gebieten.
Im Dezember 1944 versetzte Papst Pius XII. Roncalli als päpstlichen Nuntius für Frankreich nach Paris. Dort wirkte er bis zu seiner Erhebung zum Kardinal und Patriarchen von Venedig im Januar 1953.
Nach Pius' Tod wurde Roncalli im Konklave am 28. Oktober 1958 zum Papst gewählt. Während der Krönung eine Woche später stellte sich Papst Johannes XXIII. mit den Worten vor: „Ich bin Joseph, Euer Bruder."
Zu Beginn seiner Amtszeit wurde der neue Papst auf Grund seines hohen Alters nur als eine „Übergangslösung" betrachtet.
Zur großen Überraschung vieler entschied sich Johannes XXIII. jedoch dazu, ein allgemeines Konzil einzuberufen, das Zweite Vatikanische Konzil, das am 11. Oktober 1962 feierlich eröffnet wurde
Sein Anliegen war es hierbei, die Kirche nach außen zu öffnen und durch innere Erneuerung für die Bewältigung der Herausforderungen in der Gegenwart zu stärken („Aggiornamento"). Auch das Verhältnis der Kirche zum Judentum und Fragen der Ökumene bewegten Johannes XXIII. bei der Einberufung des Konzils. Weiterhin befassten sich die Konzilsväter mit einer Neuordnung der Liturgie (Konzils-Konstitution „Sacrosanctum Concilium"), wobei unter anderem die aktive Teilnahme der Gläubigen an der Messfeier und die liturgischen Dienste der Laien gestärkt wurden.
„Das Konzil war ein wahrlich prophetischer Einfall dieses alternden Papstes, der inmitten vieler Schwierigkeiten den Christen und der gesamten Menschheit eine Ära der Hoffnung eröffnete" (Johannes Paul II.)
Den Abschluss des Konzils im Dezember 1965 erlebte Johannes XXIII. jedoch nicht mehr: Am 03. Juni 1963 erlag er einem Krebsleiden.
Johannes XXIII. war für seine persönliche Bescheidenheit und tiefe Frömmigkeit, für seine Güte und einen verschmitzten Humor bekannt. In seiner Predigt anlässlich der Seligsprechung im September 2000 sagte Papst Johannes Paul II. über ihn, er habe „die Welt beeindruckt durch die Freundlichkeit seines Wesens, die die bemerkenswerte Güte seiner Seele ausstrahlte".
Von Papst Johannes sind zahlreiche Anekdoten und bemerkenswerte Zitate überliefert, etwa Folgendes in einer Begegnung mit einem neu ernannten Bischof, der darüber klagte, wegen der großen Verantwortung seines Amts nicht mehr schlafen zu können. Johannes XXIII. sagte ihm: "Mir ging es in den ersten Wochen meines Pontifikats genauso. Aber dann sah ich auf einmal im Wachtraum meinen Schutzengel, der mir zuraunte: 'Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!' Seitdem schlafe ich wieder."
Kurz vor seinem Tod verfasste Papst Johannes ein Bußgebet, aus dem tiefe Trauer über die Verfehlungen der Kirche in ihrem Verhältnis zum Judentum über die Jahrhunderte spricht. Diese Sichtweise prägt auch die Konzilstexte zu diesem Thema. Das kleine Gebet nimmt das spätere öffentliche Schuldbekenntnis der Kirche von Papst Johannes Paul II. im März 2000 gewissermaßen im Privaten vorweg:
„Wir erkennen heute, dass viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, so dass wir die Schönheit Deines auserwählten Volkes nicht mehr sehen und in seinem Gesicht nicht mehr die Züge unseres erstgeborenen Bruders wieder erkennen. Wir erkennen, dass ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. Im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel in dem Blute gelegen, das wir vergossen, und er hat Tränen geweint, die wir verursacht haben, weil wir Deine Liebe vergaßen. Vergib uns den Fluch, den wir zu unrecht an den Namen der Juden hefteten. Vergib uns, dass wir Dich in ihrem Fleische zum zweiten Mal ans Kreuz schlugen. Denn wir wussten nicht, was wir taten."