Nierstein, St. Kilian, Ostern 2020 (c) Gabi Djemai

Frohe und gesegnete Ostern! Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden! Halleluja!

Nierstein, St. Kilian, Ostern 2020
Datum:
So. 12. Apr. 2020
Von:
Pfarrer Johannes Kleene

Impuls zum Ostersonntag von Pfarrer Johannes Kleene

Die ganzen letzten Wochen war draußen eine Stimmung wie am Ostermorgen. Die Sonne schien. Es war ruhig, friedlich, alle Geschäfte geschlossen. Die Natur blühte auf. Wäre da nicht dieser Virus gewesen, der unsichtbar das Leben vieler Menschen bedrohte. Und immer noch bedroht.

Für mich ist klar: wir Menschen werden ein Mittel finden auch gegen diesen Virus. Wir wollen leben. Wir werden gegen ihn aufstehen. Wie nach jeder Krise werden wir anschließend Vorkehrungen treffen, dass uns sowas nicht wieder passiert. Wir werden Vorkehrungen treffen, dass wir dagegen besser gerüstet sind. Denn gegen eine solche Naturgewalt ist nicht viel zu machen. Man wird aber sich anders darauf vorbereiten. Wir werden vielleicht nicht mehr alles auslagern, um im Katastrophenfall unabhängiger zu sein von ausländischen Staaten. Wir haben dazugelernt.

Fragen drängen sich mir auf: Hat dieses Übel auch ein Gutes? Bringt es uns in der Evolution weiter? Dient es der Beschleunigung von Prozessen? Die Digitalisierung wird auf alle Fälle einen großen Schub machen.

Wird auch die Entfremdung zu den Kirchen beschleunigt? Es kann ja sein, dass sich so mancher sagt: „Es fehlt mir eigentlich nichts, wenn es die Kirchen nicht gibt.“ "Not lehrt beten", sagt der Volksmund. Aber die Kirchen - obwohl offen - sind leer geblieben.

Was wir zu verkünden haben: „Jesus Christus ist der Retter, ist der Heiland“ – ich überlege, wo ich anknüpfen kann mit dieser Botschaft. Die Menschen zur Zeit Jesu haben in seiner Nähe eine Liebe, Geborgenheit, Sicherheit empfunden, die ihnen niemand sonst geben konnte. Er hat geheilt. Er hat in die Herzen geschaut und genau die richtigen Worte gefunden. Ich als Mensch bin wohl der Anknüpfungspunkt, ich als Zeuge, als Gesandter dieses Heilands. Das wäre mein Osterwunsch, dass Jesus auch in mir aufersteht und mein Herz immer mehr umformt in sein Herz, dass ich lieben kann wie er lieben konnte. Dass ich seine Liebe ausstrahle. Und dass Worte nur noch deuten, was ich vorlebe. Für mich ist er ja wirklich Gott in Person, der einmal Mensch wurde um allen zu zeigen, wie sehr er seine Schöpfung, wie sehr er mich liebt. Und dessen gnädiges Handeln an mir nicht ohne Wirkung geblieben ist. Mir ist er so vertraut wie jemand, mit dem ich zusammenlebe und mein Leben teile.

Der Virus mag draußen noch herumschwirren und Tod verbreiten. In mir möge Ostern geschehen. Nicht nur in mir. In vielen Menschen mögen sich die inneren Gräber öffnen. Der Stein vor den Herzen soll verschwinden. Die Vision des Ezechiel, dass sich überall die Gräber öffnen, die wünsche ich mir für die Herzen, die Seelen der Menschen (Ezechiel 37,1-14).

Eigentlich ist dies schon der Wunsch nach einem neuen Pfingsten. In, aber auch abseits der Kirchengebäude und der verfassten Kirchen möge der Heilige Geist ein Osterwunder in den Herzen vollbringen.

(Pfarrer Johannes Kleene)