Schmuckband Kreuzgang

"Kommunikation"

Thema Wintersemester 2021-2022

KHG_Darmstadt_Programm_WS21_SL (c) KHG Darmstadt, Design mia-eis.de
Datum:
Di. 5. Okt. 2021
Von:
Tobias Sattler

ANNE-MADELEINE PLUM über Kommunikation: Wenn Kommunikation gelingen soll, dann bedarf es dazu einer ganzen Menge an Voraussetzungen. Mit ‚Non ho capito un fico secco‘ drückt man in Italien aus, was für Spanier wie Chinesisch klingt oder wo man im Tschechischen nur Pilze versteht. Sprache ist Grundlage für Kommunikation, ebenso wie Schrift, Bild, Ton, Mimik oder Gestik.

Besonders gut illustriert das Nichtverstehen die niederländische Version: Ik kan er geen touw aan vastknopen. ››› Daran kann ich kein Tau festknüpfen. Wo Kommunikation nicht gut funktioniert, da gibt es auch keine gute Verbindung. Man lebt dann in unterschiedlichen Welten, wie man im Arabischen etwa feststellt: ››› Die Trommel ist in Harasta, aber die Hochzeit in Duma. Unser Semesterthema beschäftigt sich mit dem Phänomen Kommunikation auf ganz unterschiedlichen Ebenen.  Wir beginnen unsere Vortragsreihe mit der Frage, wie sich Kommunikation durch die Entwicklung einer interaktiven digitalen Schrift, AdaptiFont, verbessern lässt. Aber auch auf die religionsphilosophische Frage, ob und wie der Mensch mit Gott kommunizieren kann, werden wir versuchen Antworten zu finden. Und schließlich setzen wir uns mit der interkonfessionell unterschiedlich gesehenen Praxis der Kommunikation über den Tod hinaus, genauer mit dem Gebet für unsere Verstorbenen, auseinander. Aber auch die Kommunikation im Tierreich, Musik als unschätzbares Mittel der Kommunikation und schließlich Kunst als Medium religiöser Kommunikation werden wir diskutieren. Wann immer wir den Eindruck haben, nur Bahnhof zu verstehen, gilt es also, Wege der Verständigung zu suchen. Darüber hinaus ist Kommunikation für Christen ein ganz zentrales Thema schon deshalb, weil Glaube von und aus der Begegnung mit dem lebendigen Gott lebt. Das grundlegende Mysterium unseres Glaubens, das sich in der Liturgie vollzieht, ist ja die alles verändernde »große Geste der Umarmung, die vom Gekreuzigten ausgeht«. Einfacher gesagt lebt der Glaube aus der Liebe Gottes. Und Liebe ist eine Form der Kommunikation, die all unsere Weisen der Kommunikation nutzt und sie doch unendlich übersteigt.

TOBIAS SATTLER über Kommunikation:

Es wird immer wieder davon gesprochen, dass wir im Zeitalter der Kommunikation leben. Dazu haben wir sowohl technisch als auch durch die Urbanisierung und Mobilität alle Möglichkeiten. Zugleich ist es aber auch ein Zeitalter der Unübersichtlichkeit, der Reizüberflutung bis hin zur Überforderung; dass man nicht nur »Bahnhof« versteht, sondern – um im Bild zu bleiben - den Zug vielleicht gar nicht hört, der da über einen drüber rollt. Wir werden durch die Vielzahl und Unterschiedlichkeit von Kommunikation neu herausgefordert und quasi gezwungen »mitzufahren«, um nicht auf dem Abstellgleis zu landen. Wenn ich eine Kommunikation bewusst beginne, will ich, dass mein Gegenüber mich versteht: 1) akkustisch - und das ist auch nicht immer ganz leicht, wenn die Sprachqualität in der Videokonferenz durch ein überlastetes Netz zu wünschen übrig lässt, oder der Straßenlärm alles übertönt; 2) inhaltlich - dass mein Anliegen, die Botschaft, auch ankommt; 3) ganzheitlich - dass er mit dem, was ich sage, wie ich es sage und der Tatsache, dass ich (!) es bin, der es sagt, damit umzugehen und es einzuordnen weiß.

Voraussetzungen für eine gute Kommunikation sind demnach für mich: Aufmerksamkeit,  Ehrlichkeit und Verbindlichkeit im Sinne von Interesse am anderen. Dies gelingt mir zumindest besser durch Reflexion: was hat der andere mir gerade gesagt? Was wollte er damit vielleicht auch implizit sagen? Wie ist die Beziehung? Mit der Reflexion ist auch schon eine Kommunikationsebene angerissen, die es ja auch noch gibt: die Kommunikation mit mir selbst, die Achtsamkeit auf Körper, Geist, Seele. Aus der Heiligen Schrift erfahren wir, wie Jesus sich nach vielen Heilungen und Begegnungen mit dem Menschen(mengen) an einen stillen Ort zurückzieht. Er hört auf sich und tritt in Beziehung zu seinem Vater als der Quelle, durch die er wirkt. Durch die Kommunikation mit diesem, durch das Gebet, kommt er zu sich selbst. Auch fällt mir dazu der Brief des Heiligen Bernhard von Clairvaux an Papst Eugen III. ein. Er rät ihm, nicht wie ein »Kanal« zu sein, sondern eher wie eine »Schale«, die erstmal auffängt und dann erst abgibt, wenn sie überfließt. »Wir haben heutzutage viele Kanäle (in der Kirche), aber sehr wenige Schalen. [...] Wenn du nämlich mit dir selbst schlecht umgehst, wem bist du gut? Wenn du kannst, hilf mir aus der Fülle; wenn nicht, schone dich.« Möglicherweise ist das auch heilsam für uns Kommunikationsmenschen von heute.  

WIR WÜNSCHEN DIR VIELE GUTE GESPRÄCHE, NEUE KONTAKTE, GELINGENDE KOMMUNIKATIONSERFAHRUNGEN UND EIN ERFOLGREICHES WINTERSEMESTER!

Semesterprogramm WS2021-2022