Wer in Friesenheim, von der Gaustraße kommend, die Hauptstraße entlang fährt, trifft auf die beiden Kirchen Friesenheims. Linker Hand die 1886 fertiggestellte evangelische Pfarrkirche und rechter Hand die katholische Pfarrkirche St. Walburga. Der 1740 errichtete barocke Saalbau mit dreiseitig geschlossenem Chor war damals als Simultankirche erbaut. 1885 kaufte die katholische Gemeinde für 9000 Mark der evangelischen Gemeinde ihren Teil ab.
Friesenheim wurde ab 1390 als eigene Pfarrei erwähnt. Rechts unter der Empore ist noch ein Teil eines gotischen Grabsteines sichtbar, der bei Renovierungsarbeiten 1988 im Bereich des Altarsraums gefunden wurde. Man erkennt den Halbmond, ein Wappensymbol und gotische Buchstaben. Es ist ein Zeugnis des gotischen Vorgängerbaus.
1886/87 wurde die Kirche im Zuge der Renovierungsarbeiten mit ausgesprochen katholischen Elementen geschmückt: Eine Muttergottesfigur, die Maria Immaculata, wurde gestiftet. Sie steht rechts vom Chorbogen auf einem Sandsteinpodest. Weiterhin kam das Ewige Licht hinzu, eine neugotische Arbeit, die rechts im Chorraum hängt.
Der 1709 vom Mainzer Domvikar Johann Adam von Serkauf zu Ehren der Heiligen Johannes Nepomuk und Antonius von Padua errichtete Hochaltar wurde neu vergoldet und marmoriert. Im Altaraufsatz befindet sich das Bild der heiligen Walburga. Es ist eine im 19. Jhr. über ein anderes Bild aufgemalte Darstellung der Kirchenpatronin.
Ferner wurde eine Sakristei angebaut, die 1958 neu errichtet wurde. Die Kirche wurde bei diesen Arbeiten um die Breite der Empore nach Westen auf heute 180 Sitzplätze erweitert, zudem wurde der Dachreiter errichtet. Dieser trägt zwei Glocken: Die 1951 bei Hamm in Frankenthal gegossene Michaelsglocke, Bronze, 58 kg und die 1838 bei Renaud gegossene 'Alte Glocke', Bronze, Ton gis, 53 kg. Die Kirche wurde am 13.03.1960 von Bischof Albert Stohr geweiht.
Die Kirche, wie sie sich heute darstellt, ist das Ergebnis einer 1988/89 durchgeführten Innenrenovierung. Sie erhielt einen Fußboden aus italienischem Sandstein, der dem einheimischen Flonheimer Sandstein ähnlich ist. Aus diesem Material erhebt sich auch der Zelebrationaltar im Chroraum, ja er wächst gleichsam aus dem Boden, als Symbol für Christus, den Grundstein.
In den Altar sind Reliquien des heiligen Blandinus und anderer heiliger Christgläubiger eingemauert. Sie erinnern uns, dass wer am Heiligen teil hat, selbst gerufen ist, heilig zu leben, d.h. Christus im Alltag nachzufolgen. Aus dem Sandstein ist auch der Ambo, gefertigt, 2001 von Rainer Knussmann gebaut. Geziert ist er mit den vier Evangelistensymbolen.
Der Taufbrunnen erhielt einen würdigen Ort rechts unter der Empore. Die barocke Schale war zeitweise als Blumenküberl missbraucht worden. Nun ziert sie ein kupfergetriebener Deckel mit dem Symbol des Wassertropfens und des Fisches, einem alten Christussymbol. Das Weihwassergefäß ist eine kleine achteckige Sandsteinstelle, links am Eingang. Es ist das Achteck-Symbol des Ostertages.
Links unter der Empore hat die Figur des heiligen Johannes Nepomuk, eine Arbeit aus der Werkstatt des Barockbildhauers Martin Biterich, einen sichtbaren Platz gefunden. Sie wurde neu gefasst und auf eine Sandsteinstele gestellt. Johannes Nepomuk, der Generalvikar des Bistums Prag wurde auf Geheiß des Königs ertränkt, weil er der Legende nach das Beichtgeheimnis nicht brechen wollte. So trägt er das Beichtkreuz. Er ist ein Brückenheiliger und hat so seinen Platz in der Selzgemeinde.
Vor dem Chorbogen, auf Konsolen aus Sandstein stehen links der heilige Josef, eine bunt gefasste Barockfigur und rechts die Maria Immaculata.
Auf der Empore befindet sich ein weiterer Schatz der Pfarrkirche, die 1763 von Joseph Anton Onimus erbaute einmanualige, elfregistrige Orgel. Die Orgel wurde am 23.03.1763 verakkordiert und von der Gemeinde für 530 Gulden erworben, nebst einem französichen Laubtaler Trinkgeld! Sie ist die einzig erhaltene Orgel des Joseph Anton Onimus. Sie wurde 1993 von der Firma Förster und Niclaus renoviert.
Ebenfalls findet sich in der Kirche eine Gabe, die der Gemeinde 1995 geschenkt wurde: der Kreuzweg der zeitgenössischen Malerin Ruth Spar-Mühlendyck (1922-1977).