Mobilität ist für uns meist generell ein positiver Begriff. Wer mobil ist, lebt selbstbestimmt. Ermöglicht durch technischen Fortschritt, durch entwickelte Infrastruktur und globale Vernetzung. So erstrebenswert Mobilität scheint, so problematisch sind doch viele Auswirkungen für unsere Welt. Auch unfreiwillige Mobilität, d.h. zwangsweise Ortsveränderung durch Vertreibung oder schlechte Lebensbedingungen, gehört zu unserem Semesterthema. Und schließlich ist ein wesentlicher Aspekt die Untersuchung von Veränderungen unserer Mobilität, die im urbanen Raum, aber auch im globalen Kontext notwendig scheinen.
Mobil sein im Alltag, das ist nach Corona für viele nicht nur eine Sehnsucht, sondern auch etwas, das neu eingeübt und praktiziert werden will. So haben auch sportliche Angebote in diesem Semesterprogramm ihren Platz.
Nicht zuletzt ist das „Unterwegs sein“ auch ein Grundzug christlicher wie jüdischer Existenz. Die biblische Erzählung vom Exodus, dem Auszug aus Ägypten, führt uns vor Augen, welche Dynamik in einem solchen Aufbruch steckt. Aufbruch in die Freiheit heißt eben auch Mut zur Zukunft, Bereitschaft sich vom Traum eines besseren Lebens motivieren und sich von Gottes
Verheißung leiten zu lassen.
„Wir wissen nur zu gut, wie sehr wir ringen müssen, um ständig aufzubrechen und nicht einzubrechen. Der Auszug jedes Einzelnen in sein eigenes Leben hinein hat seine eigene
Geschwindigkeit, die jeder selbst finden muss“, schreibt Bischof Heiner Wilmer in seinem Buch ‚Mose. Wüstenlektionen zum Aufbrechen‘ und weist darauf hin: Mose, der zwei Drittel seines Lebens bereits hinter sich hat, lässt sich noch begeistern und verlässt seine Komfortzone der Zelte und Steppe, bricht auf zum Berg Horeb und er geht das Risiko Gott ein. Ein Risiko, das sein Leben und das von vielen verändern wird.
Eine Ordensfrau aus der Abtei St. Hildegard wird uns erläutern, warum die berühmte benediktinische „Stabilitas loci“ durchaus nicht bedeutet, innerlich unbeweglich zu bleiben oder sich behaglich im Hier und Jetzt einzurichten.
So wünschen wir allen Studierenden und Lehrenden eine solche innere Mobilität, aus der manchmal auch eine äußere Mobilität folgen kann, wie sie so viele in der Hochschulstadt Darmstadt bereits leben. In allen Herausforderungen solcher gelebten Aufbrüche möchten wir als Hochschulgemeinde Anregung, Unterstützung, aber auch ein Zuhause bieten, das Mut zu bleibender Mobilität macht. Aufbrechen und Ankommen, sich in den Dienst nehmen lassen und darin Erfüllung finden. Beides gehört zusammen.
Anne-Madeleine Plum
Wir wünschen Dir viel Freude und schöne Momente, neue Kontakte und gute Begegnungen, und ein erfolgreiches Wintersemester mit Gottes Segen!