Als im Jahre 1946 die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches und dem Sudetenland in großem Stile betrieben wurde, kamen im Zuge dieser Umsiedlung auch viele Katholiken nach Eberstadt.
Neben der Behebung der großen materiellen Not galt es auch, ihre religiöse Betreuung sicherzustellen, was sich anfangs nicht ganz einfach gestaltete. Diese 380 Eberstädter Katholiken wurden zunächst der katholischen Pfarrei Butzbach, danach Gambach zugeteilt, wo Pfarrer Edmund Artel aus Goldenstein begann, die Katholiken um sich zu sammeln und eine katholische Gemeinde aufzubauen. Als 1951 an den Bau einer katholischen Kirche in Gambach gedacht werden konnte, halfen die Eberstädter Katholiken dabei fleißig mit.
Es darf an dieser Stelle dankbar erwähnt werden, dass die Eberstädter Katholiken zunächst in der evangelischen Kirche ihre Gottesdienste feiern durften. 1952 wurde in Münzenberg eine katholische Seelsorgestelle eingerichtet, die auch die Betreuung der Eberstädter Katholiken übernahm. Das Bemühen, in Eberstadt den Bau eines eigenen Kirchleins anzustreben, kam 1954 ein Stück weiter, als den hiesigen Katholiken am Gambacher Weg für diesen Zweck ein Bauplatz zugewiesen wurde. Pfarrer Schäfer, der für die Münzenberger und Eberstädter Katholiken zuständig war, ließ nun eine Baracke von Mainz nach Eberstadt schaffen, die zu einer Notkirche hergerichtet wurde. Am 19.06.1955 konnte sie der Mainzer Weihbischof Josef Maria Reuß benedizieren. Die Eberstädter Katholiken hatten nunmehr ein zwar einfaches, aber doch eigenes Gotteshaus.
Ein kleiner Glockenturm hat die zwei Glocken aufgenommen, die zum Gottesdienst rufen. Der Charakter einer Baracke wurde durch den Außenputz kaschiert. Das Innere der Kirche war schlicht gehalten: hölzerner Hochaltar mit Tabernakel aus barocker Zeit, zwei schlichte Seitenaltäre mit den holzgeschnitzten Figuren der Gottesmutter Maria und des heiligen Franz von Assisi. 1977 kam noch ein Zelebrationsaltar hinzu, sodaß der Priester während des Gottesdienstes zum Volk schaut.
Auffallend sind die vielen bunten Glasfenster, die durch Spenden finanziert wurden. Die Namen der Spender wurden darauf festgehalten. Das Gemälde an der Rückwand stammt von einem Soldaten aus Neu-Isenburg, der es in sowjetischer Kriegsgefangenschaft heimlich gemalt hat. Die Kirche hat 150 Sitzplätze und Raum für etwa 30 Stehplätze. Als Heizung diente zunächst ein recht primitiver Ofen, der dann durch zwei neue Öfen ersetzt wurde. 1979/80 wurde ein Warmluftgebläseheizung installiert, wozu in Eigenleistung ein Anbau errichtet wurde.
1957 trat an die Stelle von Pfarrer Schäfer Emil Hillebrand, der selbst Heimatvertriebener aus dem Sudetenland war und von Münzenberg aus auch die Eberstädter Katholiken betreute. Über 19 Jahre lang war er als Seelsorger in Münzenberg tätig gewesen.
Auf Pfarrer Hillebrand folgte Josef Rüßmann als Pfarrverwalter. Er wußte die Jugend an das kirchliche Leben heranzuführen. So gründete er zwei Jugendgruppen, aus der sich die Ministranten rekrutierten. Da Eberstadt 1971 in die Stadt Lich eingliedert worden war, die Diözese Mainz ihre Struktur straffte, wurde mit Wirkung vom 01.01.1978 die katholische Gemeinde Eberstadt von Münzenberg und vom Dekanat Friedberg abgetrennt und der Pfarrgemeinde Lich und dem Dekanat Gießen zugeteilt. Seit dieser Zeit ist für die Eberstädter Katholiken der Pfarrer von Lich, Dr. jur. Bernhard Falck, zuständig, der auch gleichzeitig Dekan des Dekanates Gießen ist. Den wesentlichen Teil der Seelsorgearbeit in Eberstadt leisten die häufig wechselnden Kapläne.
Im Laufe der Jahre war die Barackenkirche schadhaft geworden, das Holz vom Wurm befallen, sodaß man über eine Erneuerung nachdenken musste. Man kam überein, die aus Holz bestehenden Seitenwände herauszureißen und durch ein festes Mauerwerk zu ersetzen. Am 25.08.1984 wurde mit den Arbeiten begonnen, die eine grundlegende Renovierung des Gotteshauses zum Ziel hatten. So wurde ein neuer, gemauerter Altar errichtet, die hübschen bunten Glasfenster mit Wärmeschutzglas verstärkt, die Kirchenbänke wurden neu gestrichen undteilweise verkürzt. Für den alten Beichtraum an der Stirnseie der Kirche entstand ein neuer an der Rückseite. Die elektrischen Installationen wurden erweitert und neue Kirchenlampen angebracht. Innen und außen erhielt die Kirche einen neuen Verputz. Der Turm wurde teilweise mit Schiefer verkleidet, und ein neuer Fußboden wurde verlegt.
Am 01.05.1985 konnte in einem eindrucksvollen Gottesdienst der Mainzer Domkapitular Dr. Adam Groh im Auftrag des Bischofs Dr. Karl Lehmann die Konsekration des Altars vornehmen. Höhepunkt des Festgottesdienstes war die Altarweihe und die zuvor erfolgte Einmauerung von Reliquien des heiligen Gottfried von Kappenberg in den Altar durch den Domkapitular. Gottfried von Kappenberg war 1127 in jungen Jahren in dem von ihm gegründeten Prämonstratenserkloster Ilbenstadt in der Wetterau verstorben.
1986 erhielt das renovierte Gotteshaus eine neue Orgel, die am 2. Februar (Mariae Lichtmess) von Dekan Dr. Bernhard Falck im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes geweiht wurde. Die Vorstellung der Orgel übernahm M. Nicolaus, in dessen Unternehmen, Förster und Nicolaus, die Orgel gebaut worden war. Bei dem Instrument handelt es sich um ein "Positiv", eine kleine Stellorgel mit 54 Tasten, mit denen drei Orgelregister und 162 kleine Pfeifen angespielt werden können.
(Quelle: Ausschnitte aus dem Licher Heimatbuch 1989)