Zum Inhalt springen

(13) Auf dem (Pastoralen) Weg zu einer sozialen Kirche

Aus der Perspektive von Lukas Walther, Pastoralassistent im Pastoralraum

Können Sie begründen, weshalb Sie sich sozial engagieren oder auch bei den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus dabei sind/waren?

Kirche auf dem Pastoralen Weg heißt auch immer, sich der Grundlagen zu versichern, passend zur Erneuerung, zu der wir in der Fastenzeit aufgerufen sind: Warum tun wir das, was wir tun?

Seit der frühen christlichen Bewegung ist das caritative - also soziale Handeln - eng mit dem kirchlichen Handeln verbunden gewesen. Man denke hier beispielhaft an die Sorge für Witwen, Kranke und Arme, die schon früh institutionell verankert wurde. Meist geschah dies in Form von ethischen Weisungen. Eines der ältesten gemeindlichen Zeugnisse hierfür ist die Didache, auch

„Lehre der zwölf Apostel“ genannt, welche gegen 100 n. Chr. für Gemeinden in Westsyrien zusammengestellt wurde und auf noch ältere Quellen zurückgreift.

Im Laufe der Zeit hat sich dieses Handeln immer weiter professionalisiert. Waren es anfangs noch die Diakone, die dezidiert für das Handeln am Nächsten verantwortlich waren, kennen wir heute eine Vielzahl an Berufen, die den Dienst am Nächsten ausfüllen. Die verbandliche Caritas und der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. (SkF) sind Beispiele, die wir hier vor Ort in Gießen kennen.

Gerade mit Blick auf die zukünftige Pfarrei ist es wichtig, den Blick in Richtung zukünftiger Kooperation zu lenken. Sozialpastorales Handeln gehört, wie be- reits angeklungen ist, seit Anbeginn zum Wesen der Kirche. Darüber hinaus ist es eine Grundhaltung, welche in der Gemeinde gepflegt wird: solidarisch untereinander, miteinander und füreinander auf dem Weg zu sein.

Dieses soziale Engagement kann uns mit den Menschen in unserer Gesellschaft verbinden und Wirkkraft über die Grenzen der Gemeinde hinaus entfal- ten. In Kooperation mit SkF und Caritas, welche noch einmal einen anderen Blick und Möglichkeiten für soziales Handeln haben, kann uns hier etwas Gutes gelingen!

Mir kommen bei der Ausrichtung für mein persönliches Handeln in Kirche wie Gesellschaft zwei Herrenworte Jesu in den Sinn, die eine Grundlage bilden können:

  1. ,,Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!" (Mt 7,12)

Hier gehe ich von mir aus: Was brauche ich, um gut leben zu können? Ich kann nur jemandem helfen, wenn ich selbst die Ressourcen habe, die ich brauche. Im zweiten Schritt fordert Jesus uns auf, dort nicht stehenzubleiben, sondern auf den Nächsten zu schauen und zu fragen, wie wir diesem Menschen ein ebenso gutes Leben ermöglichen können.

  1. ,,Was willst du, dass ich dir tue?" (Lk 18,41)

Denn im Mittelpunkt steht letztlich nicht das Ich, sondern die andere Person, welche zentral für die nächsten Schritte ist. Kirche ist Dienst am Nächsten. Dabei hat sie vier Grundoptionen, welche die Gruppen der Armen, Jugend, Familien und älteren Menschen besonders in den Blick nimmt und nachfragt: Was brauchst du?

Soziales - also diakonisches Handeln - findet sich bereits in den frühen Anfängen der Kirche und bildet bis heute einen sehr wichtigen Grundvollzug. Es ist damit ein integrativer Bestandteil kirchlichen Lebens. Im Pastoralraum Gießen-Stadt bildet die professionelle Arbeit von Caritas und SkF in den zahlreichen Einrichtungen ein wichtiges Standbein. Gleichermaßen gibt es in den Gemeinden einiges an sozialem Engagement, wie zum Beispiel in der Suppenküche. Wir können auf dem Pastoralen Weg unseren Blick auf die Menschen weiten, wenn wir die Zusammenarbeit mit den verbandlichen Kräften von Caritas und SkF stärken. Denn sowohl verbandliche wie gemeindliche Caritas tragen Verantwortung für alle Menschen.

Hier gilt es vielleicht auch neue Wege zu gehen, in Caritas sowie der Mitarbeit in nichtkirchlichen Netzwerken und Initiativen, um auch Türen zu „Kirchenfernen“ öffnen zu können. Grundsätzlich ist es wichtig, dass wir als kirchliche Akteurinnen und Akteure Präsenz und Interesse zeigen für die Themen, die den Sozialraum und dessen Bewohnerinnen und Bewohner betreffen.

Hierfür ist jede und jeder einzelne von uns angesprochen: Denn Sie kennen Ihre Nachbarn wahrscheinlich besser als ich und können deren Sorgen und Nöte wahrnehmen. Lassen Sie uns daher gemeinsam schauen, wie wir neue Wege für ein soziales kirchliches Handeln beschreiten können.

Lukas Walther Pastoralassistent im Praktikum