Reiterfreizeit 2018

Ein kleines Jubiläum: 10 Jahre Reiterferien – das elfte Mal auf dem Reiterhof Stitz

Datum:
Fr. 19. Okt. 2018
Von:
Matthias Sommer

Bereits am zweiten Tag meinte ein 9-jähriges Mädchen: „Ich liebe Pferdepflege und das Reiten. Können wir diese Freizeit nicht jede Woche machen?“ Bei anfangs wechselhaftem Wetter, aber ab Mitte der Woche trocken und bei sommerlichen Temperaturen verbrachten 21 Kinder und Betreuer eine erlebnisreiche Woche auf dem Reiterhof Stitz in Gernsheim/Allmendfeld.

„Ich fahre nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit!“ wurden die Eltern am Samstag­vormittag von ihren Kindern begrüßt. Einige Eltern hatten das Angebot der Reitschule Stitz wahrgenommen, am letzten Tag den Hof, die Pferde und Unterkünfte zu besichtigen sowie die bemerkens­werten Fortschritte ihrer Kinder beim Reiten zu bewundern. Stolz wurden den Eltern die Urkunden gezeigt: Es wurden insgesamt 3 Prüfungen „Schaukel­pferdchen“, 4 Prüfungen Reitabzeichen Klasse 10 (RA10) sowie 6x Klasse 9 (RA09) abgelegt und alle in Theorie und Praxis mit Bravour bestanden.

Nach den erfolgreichen Herbstfreizeiten in den vergangenen Jahren war dies bereits die elfte  Reiterfreizeit im Angebot der katholischen Pfarrgemeinde Weiterstadt, unter der Leitung von Matthias Sommer. Entstanden war die Idee auf der Sommerfreizeit 2007 auf der Ferieninsel Langeland in Dänemark, wo im Feriencamp in Humble auch einige Pferde zum Reiten zur Verfügung standen. Da die Reiterfreizeit so gut angenommen wird, wurde sie nun fest in das Angebot der Pfarrei aufgenommen. Der Reiterhof ist für 2019 in der ersten hessischen Herbstferien-Woche bereits wieder gebucht.

Aber Ferien auf einem Reiterhof ist nicht nur Freizeit, sondern bedeutet auch Arbeit und kann durchaus ein wenig anstrengend sein. Um 6:30 Uhr hieß es Wecken. „In den Ferien darf ich immer bis 10:00 Uhr schlafen!“ protestierten einige Teilnehmer. Damit wären aber die ersten beiden Reitstunden schon verpasst gewesen.

Bei einem recht ambitionierten Tagesplan mussten die Zeiten streng eingehalten werden: Pünktlich um 7:45 Uhr gab es Frühstück; 8:30 Uhr wurden die Pferde gepflegt, gesattelt und aufgezäumt, damit um 9:00 Uhr der Reitbetrieb beginnen konnte. Geritten wurde in drei bis vier Abteilungen zu je 3-7 Teilnehmern, gestaffelt nach Können.

Im täglichen theoretischen Unterricht gegen 11:00 Uhr wurde allen Teilnehmern wichtige und interessante Informationen zu den Pferden und zum Reiten vermittelt, angefangen bei der Einordnung der Gattung Pferd als Steppen-, Huf-, Säuge-, Herden- und Fluchttier, das zu verwendende Futter (Kraft-, Saft-, Rau- und Zusatzfutter) über die Pferdepflege (z.B. Striegeln, Hufe auskratzen und Hufe einfetten) bis hin zur Benennung der einzelnen Teile der Trense, des Sattels und das korrekte Anlegen.

Die Kinder lernten das Anbinden der Pferde mittels Panik-Knoten, das Aufsatteln und Anschirren, das korrekte Sitzen auf dem Pferd und das richtige Halten der Zügel, die Hilfen des Reiters (Kommunikation zwischen Reiter und Pferd) in Form von Gewichts-, Zügel- und Schenkel-Hilfe, und das Pferde auch Ruhepausen brauchen (die so genannte Stallruhe).

Beim Bahnfiguren ablaufen in der Reithalle nahmen sich die Teilnehmer gegenseitig auf den Rücken uns spielt Pferd und Reiter. Trotz eines oft anstrengenden Vormittags folgten die Teilnehmer noch aufmerksam der Theorie, die von der 16-jährigen Johanna, einer Auszubildenden, mit Spaß und viel Freude vermittelt wurde.                                                                                                                    

Um 12:00 Uhr gab es Mittagessen in der geräumigen Wohnküche. Die Verpflegung übernahm Frau Sabine Stitz persönlich. Das Essen hat den Kindern sehr gut geschmeckt, was an den verzehrten Portionen gut zu beobachten war. Nach dem Mittag- und Abendessen wurde ein kleiner Kiosk geöffnet, bei dem die Kinder Süßigkeiten und Getränke einkaufen konnten.

Von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr war Mittags- und Stallruhe angesagt. Die Pferdeställe waren in dieser Zeit tabu. Die Kinder durften sich auf ihren Zimmern ausruhen, auf dem Reitplatz oder auf der Koppel „Pferdchen“ spielen, Karten spielen (Werwölfe vom Düsterwald, Hauruck), auf dem Spielplatz verweilen, die Holzpferdchen aufzäumen oder sich anderweitig vergnügen. Ein besonderer Spaß war das Ziehen des Pony-Sulkys mit bis zu drei Kindern im Schlepptau. Die Pferde-Führmaschine konnte dieses Jahr leider wieder nicht genutzt werden.

Um 13:30 Uhr wiederholte sich der Ablauf vom Vormittag: Pferdepflege, Satteln, Auf­zäumen, Reiten in den Abteilungen, Pferde zurück in den Stall bringen und wieder sauber machen. Zwischendurch gab es Tee, Säfte und selbst gebackenen Kuchen von Frau Stitz.

Nach dem Reiten stand die Zeit bis zum Abendessen zur freien Verfügung. In dieser Zeit wurden Spiele auf dem Reitplatz oder auf der Koppel angeboten und ein Theorie-Quiz veranstaltet, bei der die relevanten Prüfungsfragen nochmals vertieft werden konnten.

Ein besonderer Höhepunkt stellte wieder die Kutschfahrt mit Pony Comet dar. In kleinen Gruppen zu 5-6 Personen ging es am Donnerstag bei blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen im Trab über die Wiesen und Felder von Allmendfeld.

Um 19:00 Uhr wurde zu Abend gegessen. Mit großem Appetit wurden die Brote mit Käse, Wurst, Fleischsalat und Nutella verspeist. „Wenn ihr so weiter macht, esst ihr mir noch die Haare vom Kopf“, meinte Frau Stitz. Die Zeit bis 20:00 Uhr hatten die Kinder dann zur freien Verfügung, wobei der Kiosk wieder geöffnet hatte.

Ab 20:00 Uhr wurde ein Abendprogramm angeboten: Es gab zwei Spielabende (es wurden u.a. „Werwölfe vom Düsterwald“ gespielt mit LED-Lebenskerzen) sowie zwei  Kinoabende, bei dem sich die Teilnehmer u.a. „das Hundehotel“ anschauten. Besonders fieberten die Kinder auf die Grusel-Nachtwanderung hin, vorbereitet von den älteren Teilnehmern.

Die ganze Woche über lernten die Kinder spielerisch mit sehr viel Engagement die wichtigen Themen für die am Freitag anstehenden Reiterprüfungen. Um ein Reit­abzeichen zu erlangen, mussten die Kinder ihr Können auf dem Pferd aber auch ihr Wissen über die Theorie, angefangen von der Pferdepflege, das Bezeichnen aller Sattel- und Zaumzeug-Teile, über die korrekte Sitzhaltung bis hin zu den Kommunikationshilfen unter Beweis stellen. Auch das Führen des Pferdes, die sogenannte Bodenarbeit, war ein wesentlicher Bestandteil der Prüfung. „Matthias, kannst du noch 10 Minuten das Licht anlassen?“ fragten die Mädchen, als um 22:00 Uhr die Nachtruhe ausgerufen wurde. „Wir müssen noch lernen!“ Alle Teilnehmer haben schließlich die Prüfung bestanden. Herzlichen Glückwunsch!

Nach der praktischen und theoretischen Prüfung ging es gleich zur Siegerehrung, bei der allen Prüflingen die Urkunde überreicht wurde.

Am Abend durften alle etwas länger wach bleiben und ausgelassen feiern. Bei fetziger Partymusik und lustigen Spielen hatte nicht nur die Kinder eine Menge Spaß.  Natürlich wurden auch die Ergebnisse des saubersten Zimmers bekannt gegeben und prämiert, denn jeden Tag gab es meist unangekündigte Zimmerkontrollen. Ein Lob an alle Teilnehmer, die die Zimmer recht sauber gehalten haben!

Am Samstag hieß es dann - teilweise unter Tränen - Abschied nehmen. Dem Pflegepferd wurde noch mal liebevoll über die Nüstern gestreichelt, die vielen Katzen gedrückt, die im vorletzen Jahr ganz frisch zur Welt gekommen waren, den beiden Hunden noch etwas ins Ohr geflüstert und die Zimmer-Genossinnen umarmt. In dieser Woche hatten wir eine Menge gelernt und viel Spaß miteinander gehabt, so dass sich alle einig waren, dass wir uns im nächsten Jahr hier wieder treffen wollen.

Ein großer Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben, dass die Woche wieder so erfolgreich verlaufen ist. Vielen Dank vor allem an Wiebke, Bianca und Martina, Valerija, Zoe, Annemarie, Linda und Johanna, die sehr um das Wohlbefinden der Kinder bemüht waren und immer eine helfende Hand hatten. 

Ein großer Dank gebührt Eva Stitz, die mit ihrer freundlichen, offenen und ungezwungenen Art einen großen Anteil an der guten Stimmung hatten sowie ihrer Mutter Sabine Stitz für die sehr gute Verköstigung der Gruppe.