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Herausforderungen und Chancen – Pastoralraumkonferenz mit Bischof Kohlgraf

Pastoralraum-Konferenz mit Bischof

In der Pastoralraumkonferenz am 04. Juli 2024 war Bischof Kohlgraf im Rahmen der Visitation zu Gast. Wir nutzten die Gelegenheit, um seine Einschätzung zum Pastoralen Weg zu hören, die im Folgenden wiedergegeben werden soll.

Die Entwicklung der Pastoralräume in unserem Bistum ist ein verhältnismäßig moderater Prozess, im Vergleich zu dem aus anderen Bistümern. Dieser Wandel kann nur im Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen und der Gesamtsituation des Bistums betrachtet werden. Überall im Land gibt es ähnliche Entwicklungen, und nirgends sind Totalausfälle zu verzeichnen. Klar ist: Es kann nicht alles so bleiben wie es ist.

Prognosen zur Kirchenmitgliedschaft legen nahe, dass bis 2060 nur noch ein Drittel der aktuellen Mitglieder verbleiben könnten. Daher müssen wir jetzt handeln und gestalten, um unseren Auftrag nachhaltig zu erfüllen. Proaktiv tätig werden, wo wir die Mittel dazu haben. Es ist wichtig, pastoral flexibel zu bleiben und den Menschen qualitativ hochwertige Angebote zu machen. Dabei müssen gewisse Rahmenbedingungen, insbesondere aus dem Finanz- und Personaldezernat, eingehalten werden.

Es ist entscheidend, den Dialog mit der evangelischen Kirche und der Politik zu suchen. Dort finden sich viele Möglichkeiten für Netzwerkarbeit und Kooperationen. Denn auch die Politik hat ein Interesse an der Kirche, und durch Zusammenarbeit können beide Seiten profitieren. Die Vision der Pfarrei als Netzwerk ist in der Theorie bekannt, muss in der Praxis noch weiterwachsen. Krankenhäuser könnten beispielsweise als Kirchorte besser eingebunden werden. Auch Gemeinden anderer Muttersprachen stellen eine Bereicherung dar und bringen vielfältige Traditionen und Perspektiven mit.                                

Für die Zukunft müssen wir möglicherweise neue Leitungsmodelle in Betracht ziehen. Die Beteiligung und Einbindung der Gemeindemitglieder in Entscheidungsprozesse hat sich als sehr positiv erwiesen und sollte weiter verstärkt werden. Dabei dürfen Fehler passieren, denn aus ihnen lernen wir. Unterschiedliche Typen im Hauptamtlichen-Team sowie in der Gemeinde bieten Chancen für Vielfalt und Wachstum.

KiTas sind ein zentraler Kirchort für die Arbeit mit Familien. Daher auch der Fokus im Bistums Mainz auf KiTas als Familienzentren. Wir müssen klären, wie religionspädagogische Elternarbeit aussehen kann, ohne KiTas als Rekrutierungszentren zu betrachten. Auch die Kirchenmusik und die Caritas-Arbeit erhalten großes Lob für ihre Beiträge. Der Sozialdienst ka- tholischer Frauen (SkF) ist hochaktiv und beeindruckend, während die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) noch regional strukturiert werden muss.

Im Gespräch mit den Studierenden in der katholischen Hochschulgemeinde (KHG) wurden Bischof Kohlgraf zahlreiche Musterlösungen für die ak- tuellen Probleme der Kirche präsentiert. Diese reichten von radikalen Reformen bis hin zur Tridentinischen Messe. Gleichzeitig ist es eine große Versuchung, vermeintlich einfache Lösungen für vielschichtige Problemstellungen zu suchen, die es zu hinterfragen gilt. Auf jeden Ort muss indi- viduell geschaut werden, um ein Profil für die Zukunft zu entwickeln.

Unsere Pastoralkonzepte müssen realistisch und praxisnah sein. Dadurch erhalten sie auch ihre Verbindlichkeit, neben der Approbation durch den Bischof. Denn wenn wir sie auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Möglich- keiten hin verfassen, spiegeln sie den oben genannten Anspruch wider.

Bei der Besprechung des Pastoralkonzepts „Gottesdienst und Katechese“ ist es wichtig die Vielfalt liturgischer Formen zu fördern, denn sie können den Weg zur Eucharistie ebnen, ohne die Menschen direkt mit der Voll- form zu überfordern. Erwachsenenkatechese kann ein guter Schwerpunkt in Gießen sein, um den Glauben zu vertiefen.

Als Schlusswort: Niemand sollte als Sieger oder Verlierer aus den Umstrukturierungen hervorgehen – es geht darum, gemeinsam Kirche zu sein und auch Trauerprozesse zuzulassen.

An die Räte ergeht der Appell: Euer Mandat im Rat bedeutet, dass ihr nicht nur eure eigene Meinung vertretet, sondern für die gesamte Ge- meinschaft da seid, im Sinne eines Mandats des Bischofs und des Bistums.

Lukas Walther Pastoralassistent