Schmuckband Kreuzgang

Ein großartiges Instrument ist eingeweiht

Gemeinde feiert mit Bischof und Bürgermeister die Gottwald-Orgel

Hochamt (c) Jana Montalto
Datum:
So. 4. Mai 2025
Von:
Andreas Wilmers

Es war ein besonderer Tag für die Gemeinde Mariä Himmelfahrt in Friedberg. Nach zwölfjähriger Vorbereitungszeit konnte in der Marienkirche die neue Gottwald-Orgel eingeweiht werden.

Neben der Gemeinde und den vielen Spendern waren auch Ehrengäste anwesend. Allen voran Bischof Peter Kohlgraf, der bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Gottesdienst in Friedberg leitete. In seiner Amtszeit als Bischof von Mainz ist die Weihe der neuen Friedberger Orgel erst die zweite nach der Weihe der großen Orgel im Mainzer Dom. Bürgermeister Kjetil Dahlhaus und Stadtverordnetenvorsteher Hendrik Hollender waren ebenfalls anwesend, denn die Kirchengemeinde versteht sich als Teil der Stadtgesellschaft, wie Pfarrer Kai Hüsemann in seiner Begrüßung aller Gäste betonte. Natürlich war auch Orgelbaumeister Kilian Gottwald anwesend, um zu erleben, wie das neue Instrument in der Gemeinde aufgenommen wurde.

Predigt Bischof Kohlgraf (c) Jana Montalto

Der Bischof betonte in seiner Predigt, dass Wert und Würde eines jeden Menschen nicht von der Arbeitsleistung und Nützlichkeit abhängen. Wie alle Kunst ist auch die Kirchenmusik weit mehr als etwas Nützliches, denn Kunst wolle Menschen bewegen. Eine Orgel kann in der Vielfalt ihrer Stimmen auf unnachahmliche Weise Lob, Dank, Freude und Trauer ausdrücken, wo es oft schwer ist, dies in Worte zu fassen. Sie kann aber auch verstören – auch das kann im Glauben wichtig sein, denn Glaube sei nicht gemütliche Harmonie. Deswegen, so Kohlgraf, sei Kirchenmusik kein Luxus, sondern helfe, den Auftrag der Kirche zu erfüllen und könne auch einen Zugang zu Gott ermöglichen. Somit stehe die Kunst in Kirchen und die Kirchenmusik auch nicht in Konkurrenz zur Nächstenliebe. In diesem Zusammenhang verwies er auf ein Zitat des verstorbenen Papstes Franziskus, der den karitativen Dienst am Menschen als beste Predigt bezeichnet hat. Bischof Kohlgraf schloss seine Predigt mit dem Hinweis, dass die Musik ein Zeichen der Hoffnung sei, dass wir das Leben und die Zukunft unter dem Segen Gottes feiern.

Weihe (c) Jana Montalto

Nach seiner Predigt stieg Bischof Kohlgraf hinauf zur Orgelempore und vollzog feierlich die Weihe der Orgel. Der mit Spannung erwartete Moment war gekommen. Mit dem „Marche Héroique“ von Herbert Bewer brachte Domkantor Dan Zerfaß aus Worms die neue Gottwald-Orgel zum ersten Mal für die Gemeinde zum Erklingen.

Ob solistisch, gemeinsam mit dem hervorragenden Kirchenchor oder als Begleitung des Gemeindegesangs – die neue Orgel übertraf alle klanglichen Erwartungen und wurde begeistert in der Gemeinde aufgenommen. Ein echtes Original, das schon jetzt nicht mehr aus der Marienkirche wegzudenken ist.

Feier im Albert-Stohr-Haus (c) Jana Montalto

Nach dem feierlichen Gottesdienst strömten die Gemeindemitglieder voller Vorfreude ins Albert-Stohr-Haus, um das große Ereignis gebührend zu feiern. Schnell war der große Saal bis auf den letzten Platz gefüllt, während draußen der Duft von Gegrilltem in der Luft lag. Würstchen, Steaks und frische Salate, liebevoll zubereitet von vielen fleißigen Helfern, sorgten für ein abwechslungsreiches Buffet, das keine Wünsche offenließ. Später rundeten selbstgebackener Kuchen und frischer Kaffee das kulinarische Erlebnis perfekt ab. In fröhlicher Runde wurde angeregt geplaudert, gelacht und gemeinsam gefeiert.

Die neue Gottwald Orgel (c) Jana Montalto

Um 15:00 Uhr stand dann der nächste Höhepunkt an. Eva-Maria Anton, die Regionalkantorin aus Bad Nauheim, durfte das erste Konzert auf der neuen Orgel spielen. Sie präsentierte eine gute Stunde lang die ganze Breite der Klangmöglichkeiten des Instruments in einem abwechslungsreichen und brillant gespielten Programm mit Werken von Lübeck, Walther, Mendelssohn-Bartholdy, Reger und Vierne. Natürlich durfte auch Johann Sebastian Bach mit seiner Triosonate in Es-dur nicht fehlen. Wie das Publikum war auch Eva-Maria Anton begeistert und stellte anschließend fest: "Es ist so ein wunderbares Instrument geworden. Ihr könnt so froh sein, diese Orgel zu haben."

Orgelbauer Kilian Gottwald (c) Jana Montalto

Auch Dan Zerfaß, Domkantor von Worms und Orgelsachverständiger im Auftrag des Bistums Mainz, der während des Gottesdienstes an der Orgel saß, war voll des Lobes: "Flöten können manchmal langweilig sein. Aber bei diesen vier Flötenregistern hat jedes seinen eigenen wunderbaren Charakter."

Und natürlich ist auch Markus Büchele, der Initiator des Projektes, mit dem Ergebnis mehr als zufrieden und hielt fest: "Kilian Gottwald hat gezaubert. Jedes einzelne Register klingt schon für sich allein wunderbar. Ich freue mich schon so darauf, das Instrument in den nächsten Monaten und Jahren richtig kennenzulernen."

Bemerkenswert war auch eine Zufallsbegegnung, die er am Samstagabend vor der Weihe machte: Vor der abgeschlossenen Kirche stand ein junges Paar. Auf den Hinweis, dass wegen der Probe von Eva Anton eine Besichtigung nicht möglich sei, meinten sie, sie wollten nur draußen zuhören, es sei so schön. Die Orgelklänge hätten sie angezogen.